„In einigen Branchen unter zwei Prozent“: Importsubstitution in Russland gescheitert© russland.news

„In einigen Branchen unter zwei Prozent“: Importsubstitution in Russland gescheitert

Wie hoch ist die Importabhängigkeit einiger grundlegender Sektoren der russischen Industrie? Diese Frage beantwortet eine Studie des Professors der Kuzbasser Staatlichen Technischen Universität Sergey Beresnew, veröffentlicht in der Zeitschrift Scientific Works of the VEO (Nr. 237, 2022)

Laut seinem Bericht betrug der Selbstversorgungsgrad gemäß den registrierten Warencodes der Produkte (947 Einheiten) im Durchschnitt 25 Prozent. Nur fünf Wirtschafsbranchen in Russland haben derzeit einen Selbstversorgungsgrad über 40 Prozent erreicht. Bei den anderen 19 Branchen liegt die durchschnittliche Importabhängigkeit bei über 80 Prozent. Am schlimmsten ist die Situation in der Pharmaindustrie, wo der Selbstversorgungsanteil unter zwei Prozent liegt.

Gleichzeitig verglich Professor Beresnew die realen Zahlen mit den Plänen zur Importsubstitution gemäß Präsidialdekreten. Diese Pläne wurden noch vor dem Beginn des Krieges angenommen bzw. vor der Verhängung westlicher Sanktionen. So soll nach den Plänen der Regierung der Anteil einheimischer Produkte in der Automobilindustrie bis 2024 59,5 Prozent betragen, tatsächlich waren es 36,45 Prozent. In der zivilen Luftfahrtindustrie sind die Zahlen regelrecht erschrecken.: bisher nur 1,56 Prozent werden in Russland produziert, aber bis 2024 sollen es 96,56 Prozent sein.

Bereits im April letzten Jahres berichtete das Magazin Forbes, dass in einer Reihe von kritischen Sektoren der russischen Industrie der Anteil der ausländischen Wertschöpfung in bei über 50 Prozent lag. Zudem handelte es sich hauptsächlich um Importe aus jenen Ländern, die sich den Sanktionen gegen Russland angeschlossen haben. „Es wird schwierig sein, schnell alternative Lieferanten zu finden, und es wird Jahre dauern, „herausfallende“ Komponenten und Materialien eigenständig zu ersetzen“, prognostizierte das Magazin damals unter Berufung auf den Bericht „Neue Konturen der Industriepolitik“ der Higher School of Economics. „Die geografische Konzentration von Importen in hohem Maße gefährdet die langfristige Stabilität der russischen Wirtschaft und die Abhängigkeit von einer begrenzten Anzahl von Lieferanten“, stellen die Autoren des Berichts fest.

Interessante Daten liefert auch das russische Nachrichtenportal Gorelka: in der Elektroindustrie liegt der Importanteil zwischen 80 und 90 Prozent, in der Leichtindustrie – zwischen 70 und 90 Prozent, in der Medizinischen Industrie – zwischen 70 und 80 Prozent, im Schwermaschinenbau ist der Importanteil bis zu 80 Prozent hoch.

Sogar die Sparte „konventionelle Waffen, Munition und Spezialausrüstung“ kommt nicht vollständig mit lokaler Produktion aus (nur 72,5 Prozent werden direkt in Russland hergestellt). Laut Putins Dekreten soll diese Zahl bis 2023 auf 97,5 Prozent anwachsen.

 [hrsg/russland.NEWS]

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