Tourismusbranche St. Petersburgs vor PleitewelleSt. Petersburg © wietek

Tourismusbranche St. Petersburgs vor Pleitewelle

Der Regionalzweig Nordwest der Russischen Union der Reiseindustrie (SZRO RST) erwartet eine Welle von Konkursen bei den Reiseveranstaltern St. Petersburgs wegen der Massenstornierungen von Reisen aufgrund der Covid-Beschränkungen, die die Behörden für die Zeit der Neujahrsferien ausgesprochen haben.

„Die von den St. Petersburger Behörden für Neujahr und Weihnachten eingeführten Beschränkungen machen nicht nur alle positiven Ergebnisse zunichte, sondern treiben alle, die am Herbst-Cacheback-Programm von Rostourism teilgenommen haben, in den Ruin“, schreibt der Pressedienst des SZRO RST auf dem Portal Interfax-Tourismus.

Der Verkauf von Reisen mit Cachebacks von bis zu 20 Prozent fand vom 15. Oktober bis 5. Dezember statt. Daran nahmen 85 Prozent der Tourismusunternehmen der Nordwestregion teil, und die meisten von ihnen haben stark in die technischen Vorbereitungen für die Teilnahme an dem Programm investiert.

„Die dafür notwendigen Hauptausgaben der Reiseveranstalter sind Werbung, Internet-Akquise und Provisionen an Banken, Vergütung von IT-Spezialisten und Fachpersonal, technische Unterstützung und Beratung der Kunden rund um die Uhr“, so die Leiterin von RST-Nord-West Marina Uschakowa.

Am 4. Dezember hat die Regierung von St. Petersburg neue Vorschriften erlassen, um die Verbreitung von COVID-19 zu stoppen. Für die Zeit der Neujahrsfeiertage sind Veranstaltungen mit mehr als 50 Personen verboten, Wasserparks und Ozeanarien sind geschlossen.

Vom 25. Dezember bis zum 29. Dezember und vom 4. Januar bis zum 10. Januar sind Restaurants nur von 6:00 bis 19:00 Uhr geöffnet. Vom 30. Dezember bis zum 3. Januar dürfen sie nur Essen zum Mitnehmen ausgeben.

Vom 30. Dezember bis zum 10. Januar sind Museen, Theater, andere Organisationen der darstellenden Künste, Ausstellungen und Konzerte geschlossen. Veranstaltungen mit mehr als 50 Personen sind untersagt, sofern die russische Verbraucherschutzbehörde Rospotrebnadzor nichts anderes bestimmt. In dieser Zeit sind auch touristische Busfahrten ausgesetzt.

Vor allem Vertreter der Tourismusbranche waren empört, dass den neuen Beschränkungen keine Gespräche mit Unternehmern vorausgingen.

„Die Reiseunternehmen erfuhren aus den Nachrichten von den sie betreffenden Beschränkungen. Die heutige wirtschaftliche Situation im Tourismussektor von St. Petersburg ist jedoch so, dass die Reiseveranstalter im Falle weiterer Verluste Insolvenzen und ein Zurückfallen auf das Niveau der 90er Jahre erleben werden. Touristen, die trotzdem nach St. Petersburg kommen, werden auf sich allein gestellt sein und eine leichte Beute von Betrügern werden. Darüber hinaus ist noch nicht geklärt, wie sich diese Situation auf die Ausbreitung des Virus auswirken wird“, sagte Uschakowa.

Der regionale Zweig des RST ist bisher noch nicht in der Lage, zu sagen, wie hoch der Anteil stornierter Reisen ist. Bisher würden die Touristen noch immer bei den Reiseveranstaltern nach Alternativen suchen. Die Reiseveranstalter wiederum versuchen, die Programme so zu ändern, dass sie den neuen Anforderungen entsprechen.

Nach Angaben seines Pressedienstes hat RST-Nord-West einen Appell an die Verwaltung von St. Petersburg mit Vorschlägen für Unterstützungsmaßnahmen für die katastrophengeschädigte Tourismusindustrie gerichtet. Er beinhaltet einen Antrag auf Zuweisung direkter Subventionen für mindestens 5 Monate (Dezember, Januar, Februar, März, April) in Höhe des regionalen Mindestlohns für die Zahlung von Löhnen, um Arbeitnehmer zu halten. Daneben die Verpflichtung, Versicherungsprämien für das 3. und 4. Quartal 2020 an die Unternehmen der Reisebranche zurückzugeben, und die Forderung, keine Mindeststeuer auf das Einkommen von Tourismusorganisationen zu erheben, die das vereinfachte Steuersystem oder das Hauptsteuersystem für 2020 verwenden.

Mehr als hundert Bars und Restaurants in St. Petersburg haben inzwischen ihre Absicht angekündigt, trotz des Verbots der Stadtbehörden, über Silvester zu arbeiten.

Eine interaktive Karte zeigt auf der Website Resistance Map mehr als hundert Gastronomiebetriebe, die die Beschränkungen der Stadtbehörden nicht anerkennen. Sowohl die Verwaltung als auch ein normaler Besucher können der Karte eine geöffnete Bar oder Shisha-Bar hinzufügen.

„Wir haben mit den Eigentümern mehrerer Bars gesprochen und ihren Widerstand gegen den Erlass № 121 verstanden: Wenn sie gemäß dem Erlass handeln, sind sie faktisch schon tot. Wenn sie ihn ignorieren, gibt es eine fast schon geisterhafte Überlebenschance. Wir haben auch erfahren, dass die meisten von qualifizierten Juristen unterstützt werden, die schon seit der ersten Pandemiewelle kämpfen“, heißt es in der Erklärung.

In der Erklärung heißt es außerdem, dass St. Petersburg trotz der Einschränkungen für Restaurants und Bars die Arbeit der Neujahrsmessen und -festivals sowie der Plattformen für Veranstaltungen und Massensportveranstaltungen fortsetzt.

Zuvor hatte der Intersektorale Koordinierungsrat für Gastgewerbe und Dienstleistungen von St. Petersburg einen offenen Brief an Gouverneur Alexander Beglow geschickt, in dem er das Dekrets vom 2. Dezember 2020 und die Lahmlegung der gesamten Tourismusindustrie ablehnt.

[hrsg/russland.NEWS]

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