„Sie sind am falschen Platz.“: Millionen Russen sind über- oder unterqualifiziert© russland.news

„Sie sind am falschen Platz.“: Millionen Russen sind über- oder unterqualifiziert

Fast 34 Millionen berufstätige Russen sind übermäßig oder unzureichend für ihren Arbeitsplatz qualifiziert. Diese Situation wird als „Qualifikationsgrube“ bezeichnet, teilte die Nachrichtenagentur RIA Novosti mit und bezog sich dabei auf einen Bericht des Beratungsunternehmens BCG und World Skills.

Laut den Autoren des Berichts ist das Problem der „Qualifikationsgrube“ eines der wichtigsten Probleme auf dem globalen Arbeitsmarkt. Insgesamt sind 1,3 Milliarden Menschen (etwa 23 Prozent der Arbeitnehmer) auf der ganzen Welt davon betroffen.

Inzwischen arbeiten etwa 1 Milliarde der Erwerbstätigen oder 36 Prozent an Arbeitsplätzen, die nicht ihren Qualifikationen entsprechen, 45 Prozent der Arbeitgeber sprechen von Problemen bei der Einstellung und 27 Prozent sind der Meinung, dass die Bewerber „fast vollständig den Berufs- oder Kommunikationsanforderungen nicht entsprechen“.

Das „Qualifikationsgrube-Problem“ ist schon seit Anfang der neunziger Jahre bekannt, schreibt die Zeitung Kommersant. In Russland galt dieses Problem lange Zeit als ausschließlich mit Übergangszeiten im Berufsbildungssystem und mit demografischen Aspekten verbunden.

Analysten erklären, dass die „Qualifikationsgrube“ ein Zeichen für den ineffizienten Einsatz von Humankapital ist. In Russland ist diese Kluft besonders groß. Die Gründe für die wachsende „Qualifikationsgrube“ sind neue Technologien, künstliche Intelligenz und Roboter, die den Arbeitsmarkt verändern und Millionen von Menschen freisetzen.

Die stellvertretende Vorsitzende der Lanta-Bank, Irina Lynx, sagte zu Kommersant, dass vor diesem Hintergrund die Fähigkeit des Mitarbeiters sich weiterzuentwickeln zum Hauptkriterium für die Einstellung geworden sei.

Ein anschauliches Beispiel für die „Qualifikationsgrube“ zeigt die jüngste Werbekampagne des russischen Essenslieferanten Delivery Club. Auf Werbeplakaten des Dienstleisters waren Fotos von Kurieren mit der Unterschrift zu sehen: „Ihr Russischlehrer wird Ihre Bestellung ausliefern.“ Das Unternehmen gab an, auf diese Weise versucht zu haben, auf die Individualität jedes einzelnen Mitarbeiters zu achten. In den Kommentaren in sozialen Netzwerken fragten sich jedoch viele Benutzer: Warum muss ein Hochschulabsolvent als Kurier arbeiten?

[Daria Poll-Palievskaya/russland.NEWS]

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