Rekordgetreideernten werden sich in den nächsten Jahren in Russland nicht wiederholen

Rekordgetreideernten werden sich in den nächsten Jahren in Russland nicht wiederholen

Russland wird im Jahr 2022 153,8 Millionen Tonnen Getreide (Nettogewicht) ernten ­– ein Rekord, der für immer gebrochen zu werden droht, schreibt die russische Zeitung Kommersant unter Berufung auf eine Analyse von Jakow & Partners. Neben den Exportschwierigkeiten machen sich in der Branche zunehmend die Sanktionen bemerkbar.

Das Hauptproblem ist nach Ansicht der Marktteilnehmer bisher der sehr große Getreidebestand aus der letzten Rekordernte: 26 Millionen Tonnen, davon 17 Millionen Tonnen Weizen, im Wert von 260 Milliarden Rubel (knapp 3,4 Milliarden Euro) lagern in den Getreidesilos. Das entspricht etwa der Hälfte der jährlichen Exporte Russlands.

Gleichzeitig sind die Exportzölle hoch, und die Regierung kann sie nicht senken, weil das die Preise auf dem Binnenmarkt in die Höhe treiben würde. In diesem Jahr wird es

keine Ankäufe für den staatlichen Agrarfonds geben, da dieser bereits voll ist und es keinen Platz für die Lagerung von zusätzlichem Getreide gibt.

Die einzige Hoffnung der Landwirte ist der Export, dessen Steigerung die Autoren der Analyse empfehlen. Im Oktober und November wurden mit 5,6 und 5,7 Millionen Tonnen bereits Rekordwerte erreicht, doch selbst diese Steigerung (um 30 bis 50 Prozent im Vergleich zur letzten Saison) sei angesichts der vorhandenen Reserven zu wenig, schreibt

der Agroinvestor. „Die aktuelle Situation wird zu enormen Überbeständen (20-30 Millionen Tonnen Getreide) führen, die sich negativ auf den Markt auswirken werden“, so Alexander Korbut, Vizepräsident des russischen Getreideverbandes.

Neben dem Überangebot und der Regulierung steht die Branche auch unter wachsendem Druck durch Krieg und Sanktionen. Steigende Fracht- und Versicherungskosten sowie Zahlungsschwierigkeiten behindern direkt den Export. Und die Produktion – Probleme bei der Versorgung mit den produktivsten Landmaschinen und Ersatzteilen, Mangel an hochwertigem (meist importiertem) Saatgut und Pflanzenschutzmitteln.

Ein weiterer negativer Faktor ist der Mangel an Humanressourcen, mit dem 46 Prozent der Unternehmen des Sektors konfrontiert sind. Betroffene Unternehmen haben der Regierung Ende September geschrieben, dass die Mobilmachung einen entscheidenden Einfluss auf die Produktivität des Agrarsektors haben wird.

Der russische Präsident Wladimir Putin will die Stabilität der Welternährung sicherstellen, wenn die Beschränkungen der russischen Exporte aufgehoben werden. Ein Rückgang der zukünftigen Getreideproduktion ist jedoch aufgrund der Handelslogik, der Sanktionen und der unvorhersehbaren Wetterbedingungen fast unvermeidlich.

[hrsg/russland.NEWS]

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