Wer gilt in Russland als wohlhabend? Regierung plant Änderung des Steuersystems © russland.news

Wer gilt in Russland als wohlhabend? Regierung plant Änderung des Steuersystems 

In den letzten Monaten wird in Russland vermehrt über die Einführung eines neuen Einkommensteuertarifs spekuliert: Die Regierung will einen progressiven Steuertarif einführen. Finanzminister Anton Siluanow beeilte sich zu versichern, dass eine solche Anpassung nicht die Mehrheit der Bürger betreffen werde, sondern nur die „wohlhabendsten Kategorien von Bürgern“. Das sagte er am 20. Mai in einer Rede vor den Abgeordneten der Staatsduma.

Doch der Teufel steckt bekanntlich im Detail. Was bedeutet es, im heutigen Russland ein „wohlhabender Bürger“ zu sein? Nach Angaben der Statistikbehörde Rosstat ist die größte Gruppe jene mit einem durchschnittlichen Pro-Kopf-Einkommen zwischen umgerechnet 270 und 450 Euro (26,2 Prozent). Ein Prozent der Bevölkerung gehört zur ärmsten Gruppe mit einem Durchschnittseinkommen von rund 70 Euro und weniger. Ein durchschnittliches Pro-Kopf-Einkommen von mehr als 1000 Euro im Monat (die von Rosstat festgelegte Obergrenze) haben 11,2 Prozent der Bevölkerung. Der Anteil dieser Bürger wächst. Im Jahr 2013 betrug er 1,6 Prozent.

Das durchschnittliche Pro-Kopf-Einkommen aller Russen lag im vergangenen Jahr bei 553 Euro. Die reichsten 10 Prozent der Russen verfügten im vierten Quartal 2023 über ein Durchschnittseinkommen von 1.933 Euro pro Monat, was einem realen Anstieg von 7,9 Prozent gegenüber dem vierten Quartal des Vorjahres entspricht.

Wie der renommierte Ökonom Prof. Igor Lipsits in seinem Telegram schreibt, wird die Einführung des progressiven Steuersatzes ab einem Jahreseinkommen von 10.000 Euro ungefähr fünfzehn Prozent der einigermaßen gut verdienenden Russen betreffen, und den Haushalt tatsächlich etwas aufbessern.

Und wenn die Regierung nicht den Mut zu einem solchen Schritt hat, dann wird die Progression ab 20.000 Euro (statt wie bisher ab 5.000 Euro) eingeführt und die Mehreinnahmen durch die Verschärfung der Einkommensteuer minimal bleiben, so Lipsits.

Der Wirtschaftsanalyst Michail Krutichin hingegen glaubt, dass die Steuerreform mindestens ein Drittel der Russen betreffen wird, wenn nicht sogar mehr.

[hrsg/russland.NEWS]

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