Der chinesische Ministerpräsident Li Keqiang weilte von Montag bis Mittwoch zu einem offiziellen Besuch in Russland. Während seines Aufenthaltes traf er sich mit seinem russischen Amtskollegen Dmitri Medwedew zum 24. Regelmäßigen chinesisch-russischen Ministerpräsidententreffen.
Medwedew zufolge soll vor 2024 das gesamte Volumen des bilateralen Handels von derzeit 108 auf 200 Milliarden US-Dollar erhöht werden. Um dieses Ziel zu erreichen, wurden dieses Mal mehr als zehn Kooperationsdokumente in den Bereichen Wirtschaft und Handel, Investitionen, Landwirtschaft, Atomenergie, Raumfahrt und Digitalwirtschaft unterzeichnet.
Es wurde zum Beispiel festgelegt, im Interesse der Vereinfachung des Handels regelmäßig Informationen über die Barrieren bei der Zusammenarbeit in den Bereichen Handel und Investitionen auszutauschen, die Investitionsprojekte in Sibirien und im Fernen Osten gemeinsam umzusetzen sowie die chinesisch-russische Erdgas-Pipeline noch im laufenden Jahr in Betrieb zu nehmen. Auch sollen die Landeswährungen beider Staaten beim bilateralen Handel und bei Investitionen stärker verwendet sowie der Import von qualitativ hochwertigen Agrarprodukten und Lebensmitteln erweitert werden. Intensivere Kooperation gilt zudem auch für die Bereiche Bildung, Tourismus, Medien und Sport.
Es ist zu erwarten, dass mit dem gemeinsamen Engagement die Vorteile Chinas in den Bereichen Industrie, Kapital und Markt besser mit den Vorteilen Russlands bei Ressourcen, Wissenschaft, Technik und Fachkräften verbunden werden können. Der Schwerpunkt der chinesisch-russischen Zusammenarbeit wird vom Energiebereich auf Hightech erweitert, was der sozioökonomischen Entwicklung beider Staaten neue Triebkraft verleihen wird.
Laut Alexander Knobel, Direktor des Instituts für internationale Wirtschaft und Finanzen des russischen Luftfahrtinstituts, ist eine Steigerung des Handelsumsatzes auf 200 Milliarden US-Dollar möglich, aber dafür muss das Angebot an Rohstoffen wie Öl, Gas, LNG sowie der Import von Waren aus China erhöht werden. Angesichts der Erhöhung der Zölle auf chinesische Exporte in die USA ist China daran interessiert, Lieferungen in andere Länder umzuleiten. Darüber hinaus wird das Wachstum der russischen Ausfuhren von der Entwicklung der Verkehrsinfrastruktur abhängen.
Dmitri Medwedew betonte erneut, dass der Warenumsatz an landwirtschaftlichen Erzeugnissen aus Russland erhöht werden muss. Er hatte auf dem jüngsten Eastern Economic Forum in Wladiwostok darauf hingewiesen, dass nur 2,5 Prozent der von China gekauften Erzeugnisse aus Russland stammen. Die Parteien arbeiten daran, Hindernisse in diesem Bereich zu beseitigen. Insbesondere geht es um die Lieferung von Soja und Weizen nach China. Medwedew zählt die Landwirtschaft zu den Bereichen Energie, Industrie und Hochtechnologie Landwirtschaft, deren Umsätze sich verdoppeln sollen.
Der Leiter des russischen Exportzentrums (REC), Andrei Slepnew, sieht das ähnlich. Die russischen Agrarexporte nach China werden in den nächsten fünf Jahren um ein Vielfaches zunehmen und mit Herstellern aus Weißrussland, Neuseeland und Australien konkurrieren.
Das Treffen zwischen dem russischen Ministerpräsidenten Dmitri Medwedew und dem Ministerpräsidenten des Staatsrates der Volksrepublik China, Li Keqiang, fand im Konstantinovsky-Palast in Strelna statt. Dmitri Medwedew gratulierte den „chinesischen Freunden“ zum 70. Jahrestag der Gründung der VR China und erklärte, dass die russisch-chinesischen Beziehungen jetzt auf einem beispiellos hohen Niveau sind und in eine neue Ära eingetreten sind. Li Keqiang seinerseits betonte die Stabilität dieser Beziehungen – der Mechanismus regelmäßiger Treffen ohne Ausfälle funktioniert seit fast einem Vierteljahrhundert.
Im Rahmen des Treffens gab die Russische Eisenbahn und REC eine Ermäßigung von 50 Prozent auf den Bahntarif für das Projekt Agroexpress bekannt. Das werde die Transportkosten für die zweimal wöchentlich fahrende Kühl-Züge von Moskau und Kaluga nach Chengdu in der Provinz Sichuan senken. „Ein signifikanter Wettbewerbsvorteil gegenüber europäischen und amerikanischen Exporteuren, die nur über chinesische Seehäfen arbeiten“, hofft Slepnew.
[hrsg/russland.NEWS]
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