Nach einer Sitzung des russischen Unternehmerverbands (RSPP) am 18. März hat Präsident Wladimir Putin die Regierung angewiesen, bis zum 15. Mai das Verfahren für die Genehmigung von Transaktionen zum Rückkauf von russischem Eigentum durch ausländische Unternehmen festzulegen, das diese nach Beginn des Krieges mit der Ukraine zurückgelassen hatten.
Aus dem Text der Anweisung, der auf der Website des Kremls veröffentlicht wurde, geht hervor, dass die Bedingungen für die Einstellung oder Einschränkung der Geschäftstätigkeit in Russland nach Februar 2022 geklärt, die finanziellen Verpflichtungen und Garantien von Unternehmen aus unfreundlichen Ländern nach ihrer Rückkehr für die Ausübung einer Geschäftstätigkeit definiert und der Vorrang der Interessen einheimischer Unternehmen geschützt werden sollen.
Die Regierung solle auch eine Liste von Unternehmen aus „unfreundlichen“ Ländern genehmigen und auf dem neuesten Stand halten, die vollständige Informationen über ihre Eigentümer und die Umstände ihres Weggangs enthält. Dabei könnte die Regierung auf das Rating zurückgreifen, das das aus dem Exil berichtende Wirtschaftsportal The Bell im vergangenen Jahr erstellt hat. Darin sind die Käufer der größten ausländischen Vermögenswerte ausführlich aufgeführt, deren Eigentümer Russland nach 2022 verlassen haben.
Darüber hinaus hat Putin angeordnet, die Bedingungen für den Rückkauf von Aktien durch Ausländer festzulegen, die diese nach dem 24. Februar 2022 zu nicht marktüblichen Bedingungen verkauft haben“. Gleichzeitig, so die Anweisung, solle sie „den Schutz der Rechte und legitimen Interessen russischer Bürger und juristischer Personen gewährleisten“.
Nach Beginn der Invasion der Ukraine durch russische Truppen verließen viele große internationale Unternehmen Russland oder reduzierten ihre Aktivitäten auf dem russischen Markt erheblich. Einige dieser Unternehmen verkauften russische Vermögenswerte zu einem symbolischen Wert.
Im Jahr 2025 begannen russische Behörden, Medien und ihnen nahestehende Experten ernsthaft das Szenario einer Rückkehr ausländischer Unternehmen auf den russischen Markt zu diskutieren, die das Land aufgrund des Krieges verlassen hatten. Unternehmen, die ihr Geschäft mit einem Abschlag verkauft hatten, sollten es bei einer Rückkehr nicht zum gleichen niedrigen Wert zurückkaufen können. Außerdem dürfen sie nicht die ukrainische Armee, „ausländische Agenten“, „unerwünschte“ Organisationen und Ähnliches finanzieren.
Im März fragte The Bell 60 der umsatzstärksten westlichen Großunternehmen, die Russland nach Ausbruch des Krieges verlassen hatten, ob sie eine Rückkehr auf den russischen Markt planten. Von den 21 Unternehmen, die auf die Frage antworteten, gab keines an, eine Rückkehr zu planen.
Die US-Nachrichtenagentur Bloomberg berichtet unter Berufung auf in Russland tätige Banker und Analysten, dass westliche Unternehmen mit den Anforderungen der russischen Behörden für die Rückkehr ausländischer Unternehmen unzufrieden seien. Nach der Rückkehr von Donald Trump ins Amt des US-Präsidenten würden zwar viele Unternehmen mögliche Optionen für eine Rückkehr auf den russischen Markt prüfen, die meisten Akteure sähen jedoch eine friedliche Lösung des Russland-Ukraine-Konflikts als wichtigste Voraussetzung. „Alle denken über ihre Optionen nach. Niemand will zu früh zurückkommen und dann wieder gehen müssen“, so Bloomberg.
Die einzige indirekte Bestätigung für die Rückkehr einer großen westlichen Marke findet sich in einer aktuellen Aussage von Renault-CEO Luca de Meo. In einem Interview Interview mit der Financial Times sagte der Topmanager, dass der Autogigant, der 2022 seinen Anteil an AwtoWAS für einen symbolischen Betrag verkaufen und 2,2 Milliarden Euro für seinen Rückzug vom russischen Markt abschreiben wird, „versuchen wird, eine Geschäftsmöglichkeit zu nutzen“, wenn er eine sehe. Gleichzeitig stellte de Meo sofort klar, dass er nur von einem der Szenarien sprach, über die er selbst noch nicht ernsthaft nachdenke.
Am 12. Februar schrieb die südkoreanische Agentur Yonhap unter Berufung auf Quellen, auch ein anderer Autokonzern, Hyundai, denke über eine Rückkehr nach Russland nach. Einige Tage später dementierte das Unternehmen jedoch selbst derartige Pläne. Alle anderen Meldungen über die Rückkehr ausländischer Unternehmen sind als Gerüchte einzustufen.
Offiziell gibt es demnach keinen großen Rückkehrwunsch in den Chefetagen westlicher Firmen. Noch dementieren sie jedes diesbezügliche Gerücht. Wenn jedoch günstige Konditionen und Gewinne winken, werden sicher viele westliche Firmen zugreifen.
Russlands erster Vizepremier Denis Manturow sagte, Russland werde nur denjenigen Unternehmen Zugang zu seinem Markt gewähren, an denen es interessiert sei: „Wir werden jeden Fall einzeln betrachten und Lösungen mit denjenigen finden, mit denen wir von der Zusammenarbeit profitieren.“ Industrieminister Anton Alichanow betonte, dass „wir auf niemanden mit offenen Armen warten“.
Außenminister Sergej Lawrow sagte, westliche Unternehmen sollten nicht „vom russischen Markt abgeschreckt“ werden, aber sie sollten nur in Sektoren zugelassen werden, in denen kein Risiko für die Wirtschaft bestehe. Seine Sprecherin Maria Sacharowa warnte Unternehmen vor der Verantwortung für Äußerungen von Staatsmännern ihres Herkunftslandes. Insbesondere würden die Unternehmen „die Konsequenzen spüren“ für Worte, die „das Ergebnis des Zweiten Weltkriegs in Frage stellen“ und „das Andenken unserer Helden der SMO“ diffamieren.
Allerdings gibt es auch versöhnliche Positionen im russischen Establishment. Kirill Dmitrijew, Chef des russischen Direktinvestitionsfonds und Sonderbeauftragter Putins, der in den letzten Wochen im Verhandlungsprozess mit den USA an Einfluss gewonnen hat, bedient sich der Friedensrhetorik. Seine Botschaft ist klar: Kommt zurück, und verdient wieder Geld auf dem russischen Markt.
Russische Unternehmer stehen einer Rückkehr westlicher Konkurrenten skeptisch gegenüber. Alexander Schochin, Chef der RSPP, sagte: „Russischen Unternehmen ist es gelungen, viele frei gewordene Nischen zu besetzen, und wir haben nicht die Absicht, für Rückkehrer zu weichen.“
Man kann davon ausgehen, dass jeder noch so wackelige Waffenstillstand in der Ukraine sofort ein weites Fenster für den Ausbau der Wirtschafts- und Handelsbeziehungen zwischen den Vereinigten Staaten und Russland öffnen wird. Und die amerikanischen Unternehmen, die das Land verlassen haben, werden in der Tat grünes Licht bekommen, schneller als andere „unfreundliche“ Konkurrenten zurückzukehren.
Kommentare