Seltene Erden geraten ins Visier der Geheimdienste

Seltene Erden geraten ins Visier der Geheimdienste

Seltene Erden haben sich von einem Nischenthema zu einem geopolitisch relevanten Thema entwickelt. Aufgrund internationaler Spannungen und neuer innenpolitischer Prioritäten werden Seltene Erden (REM) nicht nur auf Konferenzen, sondern auch in Regierungen diskutiert. Jüngst hat China einen ausländischen Geheimdienst beschuldigt, Seltenerdmetalle aus dem Land zu schmuggeln.  

Das chinesische Ministerium für Staatssicherheit teilte über den Messenger WeChatmit, es hab die illegale Ausfuhr gestoppt, die von einem ausländischen Geheimdienst organisiert wurde. In der Nachricht wird das Land, dessen Geheimdienst in den Export der seltenen Metalle verwickelt sein könnte, nicht genannt. Es wird jedoch angedeutet, dass dieser Staat die Metalle nicht selbstständig herstellen und verarbeiten kann.  

Laut dem Ministerium hat der chinesische Auftragnehmer mit den Diensten eines anderen Landes zusammengearbeitet und bei den Ausfuhrkontrollen falsche Angaben zur Zusammensetzung und Bezeichnung der exportierten Produkte gemacht. Die Seltenerdmetalle wurden dann in kleinen Chargen in das Zielland verschifft. Der ausländische Geheimdienst habe lokale Auftragnehmer unter anderem angewiesen, Seltenerdmetalle zu verarbeiten und als Baumaterialien oder Legierungszubehör zu schmuggeln.  

China verfügt nach eigenen Angaben über etwa 40 Prozent der weltweiten Reserven an Seltenerdmetallen, wobei der Anteil des Landes an der Förderung etwa 70 Prozent beträgt. Diese Elemente sind entscheidend für die Herstellung von Batterien, Elektronik, Magneten, Komponenten für erneuerbare Energien, KI-Systemen, Robotik sowie Verteidigungs- und Raumfahrtprodukten.  

Russischen Daten zufolge ist China ist für bis zu 70 Prozent der weltweiten REM-Produktion verantwortlich und kontrolliert etwa 90 Prozent der Verarbeitung. In dieser Kette agiert China nicht nur als Produzent, sondern auch als Preisregulator, indem es Dumping einsetzt, um Konkurrenten auszuschalten. Nur die OPEC hatte während des Ölbooms eine solche Einflusskonzentration. 

Und Russland? In Bezug auf die Reserven mit geschätzten 28,5 Millionen Tonnen gehört es zu den drei größten der Welt. Diese Menge reicht aus, um die globale Nachfrage über Jahrzehnte hinweg zu decken. In Bezug auf die tatsächliche Produktion jedoch liegt es bei weniger als 1 Prozent. Es gibt zwar Vorkommen, aber fast keine Verarbeitung: Die Konzentrate werden nach wie vor ins Ausland geschickt, beispielsweise nach Estland. Tatsächlich ist Rosatom mit dem Bergbau- und Aufbereitungswerk Lowosero derzeit das einzige Unternehmen, das kommerziellen REM-Bergbau in Russland betreibt. 

Die Nachfrage im Land ist nicht überzeugend. 60 Prozent des Verbrauchs entfallen auf Katalysatoren, weitere 20 Prozent auf Glas. Magnete, die etwa die Hälfte des weltweiten REM-Verbrauchs ausmachen, stecken in Russland jedoch noch in den Kinderschuhen. Zum Vergleich: China produziert mehr als 200.000 Tonnen Magnete pro Jahr, während Russland nur etwa 1.000 Tonnen herstellt – wobei es sich dabei immer noch mehr um Pläne als um Nachfrage handelt. Diese Zahlen stammen aus dem Bericht der Eurasischen Expertenunion „Seltene Erden In Russland: Probleme, Barrieren und Lösungen“. 

Laut Eurostat ist Russland mit 28,5 Prozent der zweitwichtigste Lieferant von Seltenerdmetallen in der EU, gefolgt von Malaysia mit fast 20 Prozent. Unter den EU-Ländern ist Deutschland besonders abhängig von den Lieferungen von Seltenerdmetallen aus China. Wie das Statistische Bundesamt in Wiesbaden Ende April mitteilte, entfielen im Jahr 2024 zwei Drittel (65,5 Prozent) der deutschen Importe dieses für viele Hightech-Industrien wichtigen Rohstoffs auf die VR China. Zum Vergleich: Im EU-Durchschnitt lag der entsprechende Wert bei 46,3 Prozent. 

2017, während seiner ersten Amtszeit als Präsident, wies Donald Trump das US-Innenministerium und andere Behörden an, einen Bericht über die Abhängigkeit der Vereinigten Staaten von der Einfuhr von Mineralien zu erstellen, die für die Wirtschaft des Landes von entscheidender Bedeutung sind – Mineralien, die beispielsweise bei der Herstellung von Computerchips, Kernreaktorstäben, Kampfjets und Elektroautos weit verbreitet sind.   

 Im Jahr 2020 wurde ein solcher Bericht vorgelegt. Die Liste der kritischen Mineralien umfasste 35 Mineralien. Bei 31 von ihnen importieren die USA mehr als die Hälfte ihres Jahresverbrauchs. 14 von ihnen stehen den US-Herstellern nur aufgrund von Einfuhren zur Verfügung. Aber das ist nicht das Schlimmste für die US-Wirtschaft, kommentierte Donald Trump den Bericht. Das Schlimmste sei, so Trump, dass 80 Prozent der Seltenerdmetalle direkt aus einem Land – China – nach Amerika importiert würden. Der Rest kommt aus demselben China, aber über Zwischenhändler.  

Im April dieses Jahres hatte China die Ausfuhrkontrollen für sieben Metalle verschärft. Dies führte zu einer Krise in der Automobilindustrie der Vereinigten Staaten, da die Einfuhren aus China etwa 80 Prozent der gesamten Rohstoffeinfuhren ausmachten. Am 9. Juni erzielten die Länder eine Einigung, die laut US-Präsident Donald Trump die Versorgung wiederherstellen sollte. Im Juni stieg der Export von Seltenerdmetallen aus China um 32 % gegenüber dem Vormonat. Gerade der Export von Seltenerdmetallen gilt als das wichtigste Druckmittel Pekings in den Handelsgesprächen mit Washington. 

Wie sehr das chinesische Ministerium für nationale Sicherheit um die seltenen Erden besorgt ist, zeigt der Aufruf am Ende der am 17.Juli im Messenger WeChat veröffentlichen Nachricht über das Interesse ausländischer Geheimdienste an den wertvollen Rohstoffen: „Wenn die Bürger in ihrem täglichen Leben verdächtige Hinweise finden, die die Sicherheit unserer wichtigsten Bodenschätze gefährden, melden sie dies bitte umgehend <…> und bauen gemeinsam eine solide Mauer aus Eisen und Stahl, um die nationale Sicherheit zu schützen.“ 

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