Weltweiter „Schulden-Tsunami“ droht

Weltweiter „Schulden-Tsunami“ droht

Laut einer Studie des Institute of International Finance (IIF) ist das Volumen der weltweiten Verschuldung in den ersten neun Monaten des Jahres 2020 in einem beispiellosen Tempo gewachsen. Aufgrund der durch die Pandemie verursachten Krise seien Regierungen und Unternehmen von einem „Schulden-Tsunami“ getroffen worden, so die Autoren.

Bei einer solchen Wachstumsrate der Verschuldung wird es für die Weltwirtschaft schwierig sein, den Umfang der Kreditaufnahme in Zukunft ohne „erhebliche negative Auswirkungen auf die Wirtschaftstätigkeit“ zu reduzieren, warnte das IIF.

Die Gesamtverschuldung der Welt stieg in diesem Jahr um 15 Billionen Dollar, insgesamt könnte sie 277 Billionen Dollar übersteigen. IIF erwartet, dass sie bis Ende 2020 365 Prozent des weltweiten BIP erreichen wird, gegenüber 320% Ende 2019.

Am belastendsten ist die Schuldenlast für die Schwellenländer, wo das Schuldenvolumen seit Anfang des Jahres um 26 Prozentpunkte gestiegen ist und sich 250 Prozent des BIP nähert, warnten Analysten.

In dieser Woche ist Sambia das sechste Entwicklungsland, das 2020 in Verzug geraten ist. Es wird erwartet, dass die Zahl der Ausfälle während der andauernden Pandemie weiter zunehmen wird.

Die G20-Länder haben eine Initiative angekündigt, die es derzeit den 46 der ärmsten Länder der Welt ermöglicht, die Rückzahlung von Schulden in Höhe von rund 5 Milliarden Dollar zu verschieben. Sie sind auch nahe daran, den ärmsten Ländern Zugang zu zusätzlichen Mitteln des Internationalen Währungsfonds (IWF) zu verschaffen.

Analysten sagen, dass zusätzliche Maßnahmen erforderlich seien, um dem wachsenden Risiko einer Finanzkrise in einer großen Zahl von Entwicklungsländern zu begegnen.

Den Entwicklungsländern droht eine höhere Inflation, wenn sie versuchen, ihre Schulden durch den Kauf eigener Anleihen zu monetarisieren, wie es einige von ihnen in diesem Jahr bereits getan haben, und wenn das Schuldenvolumen wächst, droht ihnen eine Deflation, sagte der Direktor der Emerging Market Research JPMorgan Luis Oganes.

„Die hohe Verschuldung wird zur Entstehung von Zombie-Banken und Zombie-Unternehmen führen, was das Wachstum verlangsamen wird“, sagte er.

Seit Beginn der Pandemie haben die führenden Zentralbanken der Welt die Zinssätze gesenkt und Anreizmaßnahmen zur Stützung der Weltwirtschaft ergriffen, was die Kosten für die Kreditaufnahme gesenkt hat. Gleichzeitig erschweren die sinkenden Steuereinnahmen den Schuldendienst der Schwellenländer erheblich.

Das Volumen der Weltverschuldung ist von 2016 bis Ende September 2020 um 52 Billionen Dollar gestiegen, verglichen mit einem Anstieg von 6 Billionen Dollar im Zeitraum von 2012 bis 2016. Die Wachstumsraten des weltweiten BIP haben sich bevor die Coronavirus-Pandemie eine globale Rezession auslöste, kaum verändert.

Der Schuldenstand der entwickelten Volkswirtschaften stieg in diesem Jahr um mehr als 50 Prozentpunkte und erreichte Ende September 432 Prozent des BIP. Die Hälfte davon fiel auf die USA: Die Schuldenquote des Landes könnte in diesem Jahr 80 Billionen Dollar erreichen, verglichen mit 71 Billionen Dollar Ende 2019.

[hrsg/russland.NEWS]

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