Im Jahr 2023 hätte die Bank von Russland den Leitzins schneller anheben sollen, um den Anstieg der Inflation einzudämmen. Dies erklärte die Leiterin der Regulierungsbehörde, Elvira Nabiullina, auf einem Finanzkongresses in Kasachstan. Sie bezeichnete die verspätete Anhebung des Zinssatzes als einen der Fehler der russischen Zentralbank.
„Angesichts der strukturellen Veränderungen war nicht ganz klar, wie das alles funktioniert. Und natürlich sehen wir im Nachhinein, dass dies vielleicht schneller hätte geschehen müssen“, sagte die Chefin der Zentralbank. Nabiullina merkte außerdem an, dass verschiedene Zentralbanken „unterschiedliche Fehler“ machen. Die russische Zentralbank versucht, diese zu analysieren und ihre Handlungen „kritisch zu betrachten“.
Anfang 2023 lag der Leitzins bei 7,5 Prozent. Im August hob die Regulierungsbehörde ihn außerplanmäßig auf 12 Prozent an. Bis Dezember 2023 stieg der Zinssatz auf 16 Prozent. Laut dem Statistikamt Rosstat betrug die Inflation in Russland im Jahr 2023 7,42 Prozent, nach 11,94 Prozent im Jahr 2022.
Darüber hinaus räumte Nabiullina einen Kommunikationsfehler zum Leitzins der Bank von Russland ein: „Letztes Jahr hatten wir ein Kommunikationsproblem und haben den Leitzins auf 16 Prozent erhöht. Wir haben aber erklärt, dass wir ihn senken werden, wenn die Inflation zurückgeht“, so Nabiullina auf dem Finanzkongress.
Ihrer Aussage zufolge habe eine falsche Interpretation des Signals zu einer Zunahme der Kreditaktivität auf dem Markt geführt. Unternehmen hätten viele Kredite mit variablen Zinssätzen aufgenommen, da sie mit einem schnellen Rückgang der Zinsen gerechnet haben. Dabei haben sie jedoch nicht berücksichtigt, dass eine Senkung der Zinsen nur bei sinkender Inflation geplant war.
Laut der Pressestelle der Regulierungsbehörde ist für den 19. Dezember eine Sitzung des Verwaltungsrats der Bank von Russland geplant, auf der die Frage des Leitzinsniveaus behandelt werden soll.
Weiterhin informierte Nabiullina über den Beschluss der Bank von Russland, die flächendeckende Einführung des digitalen Rubels auf September 2026 zu verschieben, um die Nachfrage nach Dienstleistungen zu bewerten: „Technologisch ist alles mehr oder weniger klar. Wir möchten gemeinsam mit den Marktteilnehmern herausfinden, welche Dienstleistungen in der Wirtschaft am meisten gefragt sein werden. Genau aus diesem Grund verlängern wir das Pilotprojekt.“
Bei einer flächendeckenden Einführung werden die Banken verpflichtet sein, auf Wunsch ihrer Kunden Dienstleistungen in digitalen Rubeln anzubieten. Dabei wird die Nutzung des Zahlungsmittels für Unternehmen und Privatpersonen freiwillig sein.
Der digitale Rubel ist neben Bargeld und bargeldlosen Zahlungsmitteln die dritte Form der russischen Währung. Die Zentralbank startete im August 2023 ein Pilotprojekt zum digitalen Rubel. Ursprünglich war die flächendeckende Einführung für Juli 2025 geplant, doch die Bank von Russland verschob den Termin später.

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