Deutsch-Russische Auslandshandelskammer (AHK) besorgt über Kriegsgefahr und medizinische Zwangstests

Deutsch-Russische Auslandshandelskammer (AHK) besorgt über Kriegsgefahr und medizinische Zwangstests

„Mit dem Treffen von Bundeskanzler Olaf Scholz und Wladimir Putin in Moskau verbinden die deutschen Unternehmen in Russland große Hoffnungen“, erklärte der Präsident der Deutsch-Russischen Auslandshandelskammer (AHK), Rainer Seele. „Der Konflikt rund um die Ukraine muss auf jeden Fall friedlich und mit den Mitteln der Diplomatie gelöst werden.“

Seele verwies auf die Bedeutung von Wirtschaftskontakten zur Sicherung von Frieden und Wohlstand. „Auch in den finstersten Zeiten des Kalten Krieges war die deutsche Wirtschaft stets eine Brücke zwischen Deutschland und der Sowjetunion“, sagte Seele. „Wohin soll es führen, wenn alle Kontakte abgebrochen und alle Projekte eingefroren werden, wie es manche leichtfertig fordern, ohne auf die Konsequenzen zu schauen. Das beschert uns nicht weniger, sondern mehr Konfrontation.“ Seele sprach sich im Gegenteil für eine Intensivierung der Kontakte aus. „In der gegenwärtigen Situation brauchen wir mehr und nicht weniger Städtepartnerschaften und Jugendaustausch, mehr gemeinsame Kulturveranstaltungen wie sie das Deutschlandjahr in Russland der deutschen und der russischen Regierung und das gegenwärtige Themenjahr ‚Wirtschaft und nachhaltige Entwicklung‘ gewährleisten“, sagte Seele.

Die AHK beteiligt sich am deutsch-russischen Nachhaltigkeitsjahr, das unter der Schirmherrschaft der Außenminister Annalena Baerbock und Sergej Lawrow steht, mit einem Praktikantenprogramm und einer Nachhaltigkeits-Wanderausstellung in Kombination mit Fachkonferenzen im Hybridformat.

Deutsche Firmen haben in den vergangenen fünf Jahren laut Deutscher Bundesbank trotz Einschränkungen durch die Corona-Pandemie und Sanktionen in Russland beim Vergleich von investiertem und abgezogenem Kapital netto rund 7, 6 Milliarden Euro investiert.

AHK-Vorstandvorsitzender Matthias Schepp kritisiert in scharfer Form die zur Jahreswende eingeführten medizinischen Zwangstests für in Russland arbeitende Ausländer. „Deutsche und ausländische Manager und Ingenieure werden zum Schaden des Investitionsklimas einem diskriminierenden und zeitaufwändigen Prozedere ausgesetzt und das obwohl sie in ihren Heimatländern für Investitionen in Russland werben“, sagt Schepp.

Seit Januar müssen sich in Russland lebende Ausländer alle drei Monate einem Test auf Drogen, Syphilis und den allgemeinen Gesundheitszustand unterziehen, der auch Röntgenaufnahmen einschließt. Die Regel gilt auch auf Ehepartner und Kinder ab sechs Jahren. „Eine angedachte Verlängerung auf ein Jahr ist ein Schritt in die richtige Richtung, aber nur ein Schritt“, erklärte Schepp, der auch Delegierter der Deutschen Wirtschaft in Russland ist. „Der Unmut unter Managern, Ingenieuren, Wissenschaftler und Forschern wird groß bleiben. Die Regelung sollte ausgesetzt werden.“

Die Deutsch-Russische Auslandshandelskammer (AHK) ist die Vertretung deutscher Unternehmen in Russland und russischer Unternehmen in Deutschland. Mit 1050 Mitgliedsunternehmen ist die AHK der größte ausländische Wirtschaftsverband in Russland. Derzeit sind im russischen Markt 3.651 Unternehmen mit deutscher Kapitalbeteiligung aktiv.

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