Europa sollte eine eigene Position zur Situation mit Nord Stream 2 entwickeln, wenn es sich nicht den USA unterordnen will, so der stellvertretende Außenminister Alexander Gruschko am Dienstag. Am Montag hatte US-Präsident Donald Trump die Idee unterstützt, das Gaspipeline-Projekt als Reaktion auf den Vorfall mit Alexei Nawalny aufzugeben. Dabei wiederholte Trump seine Empörung darüber, dass „Deutschland einen Deal abschließt, nach dem es Russland Milliarden von Dollar zahlen wird, und sich gleichzeitig von uns vor Russland schützen lässt“.
„Was die Aussagen amerikanischer Beamter betrifft, so gibt es hier keine Neuigkeiten, sie kämpfen konsequent und systematisch gegen Nord Stream … Aber es scheint uns, dass Europa am Ende selbst die Kraft finden muss, seine nationalen Interessen zu erklären, wenn es nicht in eine Vasallenposition geraten will“, sagte Gruschko gegenüber Journalisten.
Das kommerzielle Projekt Nord Stream 2 „sollte außerhalb der Politik bleiben, da es die Energiesicherheit Europas selbst stärkt, eine Plattform für die Entwicklung der wirtschaftlichen Zusammenarbeit schafft, und wir gehen natürlich davon aus, dass diese Interessen sich letztendlich durchsetzen sollten“, so der stellvertretende russische Außenminister.
Auch der Kreml sieht keinen Grund, die Frage der Umsetzung des Nord Stream 2-Projekts auf politischer Ebene zur Sprache zu bringen, sagte Präsidentensprecher Dmitri Peskow. Ihm zufolge hat sich die Position Russlands hinsichtlich möglicher Risiken im Zusammenhang mit der Projektdurchführung nicht geändert. „Es gibt keinen Grund, diese Frage auf der politischen Ebene zu erörtern. Schließlich handelt es sich eher um ein kommerzielles internationales Projekt. Aus welchem Grund sollte man die internationale Baumaßnahme, an der auch deutsche Unternehmen beteiligt mit einem derartigen Minuszeichen versehen. Das ist nicht vernünftig. Und das Wichtigste ist, dass es im Moment keinen Grund für solche Gespräche gibt.“
Zuvor hatten viele westliche Staats- und Regierungschefs, darunter auch Bundeskanzlerin Angela Merkel, den Einfluss einer möglichen Vergiftung des Oppositionsführers Alexei Nawalny auf die Fertigstellung der Gaspipeline nicht ausgeschlossen. In dieser Hinsicht sollte jedoch ein gemeinsamer Standpunkt innerhalb der EU formuliert werden. Gleichzeitig drängten die Kanzlerin und Außenminister Heiko Maas darauf, die Diskussion über die Situation mit dem russischen Bürger nicht ausschließlich auf Nord Stream 2 zu reduzieren.
[hrsg/russland.NEWS]
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