Der Handel mit Russland sinkt auf den niedrigsten Stand seit 2005

Der Handel mit Russland sinkt auf den niedrigsten Stand seit 2005

Die Corona-Krise hat 2020 zu deutlichen Einbußen im deutschen Osthandel geführt. Gegen Jahresende zeigte der deutsche Außenhandel mit Mittel- und Osteuropa aber starke Erholungstendenzen. Nach den durch den Ost-Ausschuss der Deutschen Wirtschaft ausgewerteten Zahlen des Statistischen Bundesamts für das Gesamtjahr 2020 ging der deutsche Handel mit den 29 Partnerländern des Ost-Ausschusses um fast 39 Milliarden auf 423 Milliarden Euro zurück (-8,4 Prozent). Die deutschen Ausfuhren sanken dabei um 7,2 Prozent auf 214 Milliarden Euro. Die deutschen Importe aus der Region schrumpften um 9,5 Prozent auf 208 Milliarden Euro. Damit ist die deutsche Handelsbilanz mit der Region, die einen Anteil von fast 19 Prozent am gesamten deutschen Außenhandel hat, weiterhin nahezu ausgeglichen.

„Die Corona-Epidemie hat im Jahr 2020 auch im deutschen Osthandel deutliche Spuren hinterlassen“, kommentiert der Vorsitzende des Ost-Ausschusses Oliver Hermes das Handelsergebnis. „Die erfreuliche Nachricht ist: Ein Teil der dramatischen Einbrüche aus dem Frühjahr 2020 konnte im Jahresverlauf wettgemacht werden. Seit November liegt der Handel mit Mittel- und Osteuropa sogar über dem Niveau des Vorjahres.“

Die deutschen Ausfuhren nach Russland gingen 2020 um 13,1 Prozent auf 23 Milliarden Euro zurück. Die deutschen Einfuhren von dort sanken aufgrund niedrigerer Energiepreise und
-importe um fast 30 Prozent auf 22 Milliarden Euro. Der deutsch-russische Warenaustausch sank damit auf den niedrigsten Stand seit 2005. Erstmals seit den 1990er Jahren erzielte Deutschland einen leichten Handelsüberschuss mit Russland.

„In Bezug auf Russland hatten wir 2020 ein extrem schwieriges Jahr, nicht nur wegen der Corona-Krise, sondern auch wegen der harten, politischen Konflikte, die sichtbar auf die Wirtschaft durchschlagen,“ kommentiert Oliver Hermes: „Mit diesem neuerlichen Tiefpunkt dürfen wir uns nicht abfinden. Wir brauchen jetzt in der Tat ein Moratorium. Aber keines gegen Wirtschaftsprojekte wie Nord Stream 2 und unsere wirtschaftliche Zusammenarbeit, sondern eines gegen alle Aktivitäten, die unsere beiden Länder und damit auch die Menschen weiter auseinandertreiben.“

Der Ost-Ausschuss werde weiterhin den Blick auf die großen, gemeinsamen Chancen und die Notwendigkeit der Zusammenarbeit richten, kündigte der Ost-Ausschuss-Vorsitzende an. Als deutscher Partner des gerade gestarteten Deutsch-Russischen Themenjahr „Wirtschaft und nachhaltige Entwicklung 2020-2022“ werde der Verband einen besonderen Schwerpunkt auf Kooperationen beim anstehenden klimaneutralen Umbau der Wirtschaft legen.

Über den Ost-Ausschuss:

Der „Ost-Ausschuss der Deutschen Wirtschaft e.V. (gegründet 1952) fördert die deutsche Wirtschaft in den 29 Ländern Mittel-, Ost- und Südosteuropas, des Südkaukasus und Zentralasiens. Der deutsche Osthandel steht insgesamt für rund ein Fünftel des gesamten deutschen Außenhandels und ist damit bedeutender als der Handel mit den USA und China zusammen. Der Ost-Ausschuss hat rund 350 Mitgliedsunternehmen und -verbände und wird von sechs Spitzenverbänden der deutschen Wirtschaft – BDI, BGA, Bankenverband, DIHK, GDV und ZDH – getragen.

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