Die infrastrukturelle Entwicklung der Krim und Sewastopols ist von der Planungsphase auf die praktische Ebene übergegangen: Der Kraftfahrzeugverkehr auf der Brücke zur Krim und auf der ersten Etappe der Nationalstraße von Kertsch nach Sewastopol wurde eröffnet, der moderne Flughafen fertigt seit fast einem Jahr Passagiere ab und moderne Kraftwerke sind in Betrieb genommen. Experten und Bauunternehmer informierten RIA Novosti über die Etappen der wichtigsten Bauprojekte und die Aussichten für die Infrastruktur der Halbinsel.
Die Infrastrukturentwicklung auf der Krim basiert auf dem von der russischen Regierung 2014 verabschiedeten Föderalen Zielprogramm (FTP). Derzeit umfasst es mehr als 800 Objekte mit einem Finanzierungsvolumen von mehr als 877 Milliarden Rubel (etwa 11,8 Milliarden Euro). 401 Objekte und Maßnahmen sind in Arbeit, 242 Projekte wurden abgeschlossen und 162 Projekte sind noch nicht begonnen.
„Im Rahmen des föderalen Zielprogramms und anderer Finanzierungsmodelle hat Russland erhebliche Mittel für die Entwicklung der Halbinsel bereitgestellt, die mehr als zwanzig Jahre von Russland abgetrennt war. Aber der Begünstigte dieser Hilfe ist nicht nur die Krim, sondern auch die Russische Föderation selbst. Im Bereich des Managements mussten wir komplexe und nicht-triviale Probleme lösen, und die gewonnenen Erfahrungen können nun dem ganzen Land bei der Umsetzung sehr komplexer regionaler Entwicklungsprogramme zugute kommen“, sagte Andrej Nikitschenko, FTP-Generaldirektor der Managementabteilung, gegenüber RIA Novosti. „Diese Managementmechanismen wurden während der Arbeit an der Umsetzung des FTP fünf Jahre lang untersucht und anschließend dann in ganz Russland ausgebaut und weiterentwickelt.“ Die Modernisierung der Infrastruktur der Krim und Sewastopols betrifft alle Lebensbereiche auf der Halbinsel: Straßen werden gebaut, Krankenhäuser modernisiert, Baudenkmäler restauriert, Theater, Schulen sowie Kindergärten entstehen und Kommunikations- sowie Wasserversorgungssysteme gebaut.
Krim-Brücke
Die Entscheidung für den Bau einer Brücke zur Krim mit zwei parallelen Gleisen für Züge und einer Fahrzeugspur im Abschnitt von Tuzlinsky in der Straße von Kertsch wurde 2014 getroffen. Das Brückenprojekt wurde aus mehr als 70 Optionen von Experten ausgewählt, erfuhr RIA Novosti vom Informationszentrum Brückenbauer. Im Jahr 2015 wurde der Baukonzern Stroygazmontazh als Generalunternehmer für den Bau der Brücke ernannt, und die Statik-Experten vom Institut Giprostroymost in Sankt Petersburg“ begannen mit der Arbeit an dem Projekt.
„Real begonnen wurde der Brückenbau am 19. Februar 2016, nachdem das Brückenprojekt von den Sachverständigen der staatlichen Prüfungskommission Glavgosexpertiza positiv beurteilt und die Richtigkeit der geschätzten Kosten bestätigt wurde. Im März 2016 wurden die ersten Pfähle eingerammt, im April desselben Jahres war der erste Brückenpfeiler fertig. Im Juni 2016 begann die Installation der Stahlseilverspannungen“, so das Info-Zentrum gegenüber RIA Novosti. Zu den technisch anspruchsvollsten Arbeiten kam es 2017 – die vom Wasser aus betriebene Montage der großen Brückenelemente für Schienen und Fahrspuren auf den Pfeilern der insgesamt mehr 10.000 Tonnen wiegenden Brücke.
Die sowjetischen und russischen Brückenbauer hatten bis dahin keine ähnlichen Erfahrungen in Bezug auf Umfang, Klima und hydrologische Bedingungen machen können, stellten die Bauherren fest. Ein derartiges Projekt wurde zum ersten Mal in der Praxis des russischen Brückenbaus durchgeführt und erfolgreich umgesetzt.
Der Verkehr auf dem Straßenteil der Brücke wurde ein halbes Jahr vor Ablauf der durch den Staatsvertrag gesetzten Frist eröffnet: Am 15. Mai 2018 gratulierte der russische Präsident Wladimir dem Team von Ingenieuren und Arbeitern zu der erfolgreich abgeschlossenen Aufgabe und beteiligte sich an der Eröffnung der Autobahn über die Straße von Kertsch, nachdem er einen KaMaz-Lkw über die Brücke gefahren hatte. Am 16. Mai wurde die Brücke für Pkw und Busse und im Oktober für Lkw eröffnet.
Der Eisenbahnteil der Krimbrücke ist im Bau und noch wird auf der gesamten Strecke gearbeitet – sie 19 km lang mit acht See- und Landabschnitten. Die vorläufigen Ergebnisse der Arbeiten: Alle Pfähle unter der Eisenbahn sind in den Boden gerammt, (etwa dreitausend aus drei unterschiedlichen Typen bestehende Pfähle), alle 307 Eisenbahnpfeiler mit einer Höhe von fünf bis 35 Metern aufgerichtet, die Verspannungen aus 160.000 Tonnen Stahl sind zu 95 Prozent montiert. Seit Juli 2018 werden auf den vorgefertigten Abschnitten des Brückendecks Gleise verlegt: zwei Gleise für Personen- und Güterzüge von Kuban zur Krim und in die Gegenrichtung.
Etwa fünftausend Bauarbeiter arbeiten auf der Baustelle, mehr als 150 Baumaschinen und 9 verschiedene Schiffe sind im Einsatz. Die Bauherren haben keinen Zweifel daran, dass sie den Eisenbahnteil der Brücke entsprechend den vertraglichen Verpflichtungen bis Dezember 2019 übergeben werden.
Flughafen
Die rasante Entwicklung des Flughafens Simferopol in den letzten fünf Jahren wird durch objektive Zahlen bestätigt. Seit 2015 benutzen jährlich mehr als fünf Millionen Passagiere den Flughafen und er gehört damit zu den zehn größten Flughäfen Russlands. Im Jahr 2013 wurden am Flughafen weniger als 1,5 Millionen Passagiere abgefertigt. Nach Moskau und St. Petersburg verfügt der Krimflughafen mit 63 Destinationen über das größte Inlandsnetz.
Vor knapp einem Jahr im April konnte das neue Terminal des Flughafens, die mit einer Kapazität von 6,5 Millionen Passagieren pro Jahr ausgelegte „Krim-Welle“, die Arbeit aufnehmen. Seitdem erhielt das Bauwerk diverse Preise bei nationalen Wettbewerben und internationalen Foren.
„In den nächsten fünf Jahren soll die Zahl der Flüge aus Simferopol besonders in der Winterperiode zunehmen. In naher Zukunft werden die gesamte Rekonstruktion und des Flughafenkomplexes einschließlich des Baus einer neuen Start- und Landebahn abgeschlossen“, sagte Igor Laptew, Direktor für Öffentlichkeitsarbeit am Flughafen gegenüber RIA Novosti. Ebenso begann der Wiederaufbau der Start- und Landebahn 1, die wegen unzureichender Länge und Stabilität seit den frühen 2000er Jahren nicht in Betrieb war. Sie wird um einen halben Kilometer von 2700 auf 3200 Meter verlängert, wodurch Flugzeuge bis zur Größe der Boeing 777-300ER ohne Einschränkungen landen und starten können. Mit neuer Medizin-Station, einem neuen Kontrollturm und fast 30 km Zäune mit Sicherheitstechnik und Kontrollpunkten kosten die Baumaßnahmen Moskau mehr als 11 Milliarden Rubel (etwa 148,5 Millionen Euro).
Energie
Vor Inbetriebnahme neuer Erzeugungskapazitäten auf der Krim betrug der Eigenteil etwa 10 bis 12 Prozent des erforderlichen Energieverbrauchs. Die Kraftwerke produzierten damals gemeinsam rund 150 MW. Rund 100 MW konnten erneuerbare, aber instabile Quellen wie Solar- und Windparks erzeugen. Die Halbinsel bezog den größten Teil ihres Stroms aus der Ukraine, bis im November 2015 die Verbindung von Extremisten durch Sprengungen von Strommasten in der Region Cherson unterbrochen wurde. Daraufhin erhielt die Krim über den Bau einer Energiebrücke Strom aus der Region Krasnodar (800 MW) sowie aus mobilen Gasturbinenkraftwerken, die aus anderen Regionen Russlands (bis zu 400 MW) auf die Krim gebracht wurden.
„Nach der Inbetriebnahme aller neuen und modernisierten Kraftwerke mit voller Kapazität einschließlich der Strombrücke werden der Krim täglich 2460 MW Kapazität zur Verfügung stehen. Der maximale Verbrauch in der letzten Herbst-Winter-Periode lag bei 1400 MW. Das heißt, wir werden eine ernsthafte Energiereserve für die Entwicklung der Halbinsel haben“, sagte Krim-Präsident Sergej Aksjonow im Februar in seinem Bericht über die Arbeit der Regionalregierung im Jahr 2018. Anfang 2019 wurden nach Angaben des russischen Energieministeriums erstmals rund 300 Megawatt Leistung von der Krim über eine Energiebrücke auf das russische Festland geliefert.
Die volle Energieunabhängigkeit bekommt die Region nach der Inbetriebnahme der im Bau befindlichen neuen Kraftwerke Tavricheskaya und Balaklavskaya mit einer installierten Gesamtleistung von 940 MW und die neue Generation des Kraftwerks Sakskaya, dessen Kapazität um das Zehnfache auf 120 MW ansteigen wird, so die Behörden der Halbinsel.
Allerdings wartet noch ein weiteres Problem auf Lösung – die Modernisierung der Netzinfrastruktur auf der Halbinsel.
[hub/russland.NEWS]
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