Aussichten für digitale Währungen in Russland

Aussichten für digitale Währungen in Russland

Die Russische Akademie für Volkswirtschaft und öffentliche Verwaltung (RANEPA) veranstaltete das 12. Gaidar-Forum. Eines der behandelten Themen war Aussichten für digitale Währungen in Russland.

Das Forum wurde aus epidemiologischen Gründen in einem hybriden Format abgehalten: Auf der Plattform des zentralen Campus der Universität wurden TV-Studios eingerichtet, in denen Experten sprachen, während jeder die Diskussionen online verfolgen konnte. Die Online-Plattform Internationale Beziehungen berichtet über das Forum:

Braucht Russland eine digitale Währung und wie könnte sie russische Nutzer anziehen? Diese Frage wurde von Finanziers und Politikern in einer separaten Sitzung des Gaidar-Forums beantwortet. Anlass für die Diskussion war der von der russischen Zentralbank im Oktober 2020 veröffentlichte Bericht Digitaler Rubel, in dem mögliche Ausgabeoptionen, die Rolle und der Platz der neuen Geldform im modernen Finanzsystem sowie Risiken und Probleme, die bei der Umsetzung zu beachten sind, beschrieben werden.

Wie Alexej Zabotkin, stellvertretender Vorsitzender der Bank von Russland, feststellte, stieß der Bericht in der Fachwelt auf großes Interesse. „Es gab eine Menge Kommentare, sowohl kritische als auch sehr vorsichtige, aber aus keiner der Antworten ging hervor, dass der digitale Rubel nicht benötigt wird“, betonte er.

Die meisten Zentralbanken der Welt untersuchten, laut Zabotkin, derzeit die Aussichten für die Einführung digitaler Währungen, und einige von ihnen hätten sogar begonnen, in dieser Nische zu experimentieren. Der bemerkenswerteste Erfolg sei bisher von China demonstriert worden. Was die russische Finanzaufsicht betrifft, so seien bisher keine Fortschritte bei der Diskussion über eine neue Form des Geldes gemacht worden. In jedem Fall solle der digitale Rubel die bestehenden Bargeld- und bargeldlosen Formen des Geldverkehrs nicht ersetzen, sondern nur ergänzen. Gleichzeitig wird er, anders als Kryptowährungen von der Zentralbank ausgegeben. „Jeder digitale Rubel wird genauso identifizierbar sein wie ein Papierrubel. Es wird in der Bilanz der Zentralbank stehen, und wir erwarten, dass die Einführung dieser Praxis den Kunden einen gleichberechtigteren Zugang zum bargeldlosen Zahlungsverkehr ermöglicht, der wiederum zügiger abläuft als im Falle von Kartenzahlungen. Der digitale Rubel wird die Form werden, die die Eigenschaften von Bargeld und bargeldlosem Rubel kombinieren soll“, erklärte Zabotkin.

Anatoliy Aksakov, Vorsitzender des Staatsduma-Ausschusses für den Finanzmarkt, nahm ebenso zu dem Thema Stellung. Seiner Meinung nach werde es eine wachsende Nachfrage nach der neuen digitalen Währung geben: „Wir sprechen über eine für die Bürger bequeme Form des Geldes, die die bisherigen nicht aufheben, sondern mit ihnen konkurrieren wird. Zu diesem Zweck wird eine entsprechende intuitive Anwendung erstellt, die durchaus auch in einem Smartphone genutzt werden kann“, so der Abgeordnete. Darüber hinaus betonte er, dass im Falle des zunehmenden Sanktionsdrucks auf Russland seitens westlicher Länder und der drohenden Abkopplung vom SWIFT-Bankinformations-Austauschsystem, Abrechnungen in digitalen Währungen länderübergreifend genutzt werden können, was zur Reduzierung ihrer Kosten beiträgt.

Alexei Malinovsky, Leiter von Master Card in Russland, gab an, dass auch Länder wie Schweden, Kanada und Singapur mit der Einführung von digitalen Währungen experimentieren. „Etwa 80 Prozent der Zentralbanken der Welt forschen in diesem Bereich, und 10 Prozent werden in den nächsten zwei bis drei Jahren Pilotprojekte durchführen, darunter China, Kambodscha und die Bahamas“. Die neue digitale Technologie müsse, um breite Popularität zu erlangen, ihren Nutzern einen „Mehrwert“ anbieten – neue Möglichkeiten, die ihnen bisher noch vorenthalten werden. Eine davon ist es, billigere und schnellere Transaktionen zu ermöglichen, glaubt Malinovsky.

[hrsg/russland.NEWS]

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