Elvira Nabiullina über den Rubelverfall

Elvira Nabiullina über den Rubelverfall

Elvira Nabiullina, Chefin der Bank von Russland, hat sich zum Rubelverfall geäußert. Den Grund für die Schwächung der Landeswährung sieht sie in der veränderten Dynamik des Außenhandels und dem wachsenden Haushaltsdefizit. Die Zentralbankchefin erklärte, dass die Rubelschwäche ein Inflationsrisiko für Russland darstelle und dass die Zentralbank die Situation bei der Festlegung des Leitzinses (der derzeit bei 7,5 Prozent liegt) berücksichtigen werde. Gleichzeitig hält sie die derzeitige Geldpolitik für effektiv.

„Die Stärkung des Wechselkurses im vergangenen Jahr wurde von vielen als Sieg über die Umstände angesehen. Aber wir müssen ehrlich zugeben, dass sie das Ergebnis eines starken Anstiegs der Exporte und eines Rückgangs der Importe war“, sagte Nabiullina auf dem Finanzkongress der Zentralbank.

Sie bezeichnete den frei schwankenden Wechselkurs selbst als einen Segen, der es der Wirtschaft erleichtert, externe Schocks und Veränderungen zu absorbieren“. „Es gibt keinen Grund für Verschwörungstheorien über einen schwachen Rubel im Interesse des Haushalts“, betonte die Zentralbankchefin.

Nabiullina bestritt auch, dass der Rubel von der Regierung im Interesse des Haushalts absichtlich geschwächt worden sei. Sie sagte, die Schwächung sei neben dem sinkenden Außenhandelsüberschuss auch durch steigende Haushaltsausgaben und die Geopolitik beeinflusst worden.

Inflationsschocks seien in Russland häufiger als in anderen Ländern, dennoch wachse das Vertrauen in die Regulierungsbehörde, was sich unter anderem in der Dynamik der Kreditvergabe widerspiegele.

Laut Elvira Nabiullina wird die Zentralbank bei der Festlegung des Leitzinses die Risiken und die Wechselkursdynamik berücksichtigen. Sie fügte hinzu, dass eine niedrige vorhersehbare Inflation an sich die Wechselkursvolatilität reduziere, was durch internationale Erfahrungen belegt sei. Zuvor hatte der stellvertretende Vorsitzende der Zentralbank, Alexej Sabotkin, erklärt, dass die Zentralbank bei ihrer nächsten Sitzung am 21. Juli den Leitzins von derzeit 7,5 Prozent anheben könnte.

Der Kurs des Rubels schwächt sich seit dem Frühsommer ab. Am 1. Juni notierte die europäische Währung bei 86,6 Rubel, die amerikanische bei 71,8 Rubel. Euro und Dollar sind seit Anfang letzter Woche gestiegen. Heute Morgen lag der Euro zum ersten Mal seit dem 28. März 2022 über 102 Rubel. Der Dollar notiert über 93 Rubel. Im März 2022 lag der Dollarkurs bei über 120 Rubel, der Euro bei 127 Rubel.

Der Pressesprecher des russischen Präsidenten, Dmitrij Peskow, ist der Ansicht, dass Aufwertungen ausländischer Währungen in Russland in der Regel immer einen erheblichen Anteil an „Spekulationsspielen“ haben. Dies sei auch bei der aktuellen Rubelabwertung nicht auszuschließen.

Der Chef der Sberbank, Herman Gref, sagte Gref gegenüber Journalisten am Rande des Finanzkongresses der Bank von Russland, er sei sich „nicht sicher, ob der Wechselkurs jetzt auf seinem optimalen Niveau ist. Ich denke, er sollte sich stabilisieren, er wird sicher nicht auf das extrem niedrige Niveau des letzten Jahres fallen“.

[hrsg/russland.NEWS]

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