Bank von Russland erhöht den Leitzins auf 18,00 Prozent

Bank von Russland erhöht den Leitzins auf 18,00 Prozent

Am 26. Juli 2024 beschloss der Verwaltungsrat der Bank von Russland, den Leitzins um 200 Basispunkte auf 18,00 Prozent p.a. anzuheben. Die Inflation hat sich beschleunigt und liegt deutlich über der Prognose der Bank von Russland vom April. Das Wachstum der Binnennachfrage übersteigt weiterhin die Möglichkeiten zur Ausweitung des Waren- und Dienstleistungsangebots. Damit die Inflation wieder sinkt, muss die Geldpolitik weiter gestrafft werden. Um die Inflation wieder auf das Zielniveau zu bringen, sind deutlich restriktivere geldpolitische Bedingungen erforderlich als bisher angenommen. Die Bank von Russland wird auf ihren nächsten Sitzungen die Notwendigkeit einer weiteren Leitzinserhöhung prüfen. Die Prognosen der Bank von Russland wurden erheblich revidiert, einschließlich der Inflationsprognose für 2024, die auf 6,5 bis 7,0 Prozent angehoben wurde. Angesichts des geldpolitischen Kurses wird die jährliche Inflation bis 2025 auf 4,0-4,5 Prozent zurückgehen und danach bei rund 4 Prozent verharren.

Im 2. Quartal 2024 betrug der aktuelle saisonbereinigte Preisanstieg auf Jahresbasis durchschnittlich 8,6 Prozent, nach 5,8 Prozent im Vorquartal. Die Beschleunigung der Inflation in den letzten Monaten war zum Teil auf Sonderfaktoren zurückzuführen. Gleichzeitig hat auch der zugrunde liegende Inflationsdruck zugenommen. Die durchschnittliche saisonbereinigte Kerninflation stieg im zweiten Quartal auf 9,2 Prozent gegenüber 6,8 Prozent im Vorquartal. Die jährliche Inflationsrate stieg von 8,6 Prozent im Juni auf 9,0 Prozent am 22. Juli. Dieser Anstieg spiegelt unter anderem die Indexierung der Versorgungstarife zum 1. Juli wider.

Die Inflationserwartungen der privaten Haushalte und der Finanzmarktakteure stiegen weiter an. Die Preiserwartungen der Unternehmen blieben im Großen und Ganzen unverändert, befinden sich aber nach wie vor auf einem hohen Niveau. Steigende Inflationserwartungen erhöhen das Beharrungsvermögen der Kerninflation.

Hochfrequenzindikatoren für das 2. Quartal 2024 zeigen, dass die russische Wirtschaft weiterhin schnell wächst. Die Konsumtätigkeit bleibt angesichts deutlich steigender Haushaltseinkommen und einer positiven Konsumentenstimmung hoch. Die starke Investitionsnachfrage wird sowohl durch steuerliche Anreize als auch durch hohe Unternehmensgewinne gestützt. Die deutliche Aufwärtsabweichung der russischen Wirtschaft von einem gleichgewichtigen Wachstumspfad verringert sich nicht.

Der Arbeitskräftemangel nimmt weiter zu. Unter diesen Bedingungen führt das Wachstum der Binnennachfrage nicht zu einer proportionalen Ausweitung des Angebots an Waren und Dienstleistungen, sondern erhöht die Kosten der Unternehmen und verstärkt damit den Inflationsdruck.

Die monetären Bedingungen haben sich weiter verschärft. Die Geldmarktzinsen und die Renditen der Bundesanleihen sind deutlich gestiegen, was unter anderem die Erwartungen der Marktteilnehmer hinsichtlich der im Juli anstehenden Leitzinsentscheidung und deren weiteren Verlauf widerspiegelt. Sowohl die Kredit- als auch die Einlagenzinsen sind gestiegen. Das hohe Marktzinsniveau unterstützt die Sparneigung, dämpft aber die Kreditvergabe nicht ausreichend. Im zweiten Quartal 2024 blieb die Kreditvergabe sowohl im privaten als auch im Unternehmenssektor hoch.

Die Kredit- und Einlagenzinsen werden sich weiter an die bereits gestiegenen Geldmarktzinsen und OFZ-Renditen anpassen. Die Geldpolitik wird dazu beitragen, die Sparquote weiter zu erhöhen, indem sie unter anderem die Kreditvergabe wieder auf ein ausgewogeneres Wachstumstempo bringt. Im Privatkundengeschäft werden sich die Kreditkonditionen der Banken ebenfalls verschärfen, da das nicht zielgerichtete Programm für subventionierte Hypothekenkredite zum 1. Juli ausläuft und zuvor beschlossene makroprudenzielle Maßnahmen in Kraft treten.

Auf mittlere Sicht bleibt das Inflationsrisiko nach oben gerichtet. Die wichtigsten proinflationären Risiken gehen von Veränderungen der Terms of Trade (auch aufgrund geopolitischer Spannungen), anhaltend hohen Inflationserwartungen und einer Abweichung der russischen Wirtschaft vom gleichgewichtigen Wachstumspfad nach oben aus. Disinflationäre Risiken ergeben sich vor allem aus einer rascheren Verlangsamung des Wachstums der Inlandsnachfrage als im Basisszenario angenommen.

Die Bank von Russland geht davon aus, dass der angekündigte Kurs zur Normalisierung der Fiskalpolitik bis 2024 und darüber hinaus unverändert bleibt. Änderungen dieses Kurses könnten eine Anpassung der geldpolitischen Parameter erforderlich machen.

Im Anschluss an die Leitzinssitzung des Direktoriums am 26. Juli 2024 wird die Bank von Russland ihre mittelfristigen Prognosen veröffentlichen. Die Zusammenfassung der Leitzinssitzung und der Kommentar zur mittelfristigen Prognose werden von der Bank von Russland am 7. August 2024 veröffentlicht.

Die nächste Leitzinssitzung des Verwaltungsrats der Bank von Russland findet am 13. September 2024 statt.

Pressemitteilung der Bank von Russland.

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