Fast 10.000 sanktionierte russische Unternehmen: Importbeschränkungen schaden dem Export

Fast 10.000 sanktionierte russische Unternehmen: Importbeschränkungen schaden dem Export

Im Jahr 2022 verdoppelte sich die Zahl der russischen Unternehmen, gegen die internationale Sanktionen verhängt wurden, und unter Berücksichtigung der juristischen Personen, die von sekundären Sanktionen betroffen sind, erreichte ihre Gesamtzahl fast zehntausend, wie der russische Dienstleister KonturPrisma errechnete.

Laut einer Umfrage der russischen Zentralbank unter Industrieunternehmen war der Verlust des Zugangs zu Technologien und Zubehör für effiziente Exportunternehmen am heikelsten. Die Zentralbank stellt fest, dass die russischen Exporte unter diesen Bedingungen an Wettbewerbsfähigkeit verlieren und zurückgehen könnten, selbst wenn die Lieferungen in „befreundete“ Länder umgeleitet werden. Im Jahr 2023 könnten sich die Schwierigkeiten der Unternehmen noch verschärfen, unter anderem durch die Ausweitung der Sekundärsanktionen und den Verlust bestehender Lieferketten.

Bis Februar 2023 wurden 2.900 russische Unternehmen vom Ausland sanktioniert, während vor dem Beginn der russischen „SMO“ in der Ukraine 1.600 juristische Personen auf den Sanktionslisten standen, so die Analysten von KonturPrisma. Gleichzeitig stieg aufgrund der „50 Prozent-Regel“ die Zahl der Unternehmen auf 9.800, die mit sekundären Sanktionen belegt wurden, da sich zu mehr als der Hälfte im Besitz von Unternehmen befinden, gegen die direkte Sanktionen verhängt wurden,

Mehr als ein Drittel der sanktionierten Muttergesellschaften (1.100) sind in Moskau mit Umland registriert, in St. Petersburg 271 und auf der Krim sind es 150. In anderen Regionen übersteigt ihre Zahl im Durchschnitt nicht hundert.  Die am stärksten von den Restriktionen betroffenen Branchen sind Forschung und Entwicklung (230 Unternehmen), Großhandel (201) sowie Finanz- und Bildungseinrichtungen (152 und 150). Die meisten Beschränkungen verhängte die Ukraine mit 2.373, die USA mit 1.744, die EU mit 574, Japan mit 428 und die Schweiz mit 416.

Die Studie der Bank von Russland (basierend auf einer Unternehmensbefragung von Juli bis August) zeigt, dass das Hauptproblem für die Unternehmen die Importbeschränkungen sind: die Verschlechterung der Transportbedingungen und die Weigerung ausländischer Unternehmen, Rohstoffe, Komponenten, Ersatzteile und Zubehör zu liefern.

Nachfragebeschränkungen, Finanzierungsprobleme und Exportbeschränkungen waren für den Industriesektor von geringerer Bedeutung. Am stärksten von Importbeschränkungen betroffen waren Exportunternehmen: Diese Unternehmen sind wichtig für den wirtschaftlichen Aufschwung, da sie als wettbewerbsfähiger und effizienter gelten, auch durch die Einführung ausländischer technischer Lösungen.

Die Zentralbank ist der Ansicht, dass Probleme bei der Beschaffung notwendiger Importe die Wettbewerbsfähigkeit der russischen Exporte beeinträchtigen und ihre Diversifizierung einschränken könnten, selbst wenn sich der Zugang zu anderen Exportmärkten verbessert.

Unter dem Druck der Sanktionen haben einige Unternehmen ihre Exporte in „unfreundliche“ Länder und auf andere Märkte bereits eingestellt oder reduziert, da die Gefahr sekundärer Sanktionen besteht. So ist der Anteil der Exporteure unter den von der Zentralbank befragten Unternehmen in der letzten Befragungsrunde von 58 auf 52 Prozent gesunken.

Russische Unternehmen haben ihre Regierung bereits aufgefordert, die Unterstützung für Importe auszuweiten: Insbesondere erwartet die Wirtschaft die Entwicklung neuer Instrumente im Exportwesen. Die russische Regierung hat diese Ideen nicht unterstützt, sie hält die bestehenden Maßnahmen für ausreichend: Parallelimporte, Nullzölle, Listen kritischer Importe. Die Wirtschaft befürchtet unterdessen, dass ab 2023 Sekundärsanktionen in Kraft treten könnten, die zum Verlust der im vergangenen Jahr aufgebauten alternativen Lieferketten führen würden.

Die Folgen der Schwierigkeiten beim Import nach Russland spiegeln sich in den Zahlen der russischen Zollbehörde, die im Jahr 2022 fast 1 Billion Rubel (mehr als 13 Milliarden Euro) weniger an den Haushalt abführen konnte – insgesamt 6,2 Billionen Rubel, statt 7,16 Billionen Rubel wie 2021.

Zwar sind die Einnahmen aus Exporten wegen steigender Preise gestiegen, aber im Januar erhielt der russische Haushalt nur 425,5 Milliarden Rubel an Öl- und Gaseinnahmen. Dies ist das monatliche Minimum seit 2020. Im Januar 2022 waren es 794,5 Milliarden Rubel, im Dezember 931,5 Milliarden Rubel. Das Finanzministerium will den Verkauf von Devisen verdreifachen, um den Fehlbetrag bei den Öl- und Gaseinnahmen zu decken

In den ersten Wochen nach Beginn der russischen Invasion in der Ukraine war Russland weltweit führend bei der Verhängung von Sanktionen. Ursprünglich waren Experten davon ausgegangen, dass die russische Wirtschaft innerhalb weniger Monate in eine tiefe Krise stürzen würde.

 [hrsg/russland.NEWS]

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