Kudrin sieht russische Wirtschaft vor Talfahrt

Kudrin sieht russische Wirtschaft vor Talfahrt

Der Leiter des russischen Rechnungshofes, Alexei Kudrin, prognostiziert für dieses Jahr einen Rückgang der russischen Wirtschaft um 4,5 Prozent und geht damit davon aus, dass die offizielle Prognose von 3,9 Prozent übertroffen wird. Der Ökonom erwartet einen hohen Rückgang des Lebensstandards und einen Anstieg der Zahl der Armen um eine Million Menschen. Dabei wies er darauf hin, dass die Situation in der Alten Welt noch schlimmer ist. Laut Kudrin wird die europäische Wirtschaft um etwa acht Prozent und die britische Wirtschaft um 11 Prozent fallen.

Im Oktober wuchs  der Rückgang des russischen BIP von 3 Prozent auf 4,7 Prozent gegenüber dem Vorjahr. Nach den Ergebnissen von neun Monaten schätzt das Wirtschaftsministerium den Rückgang auf 3,6 Prozent. Die Zentralbank geht davon aus, dass die Wirtschaft bis Ende des Jahres um 4 bis 5 Prozent zurückgehen wird.

Für ihn als Wirtschaftswissenschaftler bestehe das Problem darin, dass der Lebensstandard in Russland in den letzten fünf Jahren um etwa 10 Prozent gesunken ist, und dass der Rückgang in diesem Jahr erneut spürbar hoch sein wird.  Im zweiten Quartal betrug der Rückgang über acht Prozent und im dritten 4,5 Prozent.

„Damit wird die Zahl der Armen um eine weitere Million steigen. Leider werden wir uns in den kommenden Jahren nicht entsprechend erholen. Dies bedeutet, dass wir uns stärker auf die Menschen konzentrieren müssen, die Unterstützung des Staates benötigen“, so der Rechnungshofchef.

Die Situation kleiner und mittlerer Unternehmen beurteilt Kudrin als schwierig. Ein Drittel von ihnen könnte aufgrund der zweiten Coronavirus-Welle in Russland schließen. Vielleicht werden es sogar mehr“, mahnte Kudrin. Ihm zufolge erfordert die zweite Welle mehr Unterstützung durch den Staat als die erste.

Die zweite Welle werde auch das Problem der Arbeitslosigkeit in Russland vergrößern. Er gab zu, dass seine diesbezügliche ursprüngliche Prognose nicht in Erfüllung gegangen sei – die Situation auf dem Arbeitsmarkt sei besser. Statt wie von ihm vermutet zwischen acht und zehn Prozent liegt die Arbeitslosigkeit derzeit unter sieben Prozent und ist in den letzten zwei Monaten symbolisch leicht zurückgegangen. Leider kann die zweite Welle der Pandemie dieses Problem erneut verschärfen“, erzählte er Journalisten am Rande des Allrussischen Zivilforums.

Die „beispiellosen Maßnahmen des Staates zur Erhaltung der Beschäftigung“ konnten verhindern, dass die Arbeitslosigkeit den Wert von acht Prozent erreicht habe.

Die offiziell registrierte Arbeitslosigkeit in Russland lag im September bei 4,9 Prozent (6,3 Prozent nach der IAO-Methode). Tschetschenien, Inguschetien und Tuwa führen das Anti-Rating für den Anteil der Arbeitslosen in Russland an.

Nur eine Lockerung der restriktiven Maßnahmen kann ein weiteres Wachstum der Arbeitslosigkeit bis Ende des Jahres verhindern. Damit rechnet niemand und auch im nächsten Jahr werden die Zahlen nicht zu den Vorkrisenwerten zurückkehren. Ökonomen glauben aber, dass „der Tiefpunkt der meisten Wirtschaftsfaktoren überschritten wurde“, da die derzeitigen restriktiven Maßnahmen nicht mehr so ​​streng sind.

[hrsg/russland.NEWS]

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