Die Behörden haben ein weiteres Unternehmen verstaatlicht, den großen Getreideexporteur, Rodnje Polja (früher TD Rif), berichtet die russische Zeitung Kommersant. Die Begründung war, dass der Begünstigte des Unternehmens, Pjotr Chodjkin, eine ausländische Staatsbürgerschaft besaß.
Ein Gericht aus der Region Rostow gab der Klage der russischen Generalstaatsanwaltschaft statt und übertrug 100 Prozent der Aktien von Rodnje Polja an den Staat. Der Grund dafür sei, dass das Unternehmen, das landwirtschaftliche Erzeugnisse exportiert, als strategisch wichtig eingestuft wurde, der Begünstigte des Unternehmens, Pjotr Chodjkin, sich jedoch nicht nur als Bürger Russlands, sondern auch der Föderation St. Kitts und Nevis erwies.
Als ausländischer Staatsbürger hätte er eine staatliche Genehmigung für die Beteiligung an einem strategischen Unternehmen haben müssen. Diese Erlaubnis wurde ihm nicht erteilt, schreibt die russische Zeitung Kommersant. Chodjkin sagte, er wolle sich mit dem Tenor der Gerichtsentscheidung vertraut machen, um dann weiter zu handeln.
Kommersant bezeichnet Rodnje Polja als den größten Getreideexporteur des Landes, der im Hafen von Asow tätig und dort führend im Umschlag von Schüttgut ist. Zu den Aktiva gehören eine eigene Flotte (11 Seeschiffe), rollendes Eisenbahnmaterial, ein Frachtterminal und über 200 damit verbundene Infrastruktureinrichtungen. Auf Antrag der Generalstaatsanwaltschaft ordnete das Gericht die sofortige Vollstreckung des Urteils an.
Früher war das Unternehmen auf dem Markt als Trade House Reef bekannt, und die zugehörigen Schiffe waren laut einer Untersuchung an der Ausfuhr von Getreide aus den von Russland beschlagnahmten Gebieten der Ukraine beteiligt.
Der Wert von Rodnje Polja wird auf 58 Milliarden Rubel geschätzt, der Jahresumsatz 299 Milliarden Rubel und der Bruttogewinn 100 Milliarden Rubel. Im Frühjahr 2024 hatte das Unternehmen aufgrund von Verzögerungen oder der Weigerung, Pflanzengesundheitszeugnisse auszustellen, Schwierigkeiten mit Lieferungen. Infolgedessen blieben bereits beladene Schiffe in den Häfen liegen, schrieb schrieb die russische Nachrichtenagentur Interfax.
Mit dem Ausbruch des Krieges in der Ukraine begannen in Russland Umverteilungen von Privateigentum zugunsten des Staates und regierungsnaher Kreise. Der russischen Exilzeitung Meduza zufolge waren seit Beginn des Krieges in der Ukraine rund 200 Unternehmen in Russland von der Verstaatlichung bedroht – und nur wenige der Betroffenen konnten dieser Gefahr entgehen.
In dieser Woche stand der zweitgrößte Moskauer Flughafen, Domodedowo, im Mittelpunkt des Interesses. Staatsanwälte begründeten ihr Interesse damit, dass die Nutznießer der Gruppe ihre tatsächliche und rechtliche Stellung im Flughafenkomplex verbergen, um sich der Verantwortung für etwaige Zwischenfälle zu entziehen. Der Flughafen Domodedowo arbeitet trotz des Rechtsstreits normal weiter. Passagier- und Frachtflüge starten planmäßig.
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