Das Ministerium für wirtschaftliche Entwicklung hat eine Makroprognose für den Haushalt 2020 bis 2023 veröffentlicht, die den arbeitsfreien April berücksichtigt und eine Einschätzung der wirtschaftlichen Erholung liefert. Daraus folgt, dass die Rezession nicht tief, aber langsam in der Erholung sein wird.
- Der Rückgang des BIP im zweiten Quartal wird 9,5 Prozent nicht überschreiten und bis Ende des Jahres 5 Prozent betragen.
- Die wirtschaftliche Erholung wird im vierten Quartal 2020 beginnen und das Vorkrisenniveau wird in der ersten Hälfte des Jahres 2022 erreicht.
- Im Jahr 2021 wird das BIP um 2,8 Prozent, in den Jahren 2022 bis 2023 um 3 Prozent und 3,1 Prozent wachsen.
- Der durchschnittliche Jahrespreis für Urals-Öl soll 2020 bei 31,1 Dollar pro Barrel liegen, in den Jahren 2021 und 2022 bei 35,4 Dollar und 42,2 Dollar. Die entsprechenden Dollarkurse betragen 72,6 Rubel, 74,7 Rubel und 73,3 Rubel.
- Die Inflation wird während des gesamten Prognosezeitraums auf dem angestrebten Niveau von etwa 4 Prozent bleiben.
- Das real verfügbare Einkommen der Bevölkerung wird im zweiten Quartal um 6 Prozent sinken, am Ende dieses Jahres um 3,8 Prozent abnehmen und sich im nächsten Jahr nicht erholen. Die Gehälter werden 2020 real um 3,9 Prozent gekürzt, 2021 wird es eine Erholung von 3,1 Prozent geben, aber dann werden sie nicht schneller als 2,5 Prozent pro Jahr wachsen.
- Am Ende des Jahres wird die Arbeitslosigkeit um 1,1 Millionen Menschen zunehmen und erst 2023 auf das Vorkrisenniveau (4,6 Millionen Menschen) zurückkehren.
Wedomosti hält die Prognose für verhalten und in Bezug auf Gehälter und Beschäftigung sehr optimistisch. Wirtschaftsminister Maxim Reschetnikow hatte die Basisversion der Prognose der Regierung am 20. Mai vorgelegt. Er wies darauf hin, dass die Prognose unter „Bedingungen hoher Unsicherheit“ wurde erstellt. Die wirtschaftlichen Bedingungen werden heute weitgehend von der epidemiologischen Situation bestimmt, weswegen die Auswirkungen auf die Wirtschaft immer noch schwer abzuschätzen sind.
Kommersant erinnert unter dem Titel Eineinhalb Jahre Bettruhe an den in der Prognose enthaltenen Ölpreis, der gemäß der Haushaltsregel unter dem aktuellen Grenzpreis von 42,4 Dollar pro Barrel im Jahr 2020 liegt. Dies impliziert den Verkauf von Fremdwährungen aus dem NWF und das Wachstum der Haushaltsaufnahmen. Die Prognose umfasst drei Pakete mit Maßnahmen zur Krisenbekämpfung, jedoch keinen Plan zur wirtschaftlichen Erholung. Experten gehen davon aus, dass der Mai für die russische Industrie nicht schlechter oder nur geringfügig (1 bis 1,5 Prozentpunkte) schlechter als der April sein wird. Die schrittweise Aufhebung der Beschränkungen wird zu einer langsamen Erholung führen. Da die externe Nachfrage vorerst gering bleibt, wird die Erholung dauern – anderthalb Jahre, wie aus der Prognose des Wirtschaftsministeriums hervorgeht.
Wie sich Russland wirtschaftlich erholen könnte, skizziert eine heute von der Boston Consulting Group (BCG) veröffentlichten Studie. Sie basiert auf einer wellenartigen Abschwächung und Verstärkung restriktiver Maßnahmen, die den Wellen der Epidemie entsprechen werden. Solange, bis ein Impfstoff zur Verfügung steht. Die Wirtschaft muss auf „kontrolliertes Risiko“ umstellen und je Anzahl der Corona-Patienten öffnen und schließen. Das wird zu einem Rückgang des russischen BIP zwischen sieben und zehn Prozent führen.
Andere Prognosen sind optimistischer. Finanzminister Anton Siluanow schätzte den BIP-Rückgang im Jahr 2020 um 5 Prozent. Laut Zentralbank könnte das BIP um 4 bis 6 Prozent sinken, wenn im zweiten Quartal mit der Aufhebung der Beschränkungen begonnen werde, heißt es in seinem geldpolitischen Bericht vom April. Rosstat rechnet mit einem Rückgang um 6,6 Prozent.
Real sieht es so aus, dass Covid-19 nicht der Influenza mit ihrem mittelschweren Verlauf und schneller Genesung ähnelt, sondern immer mehr einer langwierigen Krankheit mit einem ungleichmäßigen Verlauf wie bei der wiederkehrenden Malaria gleicht. Kein rosiges Bild, aber die Experten von BCG empfehlen, in diesem Modus leben und arbeiten zu lernen.
Eine schnelle V-förmige Erholung wird es für die russische Industrie nicht geben. Die Wirtschaft insgesamt wartet auf den Aufschwung in Form eines Swoosh, dem Symbol des Schuh- und Sportartikelherstellers Nike. „Mit einem Schweif, der sich über anderthalb Jahre erstreckt“, so das Ministerium.
[hrsg/russland.NEWS]
Kommentare