Mitte Juli gab es in Russland 62 Prozent weniger Einzelhandelsgeschäfte als vor der Pandemie

Mitte Juli gab es in Russland 62 Prozent weniger Einzelhandelsgeschäfte als vor der Pandemie

Die Zahl der Einzelhandelsgeschäfte in Russland ging von März bis Mitte Juli 2020 pandemiebedingt um 62 Prozent zurück, berichtete Sergei Beljakow, Vorsitzender des Präsidiums des Verbandes der Einzelhandelsunternehmen (AKORT). Auch der Handelssektor sei von dem Rückgang der effektiven Nachfrage und gesetzlichen Beschränkungen betroffen, heißt es in der Präsentation von AKORT.

Seit 2017 ist die Zahl der Handelsunternehmen in Russland um 26 Prozent von 1,46 auf 1,01 Millionen im Jahr 2019 gesunken. Im August 2019 gab es in Russland 1,1 Millionen kleine und mittlere Unternehmen (KMU). Nach der Schließung von etwa 247.000 waren es im August 2020 nur noch 849.000 KMU. Zwischen 2017 und 2018 mussten 209.000 KMU schließen, zwischen 2018 und 2019 waren etwa 170.000 betroffen. Dem Handel in Russland ging es schon vor der Pandemie nicht gut, Covid-19 hat das Problem nur noch mehr verschärft.

Laut Beljakow waren die negativen Auswirkungen der Pandemie im Jahr 2020 nicht nur im Einzelhandel, sondern auch im gesamten Segment der nichtstaatlichen Wirtschaft zu spüren. „Dementsprechend wächst die Arbeitslosigkeit und sinkt die Zahl der Menschen, die Lohn erhalten. Die Zahl der registrierten Arbeitslosen hat sich seit März von 3,5 Millionen um 1,3 Millionen auf 4,8 Millionen erhöht. Die Arbeitslosenquote sei dadurch von 4,7 Prozent zu Beginn der Coronavirus-Pandemie auf 6,4 Prozent gestiegen, gab der russische Arbeitsminister Anton Kotjakow bekannt. Der Höhepunkt des Wachstums der Zahl der Arbeitslosen wurde im September verzeichnet.

Der Arbeitsminister sagte, dass vor dem Hintergrund der Pandemie der Prozentsatz der Bürger, die bei den Arbeitsämtern Unterstützungsmaßnahmen beantragen konnten, von 20 Prozent auf 80 Prozent gestiegen sei. Insgesamt werden in diesem Jahr mehr als 130 Milliarden Rubel (etwa 1,43 Milliarden Euro) für Zahlungen an Arbeitslose bereitgestellt, von denen die meisten bereits ausgegeben wurden. „Die Lage auf dem Arbeitsmarkt ist für uns heute immer noch recht schwierig“, so Kotjakow. Auch für Präsident Wladimir Putin bleibt die Situation auf dem Arbeitsmarkt „angespannt“, weswegen er weitere unterstützende Maßnahmen angekündigt habe.

Wir können wahrscheinlich nicht damit rechnen, dass in dieser Situation die real verfügbaren Einkommen plötzlich wachsen und eine zahlungskräftige Nachfrage nach sich ziehen werden. Dies ist eine ernsthafte Herausforderung für den Einzelhandel“, so AKORT-Chef Beljakow.

Im September appellierte das Ministerium für Industrie und Handel an Rospotrebnadzor, allen Handelsorganisationen die Arbeit zu ermöglichen, sofern die Sicherheitsmaßnahmen im Zusammenhang mit dem Coronavirus eingehalten werden. Nach Angaben des Ministeriums würde dies ihre vollständige Schließung verhindern.

Nach Prognosen von Infoline könnte der diesjährige Einzelhandelsumsatz zum ersten Mal seit 20 Jahren zurückgehen – um 0,7 bis 2 Prozent auf 33,3 bis 32,9 Billionen Rubel (etwa 363 Milliarden Euro). Am stärksten betroffen sind Verkäufer von Kleidung und Schuhen, Schmuck und Autos. Gleichzeitig sagen Analysten, dass die Krise durch „künstliche Restriktionen“ verursacht wurde, auch bei der Bewegungsfreiheit, so dass die Markterholung im nächsten Jahr beginnen wird.

[hrsg/russland.NEWS]

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