Deutsch-Russischer Digitaltag

Deutsch-Russischer Digitaltag

In Düsseldorf fand gestern der erste Deutsch-Russische Digitaltag statt. In Kooperation mit der AHK Russland und Russland Kompetenzzentrum der IHK Düsseldorf wurde eine Plattform geschaffen, damit russische und deutsche Unternehmen zum Thema Digitalisierung und Möglichkeiten der grenzüberschreitenden Zusammenarbeit im Digitalbereich sich austauschen konnten. „Die Digitalisierung geht uns alle an, unabhängig von geographischen Grenzen“, sagte in seiner Begrüßungsrede Georg Berghausen, Hauptgeschäftsführer der IHK Düsseldorf.

Die Leiterin der Repräsentanz der AHK Katharina Schöne erinnerte daran, dass die Wirtschaftsminister beider Länder in diesem Jahr eine Absichtserklärung zur Stärkung der Handelsbeziehungen unterzeichneten. Dabei spielte Digitalisierung eine große Rolle. „Bei diesem Thema können sich beide Länder ergänzen, auch in diesen politisch schwierigen Zeiten. Deutsche Technologien werden in russischen Unternehmen eingesetzt und teilweise durch russische Digitalunternehmen erweitert, russische Start-ups präsentieren sich in Deutschland“, betonte sie.

Im Unterschied zur gesamten Wirtschaftssituation in Russland, floriert die russische Digitalwirtschaft. Das berichtete Dmitrij Kononenko von der AHK Russland. In den letzten fünf Jahren hat sich Russland zu einem Standort für das Outsourcing der Softwareproduktion entwickelt. Die Auftragsprogrammierung und Export sind im Jahre 2019 um fast 20 Prozent angestiegen. Die Digitalwirtschaft wächst wie keine andere Branche. Allein der Bereich e-Commerce ist im Jahre 2018 um ganze 60 Prozent gewachsen. „Die russische Bevölkerung ist extrem Internethandel-affin“, betonte Kononenko. „Der russische Internetmarkt knackt einen Wachstumsrekord nach dem nächsten“.

Sehr beeindruckende Zahlen nannte auch der Yandex Country Manager Manfred Schlosser. 109 Millionen Menschen in Russland sind online, dabei benutzen 93 Prozent der jungen Menschen Smartphones. Der Bereich der Internetwerbung ist alleine 2018 im Vergleich zum vorigen Jahr um 22 Prozent gewachsen. Dabei erreicht Yandex 77 Prozent der russischen Bevölkerung. „Wir haben 265 Millionen Suchanfragen pro Tag und 48,5 Millionen Besucher monatlich“, so Schlosser. Yandex ist mit seinen über 10.000 Mitarbeitern eins der größten Internetunternehmen in Europa. Dabei sieht sich Yandex, das bereits 1997 gegründet wurde, nicht als eine Suchmaschine, sondern als ein Technologieunternehmen, das Menschen hilft sich „im digitalen Ökosystem zurechtzufinden“. Ob um zur Arbeit zu kommen, sich Musik anzuhören, ein Flugticket zu buchen, ein Taxi oder ein Essen zu bestellen oder im Internet einzukaufen – „Yandex ist überall da“.

In der anschließenden Podiumsdiskussion wurden verschiedene Aspekte und Möglichkeiten der deutsch-russischen Kooperation im digitalen Bereich erläutert. Auch die Frage über das neuste Gesetz über das souveräne Runet (der russische Bereich des Internets), das viele verunsichert hat, wurde diskutiert. Taras Derkatsch, Senior Associate von Beiten Burkhardt Moskau, sagte dazu: „Das Gesetz besagt, dass Internetprovider eine bestimmte Internetausrüstung kaufen müssen, damit der Datenverkehr über diese Ausrüstung läuft und der russische Bereich des Internets im Bedrohungsfall weiterhin funktionieren kann“. Viele Experten meinten, dass damit in Russland eine Zensur eingeführt wird. Das gehe aus dem Gesetz allerdings nicht hervor, so Derkatsch.

In seiner Begrüßung wünschte Georg Berghausen, dass der deutsch-russische Digitaltag zu einer Tradition wird. Die Veranstaltung hat durchaus das Potenzial dazu.

[Daria Boll-Palievskaya/russland.NEWS]

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