Türkische Banken erschweren Zusammenarbeit mit RusslandSymbolbild

Türkische Banken erschweren Zusammenarbeit mit Russland

„Die Handelsbeziehungen Russlands mit der Türkei, das bisher einer der freundlichsten Partner war, sind in Gefahr. Türkische Banken weigern sich pauschal, mit russischen Banken zusammenzuarbeiten.“ So beginnt ein Bericht der Zeitung Kommersant, der zufolge die Situation bereits im Sommer sich zu verschlechtern begann. US-Präsident Biden hatte am 22. Dezember ein Dekret über sekundäre Sanktionen erlassen hatte, woraufhin türkische Banken die Korrespondenzbeziehungen zu fast allen russischen Kreditinstituten einschränkten. Marktteilnehmer berichten, dass ähnliche Probleme, wenn auch in geringerem Ausmaß, bereits mit chinesischen Banken aufgetreten sind.

Türkische Banken weigern sich aus Angst vor Sanktionen, mit russischen Banken zusammenzuarbeiten, bestätigten Quellen aus dem Finanzmarkt und dem Außenhandel der Zeitung. Sie sprechen sowohl vom Abbruch der Korrespondenz als auch von der Aussetzung der Zahlungsabwicklung, ohne die Verträge formell zu kündigen. Eine Quelle der Zeitung   präzisiert, dass es „Ausnahmen gibt – zum Beispiel bei Filialen ausländischer Banken in Russland“.

Ein Gesprächspartner von Kommersant erklärt, dass die Schwierigkeiten schon seit längerer Zeit bestehen, sich aber Ende Dezember drastisch verschärft haben und fast alle türkischen Banken betreffen. So hatte die Türkei im März 2023 den Transit von sanktionierten Waren nach Russland stark eingeschränkt. Später wurde der Transit jedoch unter Vorbehalt wieder aufgenommen. Mitarbeiter von Logistikunternehmen, die mit der Türkei zusammenarbeiten, sagten gegenüber Kommersant, dass grenzüberschreitende Zahlungen dramatisch schwieriger geworden seien.

Roman Prochorow, Vorstandsvorsitzender der Assoziation Financial Innovations, ist der Ansicht, dass die Türkei nach wie vor daran interessiert ist, „die Rolle eines Rohstoff- und Transportknotens zwischen Russland und Europa zu spielen und ihre eigenen Exporte zu fördern“. Ihm zufolge gibt es „eine Reihe von Möglichkeiten, Zahlungen über befreundete Länder wie Armenien oder Kirgisistan abzuwickeln. Es ist möglich, Unternehmen aus anderen Ländern als Zahlungsagenten zu nutzen, um „den russischen Fußabdruck zu entfernen“.

Nicht nur türkische, sondern auch chinesische Banken überdenken aufgrund des Drucks der USA ihre Beziehungen zu Russland. Am 16. Januar berichtete Bloomberg, dass chinesische Staatsbanken ihre Restriktionen gegen russische Kunden verschärften, nachdem die USA vor weiteren Sanktionen gewarnt hatten. Zwei Kreditinstitute in China hätten bereits damit begonnen, ihr Russlandgeschäft zu überprüfen, so die Agentur.

Auch die US-Nachrichtenagentur Reuters hatte über Probleme bei der Zahlungsabwicklung zwischen Russland und der Türkei berichtet. Aus Russland hieß es unter Berufung auf eine Quelle in einer der staatlichen Banken, dass  die Türkei bis Ende Januar eine Lösung für das Problem mit den Überweisungen aus Russland finden will.

Im Jahr 2023 belegte die Türkei nach China den zweiten Platz bei der Menge der nach Russland importierten Waren. Im vergangenen Jahr stiegen die Exporte aus der Türkei nach Russland um 23,2 Prozent – von 7,6 Milliarden US-Dollar auf 9,4 Milliarden US-Dollar. Exportiert wurden vor allem Produkte der chemischen Industrie, der Automobilindustrie, Obst und Elektronik.

Gestern zitierte die russische Nachrichtenagentur Tass eine Quelle im türkischen Handelsministerium mit der Aussage, dass die Agentur in die Situation mit den Überweisungen aus Russland eingegriffen habe. Nach Angaben des Gesprächspartners der Agentur erwarten die türkischen Behörden, dass die Situation so schnell wie möglich geklärt wird.

[hrsg/russland.NEWS]

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