„Grüner“ Verkauf – Uniper will sich von Kraftwerken in Russland trennen

„Grüner“ Verkauf – Uniper will sich von Kraftwerken in Russland trennen

Der deutsche Energieversorger Uniper hat beschlossen, seine Kraftwerke in Russland zu verkaufen. Hintergrund sei die Suche nach Möglichkeiten zur Reduzierung von Emissionen, zu der sich der Konzern durch die in Westeuropa trendige „grüne“ Agenda gezwungen sieht.

Uniper ist in der russischen Energiewirtschaft als Eigentümer von 83,7 Prozent des Energieunternehmens Unipro vertreten. Das Unternehmen wurde im Jahr 2005 im Rahmen der Reformen in der Stromerzeugungsbranche gegründet. Im Jahr 2007 erwarb der deutsche Konzern E.ON eine Mehrheitsbeteiligung an dem Unternehmen und nach dessen Entflechtung landete es bei Uniper.

Unipro betreibt fünf Kraftwerke in Russland mit einer Gesamtkapazität von 11,2 Gigawatt, was etwa 4 Prozent des russischen Strombedarfs entspricht. Einige dieser Kraftwerke werden mit Steinkohle und Gas betrieben, ein Werk bei Krasnojarsk verwendet ausschließlich Braunkohle als Brennstoff. Zwar sei das Braunkohlekraftwerk nach jahrelangen Reparaturarbeiten nach einem Brand im Jahr 2016 kürzlich wieder ans Netz gegangen, doch der CO2-Fußabruck des Kraftwerks passe nicht mehr zu der langfristigen Strategie von Uniper und seiner finnischen Muttergesellschaft Fortum. Uniper habe auch mit anderen potenziellen Käufern Gespräche geführt.

Laut einem Bericht der Nachrichtenagentur Reuters hat Uniper bereits eine Reihe von Verhandlungen mit dem russischen Energie-Unternehmen InterRAO geführt, aber die Parteien konnten noch keine Einigung über den Preis erzielen. InterRAO hat ein ehrgeiziges Expansionsprogramm angekündigt und plant, bis 2030 etwa eine Billion Rubel für sein Wachstum auszugeben (einschließlich des Erwerbs neuer Vermögenswerte). Aber wie die Verhandlungen mit den Deutschen gezeigt haben, werden sie mit den Ausgaben sparsam umgehen. Auf Basis der aktuellen Aktienkurse rechnet Uniper für seinen knapp 84-prozentigen Anteil an Unipro mit 151 Milliarden Rubel (knapp 1,7 Milliarden Euro).

Nichtsdestotrotz ist die grundsätzliche Entscheidung gefallen, die russischen Vermögenswerte von Uniper zu verkaufen. Fraglich ist nur, wann und mit wem die Transaktion abgeschlossen wird. Welche Vermögenswerte genau verkauft werden könnten, sollte es zu einer Transaktion kommen, ist nicht bekannt.

Uniper gehört zu den europäischen Investoren in die Gaspipeline Nord Stream 2, die der Konzern zusammen mit Gazprom, French Engie, German Wintershall Dea, Austrian OMV und British Shell verlegt. Das Unternehmen ist auch Miteigentümer von Nord Stream und seit 2016 ist der größte deutsche Importeur von russischem Gas.

Zuvor hatte Uniper die Absicht bekundet, seine mit Kohle betriebenen Kraftwerke in Deutschland zu schließen. Dort verfügt der Konzern zurzeit über Kapazitäten von 9,6 Gigawatt zur Wärmeerzeugung, davon 4,2 Gigawatt mit Basis auf Kohleverbrennung.

Im Vergleich dazu beträgt die Kapazität des Konzerns im Bereich der erneuerbaren Energien nicht mehr als 1,6 Gigawatt, so dass die Aufgabe des „Grünens“ für das Unternehmen nicht einfach sein wird.

[hrsg/russland.NEWS]

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