Die große russische Personalagentur rabota.ru hat im Auftrag der Zeitung Vedomosti eine Umfrage durchgeführt, um festzustellen, ob und wie in russischen Unternehmen bestraft wird. 52 Prozent der Arbeitgeber und 59 Prozent der Arbeitnehmer haben ausgesagt, dass in ihren Firmen Strafen angewandt werden. Vor allem grobe Disziplinverstöße wie zu frühes Entfernen vom Arbeitsplatz, Zuspätkommen und das Erscheinen zur Arbeit im nicht ganz nüchternen Zustand werden bestraft. Zwanzig Prozent der Arbeitgeber sanktionieren ihre Mitarbeiter, wenn diese den Plan nicht erfüllen. Aber auch derbe Ausdrücke, das Rauchen oder das Essen im Büro werden bestraft. Mit negativen Folgen können auch diejenigen rechnen, die den Dresscode nicht einhalten.
57 Prozent der Arbeitgeber bestrafen auf allen Hierarchieebenen ohne Ausnahme. 25 Prozent verwenden die Strafmaßnehmen nur gegen Arbeiter, Fachkräfte und unteres Management.
Bei der Bestrafung sind die Russen sehr kreativ. So erzählte der Topmanager des Moskauer Wodkaherstellers „Kristall“ Stanislaw Kaufmann, dass Mitarbeiter, die sich etwas zu Schulden kommen lassen, um acht Uhr morgens auf nüchternen Magen zur Arbeit erscheinen müssen, um Wodka zu degustieren. Leckere Sachen zu Besprechungen mitbringen, nicht auf Firmenausflüge mitgenommen oder gar in den Zwangsurlaub geschickt werden – der Fantasie der Chefs sind keine Grenzen gesetzt.
Allerdings verbietet das russische Arbeitsrecht, Geld vom Arbeitslohn abzuziehen. Anstelle dessen bekommen schlechte Mitarbeiter keine Prämien. Bei 75 Prozent der Firmen gehören diese indirekten Geldstrafen zur Tagesordnung. Und in 15 Prozent der Unternehmen müssen die Arbeitnehmer sogar auf ihre Quartals- oder Jahresprämien verzichten.
Wie gut funktioniert die Methode der Bestrafung im Firmenalltag? Russische Arbeitgeber sind davon überzeugt, dass sie auf diese Art und Weise die Arbeitsdisziplin verbessern können. 70 Prozent der Befragten haben ausgesagt, dass die Arbeitsmoral in ihrem Unternehmen besser geworden ist. Allerdings kann man mit Strafmaßnahmen die Produktivität nicht steigern. Nur bei 26 Prozent der Unternehmen haben Sanktionen Früchte getragen.
[Daria Boll-Palievskaya/russland.NEWS]
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