Reale Inflationsfolgen: Lebensmittelkosten in zwei Jahren um 45 Euro monatlich gestiegen

Reale Inflationsfolgen: Lebensmittelkosten in zwei Jahren um 45 Euro monatlich gestiegen

Laut der Februar-Umfrage des Analysezentrums der Nationalen Agentur für Finanzinformation (NAFI) sind die durchschnittlichen Ausgaben der russischen Bürger für Lebensmittel in den Jahren 2022 und 2023 um 4.500 Rubel pro Monat auf 21.100 Rubel gestiegen – umgerechnet etwa 45 bis 210 Euro. Laut der Umfrage bevorzugen 74 Prozent der Russen den Offline-Einkauf von Lebensmitteln, 3 Prozent nutzen ausschließlich Online-Dienste für die Lieferung von Lebensmitteln. Gleichzeitig geben die Bürger, die online einkaufen, doppelt so viel für Lebensmittel aus wie die Offline-Konsumenten. Die Ergebnisse der Umfrage stehen Forbes zur Verfügung.

Natalia Kusnetsowa, Leiterin der Marketingforschung von NAFI, sagte, dass die Kosten für den Kauf von Lebensmitteln etwa ein Drittel der Ausgabenstruktur der Russen ausmachen. Der Umfrage zufolge stehen die Ausgaben für Lebensmittel an der Spitze der monatlichen Ausgaben der russischen Bürger.

Laut der NAFI-Umfrage geben 32 Prozent der Russen monatlich etwa 100 Euro für Lebensmittel für sich und ihre Familie aus, bei 34 Prozent sind es zwischen 100 und 200  Euro, bei 27 Prozent 200 bis 400 Euro, 6 Prozent geben 400 bis 600 Euro aus, und 2 Prozent über 600 Euro. Der Anteil derjenigen, die im Jahr 2023 mehr als 200 Euro für Lebensmittel ausgeben werden, ist von 27 auf 34 Prozent gestiegen.

Wie Forbes berichtet, hat das NAFI 1.600 Menschen im Alter von 18 Jahren aus allen Regionen Russlands befragt. Der statistische Fehler der Daten beträgt maximal 2,45 Prozent.  Befragt wurden 1.600 Personen ab 18 Jahren aus allen Regionen Russlands. NAFI gehört zu den 3 meist zitierten russischen Analyseagenturen.

Die Ausgaben der Russen für Lebensmittel seien in den letzten Jahren im Einklang mit der Inflation gestiegen, sagte Kusnetsowa. Angesichts der sozioökonomischen Turbulenzen seien die russischen Bürger zunehmend daran interessiert, Geld zu sparen und Geschäfte mit niedrigeren Preisen zu wählen.

Am 12. Februar erklärte der russische Präsident, dass laut Rosstat die jährliche Inflationsrate in Russland von 7,4 Prozent im Dezember auf 7,2 Prozent Ende Januar gesunken und damit niedriger sei als in Europa sei, wo sich die Waren, die die Verbraucher täglich in den Geschäften kaufen, im zweistelligen Bereich verteuern.

Experten der russischen Forschungsholding Romir kamen zu anderen Zahlen über das Preiswachstum in Russland. Auf der Grundlage des realen Warenkorbs der Bürger habe die Inflation Ende 2023 23,2 Prozent betragen. Der Preisindex für Güter des täglichen Bedarfs, zu denen Lebensmittel, Getränke, Wasch- und Reinigungsmittel, Körperpflegeprodukte, Kosmetika, Medikamente und Kleidung gehören, stieg um diesen Betrag. Seit Anfang 2022 beträgt das Wachstum 57 Prozent, seit 2019 103,1 Prozent.

Der Unterschied zu den 7 Prozent von Rosstat lässt sich leicht erklären: Romir analysierte fünfzehn Millionen reale Einkäufe, die die Einwohner russischer Städte im Zeitraum 2008-2023 getätigt haben – und Rosstat verwendet einen festen Satz von 500 Waren. Die von Romir mit dem Deflator-Index berechnete Inflationsrate war Ende letzten Jahres mehr als dreimal so hoch wie die offizielle (7,4 Prozent). Seit Beginn des Krieges erreichte sie 56,9 Prozent (gegenüber den offiziellen 20 Prozent), und die kumulierte Summe für 2019-23 beträgt 103 Prozent (gegenüber den offiziellen 41 Prozent für denselben Zeitraum).

Die russische Zentralbank hat den Leitzins stark angehoben und die großen Exporteure verpflichtet, den Rubelkurs zu stützen. Die Regierung hat den Einzelhandel angewiesen, die Preiserhöhungen für Grundnahrungsmittel zu begrenzen. Trotzdem kam es in den Lebensmittelabteilungen der Supermärkte zu Preissprüngen. Zu der Rekordpreissteigerung bei Eiern – über 60 Prozent innerhalb eines Jahres – gesellten sich Tomaten und Bananen, deren Preise um 52 Prozent bzw. 46 Prozent stiegen. Laut Rosstat stiegen die Preise für Kohl im Jahresvergleich um 29 Prozent, für Hühnchen um mehr als 27 Prozent und für Äpfel um 20 Prozent.

Die Inflationserwartungen der Russen selbst sind im Februar von 12,7 Prozent im Januar auf 11,9 Prozent gesunken. Das ist der niedrigste Stand seit Oktober 2023. Dies geht aus den Ergebnissen der Umfrage InFOM hervor, die im Auftrag der Bank von Russland durchgeführt wurde. Die Schätzungen der beobachteten Inflation sind im Februar ebenfalls zurückgegangen, und zwar auf 15,2 Prozent gegenüber 16,3 Prozent im Januar.

Da sich an den Ursachen – Haushaltsausgaben in Milliardenhöhe für das Militär, Rückgang der Exporteinnahmen und die Abwertung des Rubels, nichts ändern wird, wird der Inflationsdruck auf die russische Wirtschaft wahrscheinlich anhalten, warnt Natalia Orlowa, Chefvolkswirtin der Alfa Bank.

Die Zentralbank geht davon aus, dass die Inflation in diesem Jahr auf 4 bis 4,5 Prozent sinken wird. Am 16. Februar beließ die Zentralbank den Leitzins in Russland bei 16 Prozent und betonte, dass die Unsicherheit über die Geschwindigkeit des Inflationsrückgangs fortbesteht und dass die restriktive Politik für einen längeren Zeitraum beibehalten werden sollte.

[hrsg/russland.NEWS]

Kommentare