LADA schreibt in Deutschland schwarze Zahlen: „Wir spazieren nicht im Billigsegment“

LADA schreibt in Deutschland schwarze Zahlen: „Wir spazieren nicht im Billigsegment“

Die LADA Automobile GmbH Deutschland in Buxtehude ist der größte Distributor der russischen Automarke in Europa. russland.NEWS sprach mit dem Geschäftsführer Dieter Trzaska

Herr Trzaska, ich habe neulich auf den Straßen von Düsseldorf einen LADA gesehen, ich glaube, das war ein VESTA. Und ich dachte, LADA gibt es gar nicht mehr auf dem deutschen Markt…

Trzaska: Und ob! Wir schreiben seit fast zwanzig Jahren schwarze Zahlen. Wir führen für LADA das Geschäft in Europa seit 1999 und sind auch das Gesicht von LADA in Europa. Übrigens, wir sind der größte verkaufende LADA-Importeur weltweit.

Apropos „Gesicht“. Die Marke LADA hat ein bestimmtes Image in Deutschland…

Trzaska: Und das ist auch gut so. Die Qualität der Autos hat sich enorm verbessert. Auch nicht ohne unsere Beteiligung als LADA-Importeur Deutschland und Österreich, da wir viele Hilfestellungen geleistet haben. Der LADA VESTA zum Beispiel hat in Österreich den AWARD als wirtschaftlichstes Auto in seiner Kategorie bekommen. Überhaupt waren die Presseberichte sehr gut. Die Fahrzeuge „Made in Russia“ entsprechen heute allen modernen Standards und sind in Europa beliebt.

Aber der Wettbewerb im Billigsegment ist groß. Die Rumänen, die Chinesen, die Inder…

Trzaska: Wir gehen nicht im Billigsegment spazieren, das ist nicht unsere Strategie. Wir wollen zwar preiswert bleiben, aber nicht billig. Unsere Autos gehen mit Vollausstattung raus. Nicht so, wie bei einiger Konkurrenz, bei der das Zubehör sehr teuer wird.

Aber womit kann denn der LADA außer als mit dem Preis punkten?

Trzaska: Fangen wir mit dem LADA NIVA an (oder LADA 4×4). Das Auto hat bereits Kultstatus. Hier brauchen wir nichts mehr tun, um das Model noch bekannter zu machen, denn der NIVA hat seinen festen Kundenkreis und ist ein Aushängeschild von LADA. Jetzt soll aber der LADA VESTA das Aushängeschild werden. LADA VESTA Kombi und Cross – diese Modelle forcieren wir nach Europa. Auch den Kleinwagen KALINA glauben wir in Deutschland gut absetzen zu können.

Ist der LADA NIVA nicht etwas nur für Liebhaber?

Trzaska: Auch, aber vor allem für Menschen, die viel im Gelände unterwegs sind, wie Förster, Jäger sowie Umwelt- und Agrargruppen. Der LADA 4×4 NIVA ist unschlagbar im Preis-Leistungs-Verhältnis und bis heute nicht ersetzbar. Bei diesem Fahrzeug weiß man einfach, was es kann und was es nicht kann. Auch bei jungen Leuten, die ihr erstes Auto kaufen und sich vom Trend absetzen wollen, kommt der LADA 4×4 gut an. Also hat der NIVA seinen festen Marktanteil. Aber es stimmt, er ist ein alternatives Produkt, und es gibt sogar LADA-NIVA-Treffen. Da kommen Fans aus ganz Deutschland, manchmal mit „aufgemotzten“ Autos. Insgesamt machen die sogenannten Liebhaber etwa 15 Prozent der Kundschaft aus.

Wieviel Fahrzeuge verkaufen Sie im Jahr?

Trzaska: Um dreitausend in 2017 und 2018. Die Nachfrage ist in Wirklichkeit aber höher, gerade zu den Modellen VESTA und KALINA sowie GRANTA Sport. LADA könnte in Europa 50.000 Fahrzeuge verkaufen. Für Deutschland und Österreich hatten wir in 2018 und 2019 mehr als 7.500 Autos in Planung. Hätten aber viel mehr zulassen können. Der Hersteller in der Renault-Nissan Allianz hat nach Auffassung der Importeure seine Maßnahmen zur Förderung der Marke LADA in Europa wohl ab 2017 auf „Zero“ gestellt.

Warum?

Trzaska: Die Renault-Nissan Allianz kontrolliert ja inzwischen AVTOVAZ. Aus unserer Sicht ist der VESTA Euro 6 d Temp ein sehr ernstzunehmender Wettbewerber geworden, deswegen gab es eine Entscheidung der Renault-Nissan Allianz AVTOVAZ Gruppe, ab 2020 keine LADA Modelle mit Euro 6 Standard nach Europa zu liefern. AVTOVAZ wollte ab dem Jahre 2016 sukzessiv 30.000 Pkw bis 2019 für Europa fertigen. Unsere Bestellung für 2018 und 2019 wurde jedoch nicht realisiert. Dabei sind wir trotz der erhöhten Einkaufspreise als Verkäufer aller LADA-Modelle „Made in Russia“ bestens im Markt aufgestellt. Im März 2019 waren wir in Russland, in Moskau, leider nicht in Toljatti, und haben mit dem Präsidenten und weiteren Vizepräsidenten von AVTOVAZ diskutiert. Er hat zwar unser Engagement sehr gelobt, aber überzeugen konnten wir ihn nicht. Wir fordern weiter einen „RE-Brexit“ ab 2020 – für LADA in Europa – und arbeiten daran.

Also sind Sie immer wieder in Russland?

Trzaska: Ich kenne Russland sehr gut, war früher in verschiedenen Städten von Moskau bis zum Schwarzen Meer. Aber seitdem wir nur noch mit der Allianz verhandeln, treffen wir uns mit Geschäftsleuten in der russischen Hauptstadt. Ich vermisse die Gespräche mit dem Hersteller in Toljatti.

Was ist ihr persönliches Lieblingsauto von Lada? Welches Fahrzeug fahren Sie selbst?

Trzaska: Wissen Sie, ich habe natürlich schon alle LADA-Modelle gefahren. Mein Favorit ist der VESTA Cross. Er hat Stil und ist selbst in unwegsamem Gelände ein absolut zuverlässiges Fahrzeug. Zurzeit fahre ich den VESTA SW mit Flüssiggas.

[Daria Boll-Palievskaya/russland.NEWS]

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