Business und Politik: Immer mehr Marken verlassen den russischen Markt© russland.news

Business und Politik: Immer mehr Marken verlassen den russischen Markt

„Kleidung ist eine lebensnotwendige Notwendigkeit. Die Menschen in Russland haben genauso ein Recht auf Leben wie wir“, begründete der Chef des größten japanischen Bekleidungseinzelhändlers Uniqlo, Tadashi Yanai, die Entscheidung, den russischen Markt nicht zu verlassen und seine russischen Geschäfte offen zu halten. In Russland gibt es 49 Uniqlo-Geschäfte. Seine Aussage gleicht einer Sensation. Denn seine europäische Konkurrenz wie Zara und H&M haben ihre Geschäftstätigkeit in Russland eingestellt.

Immer mehr große Unternehmen kündigen an, ihre Geschäfte in Russland vorübergehend einzustellen oder zu schließen, darunter Tommy Hilfiger und Calvin Klein. Auch Luxusmarken verlassen den russischen Markt, darunter der französische Konzern LVMH 124. Zu dieser Gruppe gehören Christian Dior, Louis Vuitton, Givenchy, Kenzo, Fendi und Marc Jacobs. Darüber hinaus werden die Marken Chanel und Cartier nicht mehr erhältlich sein. Hermes und Karl Lagerfeld haben Lieferungen nach Russland eingestellt

Auch Hennes & Mauritz (H&M, COS, Arket, & Other Stories, Monki und Weekday), das US-amerikanische Unternehmen Nike sowie ein Dutzend Marken und Marktplätze haben den Verkauf in Russland ausgesetzt. Wie Experten vermuten, ist die Aussetzung der Verkäufe anderer ausländischer Unternehmen in Russland nur eine Frage der Zeit. Nach Schätzungen von Forbes ist der Umsatz des russischen Modemarktes im Jahr 2021 auf 2,69 Billionen Rubel ansteigen. Zum heutigen Kurs sind es 17,754 Milliarden. 67 Prozent dieses Umsatzes entfielen auf den Verkauf von Bekleidung.

Auch europäische Alkoholmarken ziehen sich vom russischen Markt zurück. Diageo, zu dem Marken wie Smirnoff, Black Label, Johnnie Walker und Guinness gehören, hat seine Lieferungen am 3. März eingestellt. Auch eine Reihe tschechischer Bierhersteller hat ihre Lieferungen nach Russland eingestellt, darunter die den Russen wohlbekannten Unternehmen Pivovary Staropramen und Budějovický Budvar.

IKEA hat seine Geschäfte in Russland vorübergehend (offiziell bis Mai) geschlossen. Die Ankündigung des Einstellungsstopps für IKEA-Geschäfte in Russland hat bei Tausenden von Russen für Aufregung gesorgt. In den sozialen Netzwerken wurden Videos veröffentlicht, die riesige Warteschlangen vor den Filialen zeigen. Die Menschen kauften in aller Eile alles auf. IKEA war nicht nur als Einzelhändler ein wichtiger Arbeitgeber, sondern hat auch viele Arbeitsplätze in der Produktion. Für das Geschäftsjahr 2021 meldete das Unternehmen, dass die Lokalisierungsquote in Russland 50 Prozent betrug.

Auch Lebensmittelhersteller verlassen den russischen Markt. Das finnische Molkereiunternehmen Valio und der Kaffeeproduzent Paulig Group haben die Einstellung ihrer Tätigkeit in Russland angekündigt. Das Unternehmen Danone hat die Aussetzung von Investitionsprojekten in Russland angekündigt, die Produktion von Milchprodukten und Babynahrung wird jedoch fortgesetzt.

Auch der russische Automarkt leert sich. Audi, General Motors, Harley-Davidson, Jaguar, Land Rover, Schonen, Skoda und Porsche haben bereits die Lieferung von Fahrzeugen oder Bauteilen gestoppt. Honda verkauft keine Autos in Russland mehr.

Diese Liste kann leider unendlich fortgesetzt werden. Doch inwiefern merken die „einfachen Russen“ die Wirkung der Sanktionen? Bislang hat sich im Alltag der Russen wenig geändert. In den Lebensmittelläden gibt es keine Warteschlangen, und das Angebot ist auch noch nicht ärmer geworden.

Heute ist in Russland ein arbeitsfreier Tag, denn am 8. März wird traditionell der internationale Frauentag gefeiert. Wie immer laufen Männer mit gehetztem Gesichtsausdruck und Blumensträußen durch die Gegend. Es ist ein nicht mehr wegzudenkendes Ritual, das sich Jahr für Jahr wiederholt – der 8. März in Russland. Die Zeitungen veröffentlichen Tipps, wo man an diesem Tag ausgehen kann, die Restaurants bereiten traditionell Sonderangebote vor, die Geschäfte haben Geschenksets vorbereitet … Alle Männer haben jedes Jahr nur eins im Kopf – was soll ich meiner Liebsten, meinen Kolleginnen, meiner Mutter, meiner Chefin schenken? In diesem Jahr ist die Auswahl allerdings etwas bescheidener ausgefallen.

In Russland ist es bekanntlich schwierig, ohne Humor zu leben. So verlieren viele auch in dieser schwierigen Situation nicht ihren Sinn für Humor. In den russischen sozialen Netzwerken tauchte eine scherzhafte Nachricht auf: „Russische Männer fordern, Gucci, Burberry, Prada, Dolce & Cabana, Chanel auf, Russland bis zum 8. März 2022 zu verlassen“. Wie es scheint, sind viele Marken dieser Bitte entgegengekommen.

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