Österreichische RBI-Gruppe trennt sich von Raiffeisenbank

Österreichische RBI-Gruppe trennt sich von Raiffeisenbank

Die österreichische Raiffeisen Bank International (RBI) hat sich entschieden, die russische Raiffeisenbank zu verkaufen oder aus dem Konzern auszugliedern, sagte RBI-Chef Johann Strobl bei einer Aktionärsversammlung. Im Gespräch mit der FT präzisierte Strobl, dass Raiffeisen die Liste der potenziellen Käufer für das Russland-Geschäft auf zwei „realistische“ Bieter eingegrenzt habe, mit denen sie in den kommenden Wochen aktiv zusammenarbeiten werde.

Seit Beginn der aus dem Ruder gelaufenen „Spezialoperation“ hat der Konzern nach eigenen Angaben alle Optionen für die Zukunft seines wichtigsten Assets geprüft: Die Raiffeisenbank hat ihm rund die Hälfte seines Gewinns (2 Milliarden Euro im Vorjahr) eingebracht. Der Druck wuchs. Im Februar leitete das US-Finanzministerium eine Untersuchung eine Untersuchung  der Aktivitäten der RBI in Russland ein, und kürzlich wurde bekannt, wurde bekannt,  dass die Europäische Zentralbank (EZB) die Bank drängt, den russischen Markt zu verlassen. Dies geschah, nachdem ein hochrangiger US-Beamter Wien besucht und den österreichischen Behörden seine Besorgnis über die Aktivitäten der Raiffeisenbank in Russland geäußert hatte.

Die Vorbereitungen für den Rückzug seien im Gange, teilte die RBI in einer Aussendung mit. Sie betonte, dass sie ihre Aktivitäten in Russland bereits reduziert und die grenzüberschreitenden Risiken minimiert habe und versprach, diese weiter zu reduzieren und einen Käufer für die Raiffeisenbank zu suchen. RBI und Raiffeisenbank hätten das Kreditvolumen reduziert und das Kapital der russischen Tochter „isoliert“ und würden die Kreditvergabe weiter reduzieren, heißt es in dem Bericht. Kürzlich hat die Raiffeisenbank auch die Bedingungen für Devisentransaktionen verschärft, insbesondere die Eröffnung von Fremdwährungskonten für russische Unternehmen (auch für bestehende Kunden) eingestellt und den Mindestbetrag für Devisentransfers verdoppelt. Nach Angaben der Bank wird inzwischen bis zur Hälfte aller Auslandsüberweisungen aus Russland über sie abgewickelt.

Ein schneller Ausstieg sei aber nicht möglich, warnte RBI-Chef Johann Strobl die Aktionäre bei der Hauptversammlung: „Wir können einfach nicht alle Aktivitäten in Russland sofort beenden.“ Er bestätigte, dass die Bank ein Angebot erhalten habe, das Russlandgeschäft gegen die europäischen Assets der Sberbank zu tauschen.

Die Financial Times nennt diesen Deal „Red Bird“. Die österreichische Gruppe will 400 Millionen Euro, die in Russland eingefroren sind, gegen Gelder der Sberbank Europe tauschen, die ihre Aktivitäten in Europa eingestellt hat, nachdem die Sberbank von US-Sanktionen getroffen wurde. Das Schema sieht wie folgt aus: Die Raiffeisenbank überweist Rubel an die Sberbank in Russland, im Gegenzug schickt deren Tochter in Europa den gleichen Betrag in Euro an Raiffeisen in Österreich. „Betrachten Sie es als das finanzielle Äquivalent eines Gefangenenaustauschs im Kalten Krieg“, zitiert die FT eine Person, die an der Strukturierung des Deals beteiligt war. Es sei nur eine Option für die Gruppe, Russland zu verlassen, sagte ein Sprecher der RBI.

Die Raiffeisen Bank, eine Tochter der österreichischen Raiffeisen Bank, ist nach wie vor eine der wenigen in Russland tätigen Banken, die nicht sanktioniert oder von SWIFT abgeschnitten wurde. Dank dieser Tatsache hat sie in den letzten Monaten bis zu 50 Prozent aller Zahlungen zwischen Russland und dem Rest der Welt abgewickelt. Eine Übernahme durch die Sberbank würde Raiffeisen diesen Vorteil sofort nehmen.

[hrsg/russland.NEWS]

Kommentare