„6G unter Umgehung von 5G ist unmöglich“: Skolkowo über russische Mobilfunkpläne

„6G unter Umgehung von 5G ist unmöglich“: Skolkowo über russische Mobilfunkpläne

 Der Direktor des Skolkowo Institute of Science and Technology (Skoltech) Alexander Kuleschow glaubt, dass die Entwicklung von 6G erst nach der Verbesserung von 5G möglich ist. Daher ist der Übergang von 4G zu 6G nicht durchführbar, so Kuleschow in einem Interview mit der russischen Wirtschaftszeitung RBK.

„Von der schrittweisen Umsetzung her gesehen ist das völliger Unsinn: Der Wechsel zu 6G, unter Umgehung von 5G, wird nicht funktionieren. Denn in der Mobilkommunikation ist die neue Generation eine schrittweise technologische Verbesserung des bestehenden Standards“, kritisierte der Skoltech-Chef.

Ende Juli hatte die russische Zeitung Kommersant berichtet, dass Skoltech und das Radio Research Institute (NII Radio) bis 2025 mehr als 30 Milliarden Rubel für die Erforschung des neuen Kommunikationsstandards 6G erhalten könnten. Der stellvertretende Premierminister Dmitry Tschernischenko hätte angewiesen, zusätzliche Mittel für die Entwicklung von 6G-Netzen bereitzustellen. Bereits im November 2020 begannen konkrete Planungen, mehr als 208 Milliarden Rubel für die Entwicklung von Mobilfunknetzen der fünften Generation in einem von Rostec vorbereiteten Projekt auszugeben, darunter fast 29 Milliarden Rubel aus dem Budget.

Anfang August wurden die Skolkowo-Stiftung, Skoltech und der Skolkowo-Technopark von den USA mit Sanktionen belegt. Laut Kuleschow müsste man sich an der Arbeit internationaler Gruppen beteiligen, um den 6G-Standard zu entwickeln, aber dies zu tun ist nur möglich, „wenn man es darf“.

Mittlerweile bauen die meisten Betreiber weltweit Netzwerke auf Geräten auf, die den 5G-Standard unterstützen. Die Arbeit an 6G hat gerade erst begonnen und wird frühestens 2027 beginnen. Nach den Erwartungen von Samsung wird die Entwicklung des 6G-Standards bis 2028 abgeschlossen sein, und kommerzielle Netzwerke werden ab 2030 massenhaft erscheinen.

In Russland gibt es außer Testnetzen bisher keine wirtschaftlich tragfähigen 5G-Netze. Russische Betreiber haben wiederholt darum gebeten, ihnen Frequenzen von 3,4 bis 3,8 GHz zuzuweisen, wurden jedoch stets abgewiesen, da diese Bandbreite in Russland für Geheimdienste und Roskosmos vorbehalten ist.

Russische Mobilfunkbetreiber stehen den Aussichten von 6G skeptisch gegenüber: Ihrer Meinung nach sollte man sich angesichts von Sanktionen und Ausrüstungsengpässen auf die Modernisierung und Aufrechterhaltung der Infrastruktur für den 4G-Standard konzentrieren, der bisher für „die Bedürfnisse der Kundschaft vollständig ausreichend“ sei. Bereits im März, nachdem ausländische Anbieter von Telekommunikationsgeräten den russischen Markt verlassen hatten, hatte Rostec vorgeschlagen, sich statt auf 5G auf die Entwicklung von 4G Netzen (LTE) zu konzentrieren.

[hrsg/russland.NEWS]

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