In Russland wollen 52 Prozent nicht geimpft werden und 40 Prozent sind dazu bereit. Fast zeitgleich ergab eine Umfrage im August in den USA, dass 35 Prozent gegen eine Impfung und 60 Prozent für eingestellt sind. Beide Zustimmungswerte reichen nicht aus. Experten zufolge wird die Herdenimmunität erreicht, wenn 60 Prozent der Bevölkerung gegen das Virus resistent sind. Die akzeptable Impfstoffeffizienz beträgt 75 Prozent, was bedeutet, dass 80 Prozent der Bevölkerung geimpft werden müssen.
„Wer kollektive Immunität will, muss Leute für Impfungen bezahlen“, rät Robert Litan, leitender Mitarbeiter der US-Denkfabrik Brookings Institution. Kinderärzte geben einem Kind vor der Impfung ein Bonbon oder ein Spielzeug, um ihm die Angst vor einer Spritze zu nehmen – in der Version für „Erwachsene“ muss man für eine Injektion die Spritze bezahlen, argumentiert Litan. Wie viel ist eine umstrittene Frage, aber weniger als 1000 Dollar werden wahrscheinlich nicht funktionieren, ist er sich sicher.
Die Vereinigten Staaten würde das 275 Milliarden Dollar kosten – nicht viel im Vergleich zu den Billionen von Finanzhilfepaketen, die bereits verabschiedet wurden oder noch benötigt werden, bis das Virus unter Kontrolle gebracht ist. Diese Summe ließe sich strecken, wenn zuerst nur ein kleiner Teil, zum Beispiel 200 Dollar ausgezahlt und der Rest erst, wenn die notwendigen 80 Prozent der Bevölkerung den Impfstoff bekommen haben. Dies werde geimpfte Menschen zusätzlich dazu anregen, ihre Familien, Nachbarn, Kollegen usw. zu überzeugen.
Politiker sollten darüber nachdenken, wie sie die Impfung bezahlen können. „Wenn wir keine kollektive Immunität erreichen, werden wir eine Zukunft mit anhaltender wirtschaftlicher Malaise haben, bestenfalls – schlimmstenfalls mit Rezession oder Depression, bis das Virus verschwindet“, warnt Litan. Der Bestsellerautor ökonomischer Lehrbücher und Harvard-Professor Greg Mankiw scheint von dem Vorschlag Litans begeistert: „Eine exzellente Idee.“
Die Impfung gegen das Coronavirus in Moskau soll am 5. September beginnen. Der Impfstoff wird bis Ende der Arbeitswoche in den Kliniken und Krankenhäusern der Hauptstadt erhältlich sein, so der Direktor des Gamalea-Instituts, Alexander Gintsburg.
[hrsg/russland.NEWS]
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