Russland lieferte im April 46 Prozent des nach Europa exportierten LNG

Russland lieferte im April 46 Prozent des nach Europa exportierten LNG

Laut vorläufigen Daten der Handelsplattform Kpler hat Russland im April 2,84 Millionen Tonnen verflüssigtes Erdgas exportiert, berichtet RBK. 46 Prozent der Gesamtmenge wurden nach Europa geliefert. Ein Drittel des exportierten LNG – 34 Prozent – lieferte Russland nach Asien. Weitere 20 Prozent werden in der Statistik als „unbekannter Bestimmungsort“ geführt.

Die LNG-Lieferungen im April waren um 1,5 Prozent niedriger als im März, aber vergleichbar mit denen im April 2023, wie die Daten zeigen. Von Januar bis April 2024 stiegen die russischen LNG-Exporte im Vergleich zum Vorjahreszeitraum um 3,1 Prozent auf 11,53 Millionen Tonnen.

Die Anlage Jamal LNG liefert derzeit die meisten LNG-Mengen aus dem hohen Norden Russlands nach Europa – 95 Prozent der Lieferungen in europäische Länder entfallen auf diesen Standort. Insgesamt wurden 1,31 Millionen Tonnen russisches LNG an EU-Häfen geliefert, 0,96 Millionen Tonnen gingen nach Asien. Das am Pazifik gelegene Sachalin-2 war der wichtigste LNG-Lieferant für asiatische Länder – 93 Prozent der russischen Lieferungen für diesen Markt.

Diesen stabilen Zahlen könnten harte Zeiten bevorstehen. Die USA, vor Russland größter LNG-Lieferant für Europa, haben die russischen LNG-Exporte ins Visier genommen. Bloomberg schreibt, die LNG-Exporte seien zu einem Schwachpunkt für Moskau geworden, dessen Wirtschaft sich gegenüber den westlichen Sanktionen als widerstandsfähig erwiesen hat.

Das Jamal LNG nahe gelegene Projekt Arctic LNG-2, das Russlands größte Flüssiggasanlage mit einer Kapazität von bis zu 20 Millionen Tonnen des Brennstoffs pro Jahr werden sollte, sei seit Monaten bereit, mit den Lieferungen zu beginnen, liege aber wegen der US-Beschränkungen auf Eis.

Bloomberg berichtet, dass die Entscheidung, Arctic LNG-2 ins Visier zu nehmen, gemeinsam vom Weißen Haus, dem Außenministerium und dem Verteidigungsministerium getroffen wurde. Die Sanktionen funktionieren „überraschend gut“, sagen Experten: Das Projekt wurde blockiert, bevor die Produktion begann, und Schiffe im Wert von Hunderten Millionen Dollar liegen in Südkorea im Trockendock.

Für den Kreml gehört LNG zu den lukrativsten Bereichen vor dem Hintergrund sinkender Einnahmen aus dem Verkauf von Pipelinegas nach Europa, die bereits zum ersten Jahresverlust von Gazprom seit 25 Jahren geführt haben. Russland hat im vergangenen Jahr 31 Millionen Tonnen LNG exportiert und plant, diese Exporte bis 2030 auf 100 Millionen Tonnen zu steigern.

Russland umgehe die Sanktionen gegen Ölexporte erfolgreich mit Hilfe einer „Schattenflotte“. Bei LNG-Exporten sei das praktisch unmöglich, so Bloomberg. Der Transport von LNG ist technisch komplizierter und erfordert den Einsatz teurer Spezialschiffe, von denen es in der gesamten Branche nur etwa 700 gibt (Öltanker gibt es zehnmal mehr, etwa 7.500).

Wie Politico Anfang Mai berichtete, plant auch die Europäische Union die russischen LNG-Exporte in das 14. Sanktionspaket aufzunehmen. Nach Angaben des schwedischen Außenministers Tobias Billström könnte auf dem nächsten EU-Gipfel ein Importverbot für russisches LNG in die EU und ein Verbot für den Umschlag von russischem Flüssiggas in europäischen Häfen beschlossen werden. Diese Maßnahme, die es europäischen Importeuren ermöglichen würde, langfristige Verträge straffrei zu kündigen, würde ein Viertel der gesamten russischen LNG-Einnahmen betreffen, die Politico auf 8 Milliarden Euro schätzt.

Da LNG im vergangenen Jahr nur 5 Prozent des EU-Gasverbrauchs ausmachte, werden die neuen Sanktionen nicht ausreichen, um Russland die Einnahmen für seinen Feldzug zu entziehen. Zudem sei nicht klar, wann das 14. Sanktionspaket verabschiedet werden kann und ob alle EU-Länder einem vollständigen Importverbot für russisches LNG zustimmen werden.

Bereits vor zwei Wochen hatte Präsidentensprecher Dmitri Peskow auf erste Ankündigungen reagiert. Der Kreml trage keine rosarote Brille und verstehe, dass der Westen weiterhin Sanktionen verhängen werde, auch zu seinem eigenen Schaden. Moskau werde versuchen, die Folgen des EU-LNG-Importverbots zu minimieren

Obwohl der Anteil russischen Gases an den gesamten EU-Importen seit Februar 2022 erheblich zurückgegangen ist, liegter immer noch bei etwa 15 Prozent (gegenüber 40–50 Prozent zuvor), davon sind 8,7 Prozent Pipelinegas und 6,1 Prozent LNG.

Ohne europäische Häfen wird Russland die arktische Route nutzen müssen, für die es zu wenig Eisbrecher hat, um größere Mengen Gas nach Asien zu liefern. Frankreich, Belgien, Spanien und die Niederlande, die größten Empfänger von russischem LNG in der EU, die langfristige Verträge mit Jamal LNG abgeschlossen haben, würden am meisten leiden, so die Experten von Politico.

[hrsg/russland.NEWS]

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