Das russische Startup für die Lieferung von Lebensmitteln frei Haus, Getfaster, ist erst seit wenigen Monaten auf dem deutschen Markt, schreibt aber schon schwarze Zahlen. Der Geschäftsführer Kirill Solonitsyn sprach mit russland.CAPITAL über das Erfolgsgeheimnis und warum sich Getfaster für Deutschland entschieden hat.
Kirill, erzählen Sie uns über Ihr Unternehmen. Immerhin wurde Getfaster in Russland gegründet.
Ja, Getfaster ist ursprünglich ein russisches Startup. In Russland arbeiten wir als Auftragnehmer für Lebensmittelketten wie zum Beispiel Metro und unterstützen sie bei der Organisation ihrer Lieferservices. Jetzt wollen wir das deutsche Getfaster entwickeln. In Deutschland sind wir ein reines B2C-Unternehmen, d.h. ein Service für Direktkunden zur Lieferung von Lebensmitteln. Unser Modell ist schnelle Lieferung. Wir haben erst letzte Woche unser Lager in Düsseldorf eröffnet und in den fünf nächstgelegenen Bezirken liefern wir die Bestellungen schon in nur einer halben Stunde und im Rest der Stadt in 90 Minuten. Wir haben vor, ganz Düsseldorf in 30 Minuten zu beliefern. Eines Tages wollen wir in ganz Deutschland vertreten sein.
Warum haben Sie sich entschieden, den russischen Markt zu verlassen? Schließlich ist es gerade der Lieferbereich, der derzeit einen unglaublichen Boom erlebt, zumindest in den russischen Großstädten?
Aus einer Reihe von Gründen, die alle schwer zu handhaben sind. Die politische Situation in Russland selbst ist unvorhersehbar. Das heißt, als Geschäftsmann können Sie nicht wissen, was Sie morgen erwartet. Was eigentlich sehr traurig ist: Um ein Geschäft aufzubauen, muss man in ein anderes Land ziehen. Darüber hinaus erlaubt es die wirtschaftliche Situation den Investoren nicht, in Startups zu investieren, und es gibt selbst nur wenige solche Großinvestoren. Die geringe Kaufkraft macht es grundsätzlich schwierig, Geld zu verdienen. Die wichtigsten Marketinghebel in Russland sind Rabatte, denn der Wettbewerb in unserem Bereich ist sehr stark. Außerdem ist der russische Markt um die großen Player konsolidiert. Unter solchen Bedingungen ist es für ein Startup fast unmöglich, gewinnbringend zu arbeiten. Daher sehen wir Entwicklungsperspektiven eher in Europa.
Und warum gerade in Deutschland?
In Deutschland ist die Tradition, Lebensmittel in Geschäften zu kaufen, sehr ausgeprägt, weil die Menschen viel lieber zu Hause kochen. Das heißt, hier ist es nicht so üblich, öfter in Cafés oder Restaurants zu essen, wie zum Beispiel in Tschechien oder Frankreich. Und die Menschen geben mehr Geld für Lebensmittel aus. Liegt der durchschnittliche Einkaufsscheck in Düsseldorf bei 35 Euro, so sind es in Moskau zwölf Euro. Im Allgemeinen ist der Einzelhandelsmarkt hier sehr stark, mit einem großen Sortiment. Und, wie es uns scheint, ist er bereit für Lieferservices, die immer noch kaum vorhanden sind. Übrigens: gleichzeitig mit uns schießen jetzt Food-Delivery-Startups in ganz Deutschland wie Pilze aus dem Boden.
Und ich dachte, der deutsche Verbraucher sei eher konservativ …
Das stimmt, aber wir bieten auch nichts Außergewöhnliches, Kompliziertes oder Ultramodernes. Wir bieten eine ganz einfache Sache an: die unangenehme Verpflichtung loszuwerden, nach der Arbeit in den Laden zu gehen, die Zeit in der Schlange an der Kasse zu verbringen. Jedenfalls gibt es laut unserer Statistik viele ältere Menschen unter unseren Kunden. Hinzu kommt, dass Supermärkte in Deutschland anders verteilt sind als in Russland. Dort sind die Lebensmittelgeschäfte immer zu Fuß erreichbar. Hier sind die Städte selbst anders organisiert, so dass man mehr Zeit damit verbringt, zum Supermarkt zu gehen oder zu fahren. Wir haben im November mit etwa 20 Aufträgen pro Tag angefangen. Jetzt bearbeiten wir bereits bis zu 100 Aufträgen täglich. In Kürze wird Getfaster eine mobile App auf den Markt bringen, so dass der Einkauf noch bequemer und einfacher wird.
[Daria Boll-Palievskaya/russland.NEWS]
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