Rosstat verzeichnete Anstieg der Rohstoffabhängigkeit der russischen Wirtschaft

Rosstat verzeichnete Anstieg der Rohstoffabhängigkeit der russischen Wirtschaft

Das russische Statistikamt Rosstat hat den Index der Industrieproduktion des Landes berechnet, die nach einer neuen Methode durchgeführt wurde. Der Unterschied liegt im Basisjahr, nach dem das Gewicht der verschiedenen Branchen im Index berechnet wird: Bisher wurde das Jahr 2010 als Basis herangezogen, und jetzt ist 2018 das erste Jahr, in dem die Indikatoren gemäß den 2016 genehmigten neuen Branchenklassifikatoren berechnet wurden.

Je weiter das Basisjahr entfernt ist, desto mehr nimmt die Genauigkeit der Schätzungen der Industrieproduktion ab. Man sollte alle fünf Jahre auf ein neues Jahr umsteigen. Dies ermöglicht, die sektorale Struktur der Industrieproduktion feinteiliger zu berücksichtigen und die Qualität kleiner Standorte zu verbessern, erklärte ein Vertreter von Rosstat der Zeitung Wedomosti.

Die wichtigste Änderung, die die Statistiker festgestellt haben, ist die Struktur der industriellen Produktion. So stieg nach neuen Schätzungen von Rosstat der Anteil der Bodenschätze (von 34,1 Prozent im Jahr 2010 auf 38,9 Prozent im Jahr 2018), während das verarbeitende Gewerbe im Gegenteil von 53,2 auf 50,7 Prozent zurückging – mit Ausnahme der Hersteller von Erdölprodukten, die von 17 auf 23 Prozent erheblich zulegten, sowie der Hersteller von Arzneimitteln und medizinischen Materialien (von 1,3 Prozent auf 1,5 Prozent). Der Anteil der metallverarbeitenden Industrie fiel von 16,5 Prozent auf 15,8 Prozent zurück, der Anteil des Maschinenbaus von 17,4 Prozent auf 15,6 Prozent und der Produktion von Getränken und Tabak von 4,4 Prozent auf 2,7 Prozent.

Ein Nebeneffekt der neuen Methode zur Berechnung der Industrieproduktion durch Rosstat besteht darin, dass sich das Wachstum der Rohstoffabhängigkeit der russischen Wirtschaft seit den 2010er Jahren besser errechnen kann. Der Anteil der Haushaltseinnahmen an Öl und Gas hat sich in den letzten 10 Jahren nicht wesentlich verändert – er belief sich 2010 auf 46,1 Prozent und 2018 auf 46,3 Prozent und im Durchschnitt der letzten 10 Jahre auf 45,1 Prozent  Prozent. Nach vorläufigen Schätzungen ging diese Zahl im Jahr 2019 auf 39,2 Prozent zurück.

Die für Russland so wichtigen Ölpreise schwankten zwar zwischen den Jahren 2010 und 2018 erheblich, aber in diesen acht Jahren  blieb der Durchschnittspreis für ein Barrel Brent vergleichbar – 79,6 gegenüber 71,3 Dollar. Dennoch gibt es warnende Stimmen über die zu hohe Abhängigkeit der Wirtschaft von der Rohstoffgewinnung, da die Rohstoffindustrie überbewertet sein könnte, so die Chefanalystin der Nordea Bank, Tatjana Ewdokimowa. Wladimir Salnikow, stellvertretender Direktor von TsMAKP (Zentrum für Makroökonomische Analyse und Kurzfristige Prognosen), vermutet die Bedeutung der Rohstoffe werde in Zukunft abnehmen. Die externe Nachfrage nach Rohstoffen werde sinken und andere Wirtschaftszweige aus Chemie-, Papier- und Landwirtschaftsindustrie werden ihr Potenzial entfalten.

Rosstat gab auch nach der neuen Methode berechneten Zahlen für den Januar 2020 bekannt. Der Industrieproduktionsindex zeigt eine Verlangsamung gegenüber von 1,1 Prozent gegenüber 1,7 Prozent Wachstum im Dezember 2019. In den Jahren 2019 und 2018 lagen diese Januarwerte 2 Prozent und 2,7 Prozent. Würde man 2010 als Basisjahr nehmen, wäre die Industrie im Januar um 1,5 Prozent gewachsen.

Die Produktion von Strom, Gas und Heißwasser ging im Januar um 4,7 Prozent zurück. Das verarbeitende Gewerbe legte um 3,9 Prozent zu.

[hrsg/russland.NEWS]

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