Laut einer aktuellen Studie gehörten im Jahr 2020 Taxifahrer, Schlosser und Verkaufsberater zu den zehn gefragtesten Berufen in Russland. Laut einer anderen Studie sind Mediziner, Pharmazeuten, IT-Spezialisten und Beschäftigte im Dienstleistungssektor die beliebtesten Berufe. Während Experten darüber diskutieren, welche Berufe in Zukunft gebraucht werden, versuchen junge Bewerber, eine vielversprechende berufliche Laufbahn zu wählen. Inzwischen wissen russische Arbeitgeber eines ganz genau: Sie wollen keine jungen Leute unter 24 Jahren einstellen. Sie begründen dies vor allem damit, dass junge Menschen unverantwortlich und undiszipliniert sind, wie das Portal Rabota.ru herausgefunden hat und RIA Novosti berichtet.
Dabei ist es nicht die mangelnde Erfahrung der jungen Spezialisten, die ihre Einstellung verhindert. Nur 37 Prozent der Befragten halten das für einen Minuspunkt. Aber sieben von zehn Arbeitgebern sind der Meinung, dass junge Menschen im Alter von 18 bis 24 Jahren durch eine unverantwortliche Einstellung zur Arbeit gekennzeichnet sind. Mehr als die Hälfte der Manager nennen Disziplinprobleme als Grund, junge Kandidaten nicht in Betracht zu ziehen, und weitere 45 Prozent der Befragten verweisen auf zu hohe Gehaltsvorstellungen junger Arbeitssuchender. Auch die Unfähigkeit, angemessen auf Kritik zu reagieren (30 Prozent), mangelnde Stressbewältigung und die Abhängigkeit der jungen Leute von elektronischen Geräten (jeder fünfte Befragte) verhindern eine Einstellung.
Was das Fehlen von Referenzen aus früheren Jobs angeht, sind die Arbeitgeber nicht so besorgt – nur sechs Prozent betrachten das als Minuspunkt. Der Kinderwunsch von Kandidaten ist nur für fünf Prozent der Arbeitgeber ein Hindernis. Sechzehn Prozent der Unternehmer sehen überhaupt keinen Grund, junge Bewerber einzustellen.
Haben junge Leute keine Vorteile gegenüber erfahrenen Mitarbeitern? Die Liebe zu ihrem Job, die positive Einstellung, die Bereitschaft zur Konkurrenz, die Beherrschung neuester Technologien und Arbeitsmethoden und ihre hohe Lerngeschwindigkeit bei vergleichsweise günstigen Lohnkosten sind positive Eigenschaften der Nachwuchskräfte.
Allerdings überwiegt die Liste der negativen Aspekte bei den Arbeitgebern deutlich. Vor allem gibt es offensichtlich Probleme mit Disziplin und Verantwortungslosigkeit. Viele junge Mitarbeiter kennen keine Arbeitsethik. Sie kommen oft zu spät zur Arbeit und weigern sich, die Anweisungen der Personalabteilung zu befolgen. Einigen fehlt es an Reife und Bewusstsein für die Arbeitskultur. Durch die Festlegung von Regeln will der Arbeitgeber erreichen, dass diese für alle gleich sind. Ihre Nichtbeachtung untergräbt den Teamzusammenhalt, beeinträchtigt die Atmosphäre und kann in der Zukunft zu ernsthaften Problemen führen. Junge Leute kennen sich möglicherweise nicht mit den Besonderheiten des Geschäfts aus. Es dauert in der Regel Jahre, um die notwendige Erfahrung und das Verständnis dafür zu erlangen, wie ein Unternehmen funktioniert, und ein Mangel an solchem Wissen führt zu einer unverantwortlichen Einstellung zur Arbeit. Neueinsteiger stehen unter zusätzlichem Druck, weil sie die Konsequenzen ihres Handelns für das Unternehmen nicht kennen und zusätzliche Zeit benötigen, um Aufgaben zu erledigen. Aus Sicht des Gesamtunternehmens ist der Einsatz dieser Arbeitskräfte finanziell riskant.
[Daria Boll-Palievskaya/russland.NEWS]
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