Chef von PandaDoc: Dutzende IT-Unternehmen wollen Standort Belarus verlagern

Chef von PandaDoc: Dutzende IT-Unternehmen wollen Standort Belarus verlagern

PandaDoc wird seine Geschäftstätigkeit in Belarus einstellen, wenn „sich die Situation nicht grundlegend ändert“, kündigte der Chef des Unternehmens Mikita Mikado an. Ihm zufolge verlassen Tausende von Menschen das Land, mehrere Dutzend Unternehmen diskutieren über die Verlagerung in andere Gerichtsbarkeiten. Zuvor waren vier Top-Manager des Unternehmens festgenommen und Firmenkonten gesperrt worden.

„Wenn sich die Situation nicht radikal ändert, werden wir gezwungen sein, unser Geschäft aus Belarus abzuziehen, ebenso wie alle unsere Mitarbeiter, wo immer es möglich ist. Wir sind nicht die Einzigen, viele IT-Unternehmen befinden sich jetzt in einem Zustand der Verlagerung, weil sie verstehen, dass der Fall PandaDoc einen Präzedenzfall geschaffen hat, durch den im Prinzip jeder Mitarbeiter eines IT-Unternehmens wegen Äußerungen und Aktivitäten inhaftiert werden kann. Ich weiß, dass wir nicht die einzigen sind, aber wir sind wahrscheinlich das einzige Unternehmen, das öffentlich über das Geschehen berichtet“, sagte Mikado. Ihm sind zwei weitere Unternehmen bekannt, die sich im Umzug befinden.

Nach Angaben des Unternehmers schaffen Polen, Litauen, Lettland, Estland und die Ukraine besondere Arbeitsbedingungen für belarussische IT-Mitarbeiter/Experten. „Ich denke, es ist möglich, dass dies bereits geschieht. Die Leute gehen zu Tausenden. Ich kenne mehrere Dutzend Unternehmen, die aktiv über eine Umsiedelung diskutieren.“

Mikado glaubt, dass der Verlust von 6,5 Prozent des BIP – der gesamte IT-Sektor des Landes – ein bedeutender Schlag für Belarus sein wird. „Ich sehe das Ganze als einen Albtraum, der, wie ich hoffe, sehr bald endet“, so Mikado.

Nachdem vier Top-Manager von PandaDoc bereits in U-Haft sitzen, wurde am 11. September bekannt, dass sie gemäß Paragraph 4 des Artikels 209 des Strafgesetzbuches (Betrug durch eine organisierte Gruppe oder in großem Maßstab) unter Anklage stehen. Den Angeklagten drohen bis zu 10 Jahre Gefängnis.

Zuvor hatten der Gründer von PandaDoc Mikita Mikado und sein Partner Sergei Borysyuk eine Spendenaktion für belarussische Polizisten angekündigt, die ihren Dienst wegen der brutalen Behandlung der Demonstranten quittieren wollen. Am 2. September wurde das belarussische Büro des Unternehmens durchsucht.

PandaDoc hat seinen Sitz in den USA, Weißrussland und Russland. Die Entwickler sind im belarussischen High Technologies Park ansässig und beschäftigen sich mit Automatisierung im Dokumentenmanagement.

[hrsg/russland.NEWS]

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