Pressekonferenz zur Geschäftsklimaumfrage der Deutsch-Russischen Auslandshandelskammer (AHK): „Der Sonnenschein über unseren Unternehmen“Foto: russland.NEWS

Pressekonferenz zur Geschäftsklimaumfrage der Deutsch-Russischen Auslandshandelskammer (AHK): „Der Sonnenschein über unseren Unternehmen“

Als er die Ergebnisse der traditionellen Jahresumfrage der AHK-Mitgliedsunternehmen präsentierte, war der Vorstandsvorsitzende der AHK Matthias Schepp zuversichtlich. 31 Prozent bewerten ihre gegenwärtige Geschäftslage als gut oder sehr gut und 39 Prozent als befriedigend.

Trotz insgesamt fast einer viertel Milliarde Euro Verluste für deutsche Unternehmen in Russland, planen ganze 30 Prozent der mehr als 900 AHK-Mitgliedsunternehmen in den nächsten zwölf Monaten in Russland zu investieren und 59 Prozent planen keine Entlassungen. 13 Prozent wollen sogar Mitarbeiter einstellen. Trotz zahlreicher Probleme wie Sanktionen, Überbürokratisierung, Korruption und lahmender Konjunktur ist Russland „eine Art Hidden Champion für deutsche Investitionen“, betonte Schepp. „Unsere Firmen verdienen im größten Flächenstaat der Erde nach wie vor gutes Geld, sehen Zukunftschancen und im Vergleich zu anderen Weltregionen eine hohe Stabilität und Berechenbarkeit.“

Der Präsident der Deutsch-Russischen Auslandshandelskammer und Vorstandsvorsitzender der OMV AG Rainer Seele betonte, dass die hohe Beteiligung an der Umfrage ein großes Interesse an Russland zeigt. Als größte Herausforderungen neben dem Coronavirus für die Geschäftstätigkeit deutscher Firmen in Russland nannte er die Konjunkturentwicklung kombiniert mit dem Wechselkurs und der Überbürokratisierung.

Nur 23 Prozent der Teilnehmer halten dabei die US-Sanktionen für einen Störfaktor. Es scheint, als würden „wir uns an diese Sanktionen gewöhnen“. 95 Prozent der deutschen Firmen fordern außerdem eine schrittweise oder sofortige Aufhebung der europäischen Russland-Sanktionen. 58 Prozent sind der Meinung, dass die Bundesregierung auf die US-Sanktionen gegen Nordstream 2 mit Gegensanktionen gegen die USA reagieren soll und 97 Prozent lehnen die US-Sanktionen ab. „Die Pipeline ist ein europäisches Investitionsprojekt, das die Energiesicherheit des Kontinents erhöht“, so Rainer Seele. „Die europäische Souveränität muss gewahrt werden.“ Weiterhin betonte er, dass die größten Entwicklungsmöglichkeiten in der deutsch-russischen Beziehungen im Maschinen- und Anlagenbau, klassischer Energieträger wie Öl und Gas sowie erneuerbarer Energien liegen. 82 Prozent der Teilnehmer stellten fest, dass die chinesische Konkurrenz auf dem russischen Markt seit 2015 gewachsen ist.

Viele Journalisten interessierte die Frage, wie es mit dem Projekt Nordstream 2 weitergeht. Rainer Seele betonte, dass durch die Gefährdung der Pipeline Großinvestitionen in Frage gestellt werden und Deutschland als Investitionsort darunter leidet. „Als Wirtschaftsverband warnen wir ausdrücklich davor, dass ein Wirtschaftsprojekt politisiert wird“, ergänzte Matthias Schepp. „Diese Politisierung wird eindeutig auf den Rücken der deutschen und europäischen Verbraucher ausgetragen“. Er führte die Zahlen an, nach denen Nordstream 2 bis zu 16 Prozent Senkungen der Energiepreise für Industrie und normale Verbraucher erreichen würde. Bei einer kurzfristigen Umstellung auf amerikanisches Flüssiggas würde jeder Haushalt spüren, wie die Preise hochgehen, so Schepp.

[Daria Boll-Palievskaya/russland.NEWS]

 

 

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