Nach Angaben des Katastrophenschutzministeriums sind die meisten Brände in Sibirien in der Nähe von Straßen zu verzeichnen. Daraus folgt, dass der unachtsame Umgang mit Feuer zur Hauptursache von Bränden geworden ist, teilte der Pressedienst des Ministeriums per Telekonferenz mit.
Bisher wurde für die meisten Brände heißes Wetter, Niederschlagsmangel und trockene Gewitter als Ursache bezeichnet. Bei Vergleich von Karten mit dem Auftreten von trockenen Gewittern und mit denen vom Auftreten von Waldbränden stellte sich heraus, dass trockene Gewitter im Bereich der Brände keinen Einfluss auf deren Auftreten hatten.
Der russische Rechnungshof, der die Waldbrandsituation von Januar bis einschließlich Juni überwacht hat, führt mehr als die Hälfte aller 7.600 Waldbrände (52 Prozent) auf menschliches Verschulden zurück. In etwa einem Viertel der Fälle griff das Feuer aus benachbarten Gebieten über, etwa 19 Prozent der Brände waren auf ein Gewitter zurückzuführen. Die Waldbrandfläche im Januar bis Juli 2019 betrug nach Angaben der Wirtschaftsprüfer mehr als 4 Millionen Hektar. Für die Ausbreitung von Waldbränden nennt die Rechnungskammer weitere vier Hauptgründe: Mangel an Finanzierung, Mangel an notwendiger Ausrüstung, unvollständige Boden- und Luftüberwachung in den Regionen sowie schlechte Qualität der von Pächtern durchgeführten Brandschutzmaßnahmen.
Schwierig ist die Lage in Irkutsk, Krasnojarsk, Burjatien und Jakutien. Andere Zahlen zur Brandfläche pendeln zwischen etwa 2,3 Millionen und 3 Millionen Hektar, in der Rauchzone befinden sich mehr als 600 Siedlungen.
Fast zehntausend Menschen, etwa dreitausend Geräte und 70 Flugzeuge sind an der Brandbekämpfung beteiligt. Außerdem stellte das Verteidigungsministerium eine Gruppe von zehn Flugzeugen und der gleichen Anzahl von Hubschraubern zur Verfügung. Innerhalb von zwei Tagen löschten Il-76 und Mi-8 84 Brände im Gebiet Krasnojarsk und im Gebiet Irkutsk. Insbesondere wurden alle Waldbrände in besonders geschützten Gebieten gelöscht.
Der Pressedienst des Katastrophenschutzministeriums berichtete, dass die Waldbrandfläche in Sibirien und Fernost seit dem 30. Juli um ein Viertel reduziert wurde. Die Ausbreitungsrate des Feuers soll sich um das Fünffache verringerte haben. „Die Stärkung der Gruppierung in den Distrikten Sibirien und Fernost durch Einheiten des russischen Notfallministeriums und des Verteidigungsministeriums ermöglichen jetzt die Beseitigung von Waldbränden um mehr als 1 Million Hektar pro Woche“, fügte das Ministerium für Notsituationen hinzu.
Passend zur medialen Aufmerksamkeit veröffentlichten die Wirtschaftsprüfer vom russischen Rechnungshof auf ihrer offiziellen Facebook-Seite die Kosten der Schäden durch Waldbrände im ersten Halbjahr 2019 – er belief sich“ auf 2,4 Milliarden Rubel (etwa 32,5 Millionen Euro), während der Staat für den Schutz der Wälder vor Bränden 6,6 Milliarden Rubel ausgab“, heißt es in einer Erklärung.
Um zu klären, wer zur Verantwortung gezogen werden kann, haben bis zum 31. Juli Inspektoren der staatlichen Feuerwehr 277 Strafverfahren eingeleitet, nachdem sie Berichte über Waldbrände geprüft hatten, so Igor Kobze, der Chefinspektor Russlands für die russische Brandüberwachung, bei einem Treffen in der Staatsduma.
Am 5. August wurde bekannt, dass die russische Generalstaatsanwaltschaft die Behörden des Irkutsker Gebiets und anderer Regionen verdächtigte, die Statistiken über Brände zu verfälschen. Es gäbe Datenverzerrungen über Zeitpunkte der Brandbekämpfung.
„Es ist möglich, zuverlässig über Verzerrungen in der Region Irkutsk und einer Reihe anderer Regionen zu sprechen. … Die Region Krasnojarsk befindet sich noch in der Inspektion, in Burjatien wurden keine solchen Fälle festgestellt“, sagte der Vertreter des Hauptbüros der Generalstaatsanwaltschaft, Roman Fedosow.
Ungenaue Informationen über Brände, Entfernungen zu besiedelten Gebieten und Daten über den Zeitpunkt der Brandbekämpfung, hätten den föderalen Behörden keine Zeit gelassen, angemessen auf sie zu reagieren, sagte Fedosow. Durch die Bürokratie hätten die Behörden die Mittel für das Löschen von Bränden nicht rechtzeitig aufgestockt, sagte Fedosow in einer Sitzung in der Staatsduma.
Nach einer Prognose des Hydrometeorologischen Zentrums wird sich die Brandgefahrsituation in Sibirien in den kommenden Tagen fortsetzen.
Premierminister Dmitri Medwedew wies die Gouverneure an, die Situation unter persönliche Kontrolle zu nehmen.
[hub/russland.NEWS]
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