Chinesische Volkswagen für Russland

Chinesische Volkswagen für Russland

Während der deutsche Konzern verspricht, den Export seiner Autos aus China nach Russland zu unterbinden, hat ein großer russischer Händler mit dem Verkauf chinesischer Pendants der deutschen Marke begonnen. Major Auto kündigte den Verkaufsstart der Marke Jetta an. Diese werden von einem chinesischen Joint Venture zwischen Volkswagen und dem staatlichen Automobilkonzern FAW hergestellt und sind in Wirklichkeit Billigversionen beliebter Modelle des deutschen Autokonzerns unter dem lokalen Markennamen.

Major bietet die Volkswagen-Modelle Jetta VA3 analog zur Limousine Polo ab 18.300 Euro, den Jetta VS5 analog zum kompakten Crossover Taos ab 23.300 Euro und den Jetta VS7 analog zum Crossover Tiguan ab 27.700 zum Kauf an – umgerechnet zum Kurs von 79,4895 Rubel vom 28. Februar.

Alle Autos wurden offiziell importiert, die Herstellergarantie beträgt zwei Jahre oder 100.000 km Laufleistung, sagte ein Manager von Major Auto dem russischen Wirtschaftsportal VPost.

Er riet zur Eile, denn die Autos „sind sehr schnell verkauft“. Es gäbe nur noch wenige Autos zu einem Preis von unter 23.000 Euro. Die neue Charge werde wahrscheinlich teurer sein, und wie viele Limousinen es geben werde, sei unbekannt.

Während der chinesische Polo ein ausgezeichnetes Angebot ist, da der gewichtete Durchschnittspreis eines Neuwagens weit über 25.000 Euro gestiegen ist, gibt es hier eine für Russland sehr geeignete Option mit einem einfachen und zuverlässigen Motor und Getriebe, und in der Topversion kostet er 22.500 Euro, sagt ein Einkäufer, der mehrere Jetta VA3 für die Firmenflotte bestellt hat. Er tat dies im Januar, als der großer Autohändler Avilon, der sich bis dahin auf Premiummarken konzentriert hatte, mit dem Verkauf der Marke in Russland begann. Alle 200 Limousinen und fast alle 43 VS5-Crossover aus der nächsten Avilon-Lieferung seien bereits reserviert, sagte der Manager des Unternehmens.

VW hatte im März 2022, kurz nach Beginn von Putins „Spezialoperation“ in der Ukraine, die Lieferung von Autos nach Russland eingestellt und das russische Werk geschlossen. Möglichen Parallelimporten seiner Autos aus China nach Russland versuche der Autobauer mit der Drohung zu begegnen, verdächtige Händler auf eine schwarze Liste zu setzen, berichtete das deutsche Medienunternehmen Handelsblatt unter Berufung auf einen VW-Sprecher.

VW produziere und verkaufe Autos in China hauptsächlich über Joint Ventures mit lokalen Unternehmen, deren Einfluss auf das Geschäft begrenzt sei, und während es seinen eigenen Händlern verboten habe, Autos nach Russland zu verkaufen, könne es keinen Einfluss auf unabhängige Händler ausüben, sagte ein Vertreter des Autokonzerns.

Der deutsche Megakonzern ist nicht der einzige, der in China montierte Autos nach Russland liefert. Toyota-Händler in Südrussland nehmen Bestellungen für den neu gestalteten Crossover RAV4 „direkt aus der Fabrik in China“ entgegen.

Im vergangenen Jahr wurden viele Autos von Privatpersonen nach Russland importiert: Das ist billiger (keine Mehrwertsteuer oder erhöhte Entsorgungsgebühr) und der Papierkram ist einfacher. Laut der russischen Anstalt für technische Regulierung und Messwesen Rosstandart wurden von den im Jahr 2022 326.592 ausgestellten Dokumenten, nur drei Prozent an juristische Personen und der Rest an Privatpersonen für die Einfuhr von nicht in Serie produzierten Fahrzeugen nach Russland ausgestellt.

Zu Beginn dieses Jahres gaben große russische Autohändler jedoch zu, dass sie viele Automarken, vor allem aus China, Korea und sogar Japan, offiziell importiert haben, und einige von ihnen (wie Keyauto) haben sogar separate Einheiten eröffnet, die auch andere Händler mit Autos beliefern. Ende letzten Jahres hatten die Autoimporte nach Russland­­ – sowohl Neu- als auch Gebrauchtwagen – das Niveau von 2021 deutlich überschritten. Und im Januar 2023 wurden laut der russischen Analyseagentur Autostat rund 25.000 Neuwagen (62 Prozent im Vergleich zum Januar 2022) und 34.960 Gebrauchtwagen (208 Prozent) importiert. Dies kann jedoch die Produktionsstopps westlicher Unternehmen in russischen Werken nicht kompensieren. Im vergangenen Jahr ist die Automobilproduktion in Russland um das Dreifache zurückgegangen, im Januar um 55 Prozent im Vergleich zum Vorjahr.

Auch mit seinem Werk Ürümqi, als Juniorpartner des chinesischen Partners SAIC, in der Unruheregion Xinjiang gerät Volkswagen unter Druck. Der VW-Betriebsrat sei wegen „offensichtlicher Menschenrechtsverletzungen“ im Umgang der chinesischen Behörden mit der muslimischen Minderheit der Uiguren besorgt, weswegen die Arbeitnehmervertreter im Aufsichtsrat den Konzern auffordern, den Zweck der Fabrik näher zu erläutern.

 [hrsg/russland.NEWS]

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