Chip statt Fingerabdrücke: Ideen zur Technologieentwicklung in Russland

Chip statt Fingerabdrücke: Ideen zur Technologieentwicklung in Russland

Die Einführung moderner Technologien trägt dazu bei, die Abhängigkeit von der Versorgung mit fossilen Energieträgern deutlich zu verringern. Unter diesen Umständen muss Russland die beschleunigte Entwicklung seines bereits jetzt schon wettbewerbsfähigen IT-Sektors mit Steuervergünstigungen und staatlichen Hilfen unterstützen.

Nach Prognosen von Experten der Moskauer Wirtschaftshochschule HSE wird der Anteil des IT-Sektors der Branche am BIP des Landes von 0,9 Prozent Ende 2019 auf 4 Prozent bis 2036 steigen. Die Strategie zur Entwicklung der Industrie konzentriert sich derzeit auf die Entwicklung des Humankapitals und der Ausbildung im IT-Bereich, die Unterstützung der Forschung in vorrangigen Bereichen, die Steigerung der Wettbewerbsfähigkeit der russischen Gerichtsbarkeit für IT-Unternehmen und die Entwicklung des Exports von Software und IT-Dienstleistungen. Im Rahmen des so genannten „Steuermanövers“ werden den IT-Unternehmen seit dem 1. Januar dieses Jahres dauerhafte Vergünstigungen gewährt.

Neue Lösungen schaffen neue Märkte, weiß der Unternehmer Dmitri Dawydow, Initiator des Projekts 20 Ideen für die Entwicklung Russlands. Das gilt nicht nur für Drohnen und unbemannte Fahrzeuge, sondern auch für neue Technologien im Bereich der Verbrechensbekämpfung und Sicherheit. Individuelle Codes und Trackingsysteme könnten die Suche nach Fingerabdrücken ersetzen.

Eines der ambitioniertesten Projekte aus Dawydows Liste könnte die Schaffung eines individuellen Kennzeichnungssystems auf Grundlage eines Chips sein. Die persönliche Nummer wird dem heutigen Kennzeichnungssystem für Mobiltelefone ähneln, bei dem mit GPS-Modul und Geolokalisierungssystem der Standort des Geräts ermittelt werden kann.

Der Prozessor oder Chip müsste auf organischer Basis hergestellt werden, um dem Träger keine Beschwerden zu bereiten, aber auch nicht mechanisch entsorgt werden kann. Auch alternative Technologien wie Laser, UV-Licht oder andere Marker-Systeme sind im Gespräch. Der individuelle Chip würde über Mobilfunkantennen kontinuierliche Signale mit den genauen Standortkoordinaten des Trägers an einen Satelliten senden. Alle Informationen zu den einzelnen Objekten werden in speziellen Datenbanken gespeichert, bis eine Informationsanfrage eingeht. Diese Lösung könnte die Suche nach Personen über Fingerabdruckdatenbanken ersetzen, wenn eine speziell geschaffene Stelle den einmaligen oder ständigen Zugang zur Datenbank ermöglichen würde.

Zusätzlich wird vorgeschlagen, jeder Person, die eine Straftat begangen hat und sich in russischem Hoheitsgebiet aufhält, eine individuelle Nummer zuzuweisen, die es ermöglicht, eine Datenbank über den genauen Aufenthaltsort jeder Person aus der so genannten „Risikogruppe“ zu erstellen. Das System kann auch online eingesetzt werden, um bei der Ergreifung besonders gefährlicher Verbrecher zu helfen. Im Falle eines Ausbruchs würde es beispielsweise genügen, auf das System zuzugreifen, die Codes der Ausbrecher einzugeben und das System würde sofort deren Standort oder Bewegungsprofil anzeigen.

Die Einführung von derartigen Chips wird die Rückfälligkeit von Straftätern verringern, denn Wiederholungstäter sind das Rückgrat der „professionellen“ Unterwelt. Die Tatsache, dass eine Person nach der ersten Straftat lebenslang gebrandmarkt wird, wirkt abschreckend und bremst die fatale Entscheidung, die oft durch das Gefühl der Straflosigkeit begünstigt wird. Eine rasche und maximale Aufdeckung von Straftaten durch die Ermittlungsbehörden wiederum wird die Kriminalität auf ein möglichst niedriges Niveau senken und die Gesellschaft in kürzester Zeit so sicher wie möglich machen.

Auch gesetzestreue Bürger können sich freiwillig an einem solchen System beteiligen: Sie müssen sich dann keine Sorgen mehr machen, wenn ein Kind oder ein älteres Familienmitglied vermisst wird, und können im Falle einer Entführung oder einer lebensbedrohlichen Situation ihren eigenen Aufenthaltsort bestimmen, so wie es heute bei der Ortung von Autos mit Hilfe eines an ihnen angebrachten Senders geschieht. Dawydow hofft, dass die Regierung die Vorschläge, die die Gesellschaftsordnung mit Hilfe neuer Technologien verändern können, aufgreifen wird.

[hrsg/russland.NEWS]

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