„Wir waren immer da“: Präsident Merck Russland

„Wir waren immer da“: Präsident Merck Russland

Generaldirektor Russland und GUS Staaten Jürgen König über die Erfolgsgeschichte von Merck in Russland

Herr König, das Unternehmen Merck hat voriges Jahr sein 120-jähriges Jubiläum in Russland gefeiert.

Jürgen König: Eigentlich hat alles noch früher angefangen, als Karl-Heinz Merck den Ruf von Katharina der 2. folgte und einen Posten als Hospitalarzt in Irkutsk annahm. Er war der erste, der von der Merck Familie nach Russland kam und nahm sogar an einigen wissenschaftlichen Expeditionen teil. Wir waren immer in Russland präsent und erfolgreich, auch in schwierigen Zeiten. Unsere Medikamente wurden immer gebraucht.

Sie kamen vor sechs Jahren nach Moskau …

Jürgen König: Ich kam nach Russland, um das Thema der Lokalisierung voranzutreiben. Dafür brauchten wir eine neue Struktur und mussten ein neues Management aufbauen. Wir wurden eine Full Fledged Company und haben etwas eingeführt, was in Russland nicht unbedingt Alltag ist: Diversität. Ich bin Brasilianer, der CFO ist Argentinier, wir haben Russinnen, einen Österreicher und einen Deutschen im Top-Management. Dann haben wir uns überlegt, was brauchen wir, um zu lokalisieren? Wir haben uns dagegen entschieden, eine eigene Pharmafabrik zu bauen, sondern uns auf dem Markt umgesehen und zwei russische Firmen gefunden, die jetzt für uns produzieren. Natürlich haben wir mit ihnen besondere Verträge, denn wir haben in Schulungen, Technologien usw. Millionen Euro investiert. Und wir sind sehr zufrieden mit unserer Lösung. Produkteinführung, Wachstum und ein gutes Team – wir entwickeln uns sehr gut. Vor sechs Jahren hatten wir knapp hundert Mitarbeiter, jetzt sind wir 450 Leute und nächstes Jahr werden wir über 500 sein. Und ich muss betonen wir haben gute und zufriedene Mitarbeiter.

Woran liegt das?

Jürgen König: An der offenen Kommunikation. Wir haben sogar einen Preis für die interne Kommunikation gewonnen. Ich muss sagen, in Russland gibt es hervorragende Hochschulen und deswegen konnten wir hochqualifiziertes Personal bekommen. Junge Leute heute sind offen für die Welt und wollen immer etwas Neues kennenlernen. Wir feiern zum Beispiel einmal im Jahr einen Diversity Day, an dem wir verschiedene Traditionen oder Denkweisen unserer Mitarbeiter kennenlernen. Einmal im Monat mache ich einen Termin mit einer Gruppe (Tee with You), wo jeder mich fragen kann, was er will. Es gibt nur eine Regel: Wenn keine Fragen kommen, frage ich. Und ich warne immer: Meine Fragen sind schwieriger (Iacht).

Herr König, Sie sind in Brasilien geboren, haben in Deutschland, Pakistan und Südkorea gearbeitet. Was ist das Besondere an Ihrer Herausforderung in Russland?

Jürgen König: Ich erinnere mich noch gut an meinen ersten Arbeitstag im noch alten Moskauer Büro: Ich dachte, ich schaffe das hier nicht. Ich hatte den Eindruck, die Leute kommen ins Büro, setzten eine Maske auf und beim Herausgehen ab – und sind wieder normale Menschen. In Russland haben wir noch oft solche Strukturen: Je größer mein Büro und mein Schreibtisch, desto wichtiger bin ich. Ich habe gesagt, mir geht es nicht um Status, sondern um Logik. Also war meine Aufgabe, die innere Kultur zu ändern, eine offene Kommunikationskultur zu schaffen. Heute fühlen sich unsere Mitarbeiter sehr wohl damit. Das zweite war, zu zeigen: Wir haben einen strategischen Plan und der muss umgesetzt werden. Punkt für Punkt.

Was würden Sie sagen, sind Russischkenntnisse unabdingbar, um als Expat und als Führungskraft in Russland zu bestehen?

Jürgen König: Vor zehn Jahren war es bestimmt der Fall, heute nicht mehr. Junge Leute reisen durch die Welt und wissen, dass bei uns Englisch Firmensprache ist. Ich verstehe allerdings, wie einige hier sagen, mehr Russisch, als ich sollte (lacht).

Daria Boll-Palievskaya/russland.NEWS

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