„Geostrategische Konsequenzen“ – Deutschland um Ablehnung von Nord Stream 2 besorgtFoto © Nord Stream 2 Igor Kuznetzov

„Geostrategische Konsequenzen“ – Deutschland um Ablehnung von Nord Stream 2 besorgt

Der deutsche Außenminister Heiko Maas erklärte, dass die Ablehnung der Fertigstellung und Inbetriebnahme der Gaspipeline Nord Stream 2 zu unerwünschten „geostrategischen Konsequenzen“ für Europa führen kann. Insbesondere würde es den Einfluss der EU auf Russland schwächen.

„Wer Nord Stream 2 grundsätzlich in Frage stellt, sollte auch darüber nachdenken, welche zumindest geostrategischen Konsequenzen es hätte und was es für die Einflussmöglichkeiten Europas auf Russland bedeuten würde“, sagte der Minister im Bundestag bei einer Rede zu den Beziehungen zu Moskau.

Matthias Platzeck, Vorsitzender des Deutsch-Russischen Forums, bewertet die Situation ähnlich. Wenn Deutschland den Bau von Nord Stream 2 aufgibt, wird es enorme finanzielle Verluste erleiden und die Beziehungen zu Russland werden sich drastisch verschlechtern. Eine weitere Isolation Russlands läge nicht im Interesse Deutschlands.

Ihm zufolge können Sanktionen die Situation nicht verbessern, im Gegenteil, das Risiko einer militärischen Eskalation in Europa ist wegen ihnen in letzter Zeit gestiegen, und die wirtschaftlichen Beziehungen zwischen den Ländern haben sich verschlechtert. Deshalb glaube er auch nicht an einen Ausstieg aus Nord Stream 2. „Der wirtschaftliche Schaden wird riesig sein, der politische Schaden ist gar nicht zu ermessen“, so Platzeck.

Auch der ehemalige deutsche Bundeskanzler und Vorsitzender des Verwaltungsrats der Betreibergesellschaft Nord Stream 2 AG Gerhard Schröder erneuerte seine Kritik an weiteren Sanktionen gegen Russland. Er teile die Meinung von Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier, dass die Brücken in den Beziehungen zu Moskau nicht zerstört werden sollten, da Russland für die internationale Politik sehr wichtig ist.

Gegen Russland verhängte Sanktionen hätten noch nie gewirkt, so Schröder in einem Audio-Podcast des Handelsblatts. „Wir wissen aus unserer eigenen Geschichte, dass es immer dann, wenn wir gute Beziehungen zu Russland hatten, Frieden auf diesem Kontinent gab. Wenn es anders war, gab es keinen Frieden“, erinnerte er die europäischen Länder, die „ihre Beziehungen zu Moskau durch Sanktionen umsetzen wollen“.

Ende Januar hatte Schröder bereits gemahnt, die Forderungen nach einem Baustopp würden nicht die Meinung der Mehrheit der Deutschen widerspiegeln. Zumal sei das Flüssiggas, das die Vereinigten Staaten nach Deutschland liefern wollen, zu teuer.

Der Bau von Nord Stream 2 wurde im Dezember 2019 aufgrund von US-Sanktionen ausgesetzt. Die Arbeiten wurden nach einem Jahr fortgesetzt. Danach verlängerten die Vereinigten Staaten die Sanktionen gegen das Projekt. Am 21. Januar verabschiedete das Europäische Parlament eine Entschließung, den Bau von Nord Stream 2 aufgrund der Verhaftung von Alexei Nawalny einzustellen. Am 8. Februar teilte der Betreiber Nord Stream 2 AG mit, dass die Verlegung der letzten zwei Stränge von Nord Stream 2 in der ausschließlichen Wirtschaftszone Dänemarks bis Ende April fertiggestellt sein werden.

[hrsg/russland.NEWS]

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