Am Donnerstag fand die traditionelle Russland-Konferenz der IHK Düsseldorf statt. In Zeiten der Pandemie lief die Konferenz digital als Livestream aus Düsseldorf und Moskau. Das diesjährige Motto lautete: „Marktupdate und Zukunftsthemen“. „Wir blicken auf Wachstumsbranchen sowie Zukunftstrends und wollen in Zeiten bilateraler politischer Schwierigkeiten mit unserer Konferenz auch ein Zeichen setzen: Deutschland und Russland sind und bleiben langjährige enge Wirtschaftspartner“, so der Präsident der IHK Düsseldorf Andreas Schmitz.
Der russische Generalkonsul in Bonn Alexey Dronow betonte, dass die wirtschaftliche Kooperation auf regionaler und sogar städtischer Ebene weiterentwickelt werden sollte. Das Potenzial sehe er in vielen Bereichen, ob Digitalisierung oder Agrarwirtschaft. Die Politik der beiderseitigen Sanktionen bleibt dabei eine große Herausforderung. Man verpasse große Chancen. Aktive Entwicklung der Wissenschafts- und Bildungsprojekt, die vertiefte Kooperation im Bereich der Energie und der Energieeffizienz und eine größere Teilnahme der Klein- und Mittelunternehmen an den Handelsbeziehungen – hier gibt es noch sehr viel Potenzial. „Wir brauchen einander als Wirtschaftsakteure“.
Digitale Medizin, CleanTech-Lösungen für den russischen Markt, Smart Sales und Zukunftsthemen im Russlandgeschäft – diese Themen standen im Mittelpunkt der Konferenz.
Der Metro-Chef Dr. Steffen Greubel berichtete, dass die Metro Group die Pandemie in Russland sehr gut überstanden hat. Man hat das Jahr mit einem Umsatzwachstum von 3,3 Prozent abgeschlossen. Dabei ist die Direktbelieferung der Gastronomien sehr wichtig und in Russland gut gelungen. Metro Russland hat ein Umsatzvolumen um die 2,5 Milliarden Euro.
Bei der Diskussion „Digital health – deutsch-russische Kooperationsmöglichkeiten“ wies der Vorstandsvorsitzende der Deutsch-Russischen Auslandshandelskammer und Delegierte der Deutschen Wirtschaft Matthias Schepp darauf hin, dass die Pandemie sowohl in Deutschland als auch in Russland zu einer rasanten Entwicklung der Digitalisierung der Medizin geführt hat. Im Jahr 2022 hat sich der russische Markt der Telemedizin um dreihundert Prozent gesteigert. Tadzio Schilling, Generaldirektor der Association of European Businesses, stimmte seinem Vorredner zu: Diese Entwicklung bietet deutschen Unternehmen sehr gute Chancen. Im Bereich der Liste der lebensnotwendigen Arzneimittel sind deutsche Unternehmen in Russland führend. Allerdings greifen staatliche Regulierungen in diesem Bereich, die im Endeffekt zu monopolitischen Marktsegmenten führen und für ausländische Unternehmen die Attraktivität des Marktes reduziert, am stärksten.
„Gerade dann, wenn es politisch sehr schwierig ist, ist die Wirtschaft eine der stärksten Brücken, die unsere Länder und Völker miteinander verbindet“, so Matthias Schepp. Onkologie, Kardiologie und Autoimmunerkrankungen – das sind Bereiche, wo er das größte Potential für die Zusammenarbeit in der digitalen Medizin sieht.
Welche Bestimmungen gelten für mein Produkt? Wer ist mein Kunde? Gibt es eventuell staatliche Finanzierungsprogramme? Das sind die drei Fragen, die sich ein Unternehmen stellen soll, das lokalisieren will. Nur wenn der Markt Potential hat, hat es für Unternehmen Sinn, zu lokalisieren“, sagte Stefan Mecha, Geschäftsführer, Volkswagen Group Rus, auch im Hinblick auf Elektroautos. Denn „CleanTech-Technologien werden im Jahre 2030 in Russland erfolgreich sein“.
In der abschließenden Runde ging es um die Zukunftsthemen. Matthias Schepp nannte dabei viele positive Zahlen: 48 Prozent der deutschen Unternehmen bewerten die eigene Geschäftslage in Russland mit gut bis sehr gut. Das sind elf Prozentpunkte mehr als 2020 und zwei Prozentpunkte mehr als im Vor-Corona-Jahr 2019. Ein knappes Drittel der befragten Unternehmen plant sogar Investitionen im Jahr 2022. Somit sind die meisten Firmen viel optimistischer als im Jahre 2021.
„Permanenter Kontakt mit den Kunden vor Ort“- das ist das Erfolgsrezept aus der Sicht von Burkhard Dahmen, Vorsitzender der Geschäftsführung, SMS group.
Auch das unangenehme Thema des Gesundheitschecks für Ausländer in Russland ist angesprochen worden. Inwiefern kann diese Maßnahme zu dem Exodus deutscher Unternehmen aus Russland führen? „Die Gefahr ist übertrieben“, meinte der russische Generalkonsul. Die meisten Befürchtungen basieren auf falschen Informationen und Vermutungen. Die schlimmsten Punkte davon „werden vom Tisch sein“, versicherte auch Herr Schepp. Die Tests werden zum Beispiel nur jährlich und nicht nur an einem Ort stattfinden.
Die Konferenzteilnehmer waren in einem einig: Man wünsche sich einen konstruktiven Dialog. Burkhard Dahmen brachte es auf den Punkt: „Man muss miteinander und nicht übereinander reden“.
[Daria Boll-Palievskaya/russland.NEWS]
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