Chef der Sberbank: russisches Wirtschaftswachstum ist „primitiv“German Gref

Chef der Sberbank: russisches Wirtschaftswachstum ist „primitiv“

In der russischen Stadt St. Petersburg findet jährlich das St. Petersburger Wirtschaftsforum statt. Im Rahmen des Forums äußerte der Vorstandsvorsitzende der Sberbank, German Gref, Kritik am Modell des russischen Wirtschaftswachstums. Er bezeichnete es als „primitiv“ und erklärte, dass es seine Möglichkeiten ausgeschöpft habe. Gref zufolge ist das Wirtschaftswachstum in Russland äußerst anfällig und wurde ausschließlich durch steigende Löhne und Kreditvergabe erreicht. Eine Veränderung der Produktionsmenge konnte jedoch nicht beobachtet werden, was zu einer Verringerung des Angebots führte, wie Gref anmerkte.

Die Lohnsteigerungen sind nicht allein im Maschinenbau zu beobachten, der den größten Anteil der Konsumausgaben auf sich vereint, sondern auch in anderen Bereichen. Die Menschen werden wohlhabender und wenden sich den Banken zu. „Trotz aller Einschränkungen der Zentralbank erhalten sie Kredite, weil ihre Einkommen gestiegen sind“, erklärte der Chef der größten Bank Russlands.

In der Regel führt ein Anstieg der Löhne zu einem Anstieg der Importe. In Russland ist dies aufgrund der „spezifischen geopolitischen Situation“ jedoch nicht der Fall, wie Gref anmerkt. Dies stellt eine Chance für lokale Produzenten dar, allerdings ist diese Chance nicht von langfristiger Natur. Unternehmer sind folglich gefordert, ihre eigenen Kosten zu reduzieren und die Produktivität zu steigern. „Andernfalls werden diese beiden Faktoren bald der Vergangenheit angehören und wir werden das Wirtschaftswachstum verlieren“, schloss er.

Des Weiteren ist zu beobachten, dass die Produktion nicht mehr in dem Maße ausgeweitet wird, wie es für ein nachhaltiges Wirtschaftswachstum erforderlich wäre. Dies führt zu steigenden Preisen und einer sinkenden Arbeitsproduktivität. Gref zufolge bedeutet dies, dass Russland am Rande des Wirtschaftswachstums steht.

Gref übte zudem Kritik an der Struktur der russischen Wirtschaft, in der sich die Rolle des Öl- und Gassektors in den vergangenen 15 Jahren nicht verändert habe und das Niveau der Produktkomplexität gleich geblieben sei.

Die Leiterin der russischen Zentralbank, Elwira Nabiullina, äußerte bereits Ende März die Vermutung, dass die Wirtschaft überhitzt. Im Rahmen eines Briefings nach der Sitzung des Direktoriums der Zentralbank äußerte sie sich wie folgt: „Hinsichtlich des Zustandes der Wirtschaft lässt sich weiterhin eine Überhitzung beobachten.“ Die Begriffe „Überhitzung“ oder „Übersteigung der Nachfrage gegenüber den Möglichkeiten der Angebotserweiterung“ – auch als „Output-Gap“ bezeichnet – sind quantitativ nicht messbare Größen. Ein Indikator für das Niveau der Überhitzung ist die Inflation.

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