5.Manufacturers Forum: „Selbst in schwierigen Zeiten geht es voran“© russland.NEWS

5.Manufacturers Forum: „Selbst in schwierigen Zeiten geht es voran“

„Handeln statt reden“, unter diesem Motto fand am 25. September vom owc-Verlag organisierte praxisbezogene außenwirtschaftliche Konferenz in Frankfurt statt. Es ging vor allem um die Lokalisierung in Russland, Kasachstan und Belarus. Ingenieurwesen, Bauwirtschaft, Pharma und Landwirtschaft und Lebensmittelindustrie standen dabei im Mittelpunkt.

Bei der Lokalisierung ist Russland sehr stark und erfolgreich, so der Grundtenor des Forums. Kapazitäten intern im Land entwickeln, Ressourcen suchen, Wertschöpfungsketten aufbauen – das ist das Motto der deutschen Unternehmen heute, meinten die Experten der Veranstaltung. Denn angesichts der Coronakrise und dem Streben von Russland und auch Kasachstan, vor allem im Bereich Nahrungsmittel sich unabhängiger zu machen, ist die Lokalisierung die richtige Antwort auf die neuen Herausforderungen. Wegen der politischen Situation ist aber Belarus im Moment kein Land, wo man seine Produktion hinbringen sollte. Für Investment ist die Lage im Moment undurchschaubar.

Herausgeber Ulf Schneider vom owc-Verlag bezeichnete die russische Lokalisierungspolitik oder Substitutionspolitik als „Zuckerbrot und Peitsche“ für deutsche Unternehmen. Reinhold von Ungern-Sternberg, Geschäftsbereichsleiter des BVMW bestätigte diese Wahrnehmung. Mittelständische und Kleinunternehmen haben weiterhin ein großes Interesse am russischen Markt, verfolgen konkrete Projekte und kooperieren mit russischen Regionen und Universitäten. Es gibt aber noch mehr Chancen, die von deutschen Unternehmen in Russland nicht ganz wahrgenommen werden, so Ungern-Sternberg.

Andreas Steininger vom Ostinstitut Wismar hält die Lokalisierung in Russland für eine gute Idee, da sie das Ziel verfolgte, mehr Industrie und Arbeitsplätze mit Steuer- und Zollvorteilen für Investoren, die früher nur noch exportiert haben, ins Land zu holen. Allerdings hat sich die „brillante Idee“ mehr als eine „Peitsche“ erwiesen, denn die Lokalisierung war an zu vielen Bedingungen verknüpft.

Thomas Mundry, Partner der Schneider Group betonte, dass die rechtliche Unsicherheit für  ausländische Inverstoren in Russland „Schnee von gestern“ sei. Der Rechtschutz ist präsent und ausländische Unternehmen können ihre Gewinne aus dem Land ausführen.

Die Konferenz thematisierte auch den schwierigen Handelskrieg zwischen den USA und China und seine Auswirkungen auf Russland, sowie die amerikanischen Sanktionen gegen Russland. Andreas Steininger wies darauf hin, dass die EU-Sanktionen inzwischen kaum eine Rolle spielen, man habe „sich mit ihnen angefreundet“. Die US-Sanktionen stellen allerdings ein ernsthaftes Problem dar, denn sie betreffen Bürger und Unternehmen anderer Staaten, die Geschäfte mir Russland machen wollen. Das sind extraterritoriale Sanktionen. „Von heute auf morgen können deutsche Manager sanktioniert, sogar in Haft genommen und ihre Konten eingefroren werden.“ Das ist ein Damoklesschwert für deutsche Firmen, die Geschäfte in den Vereinigten Staaten machen, aber auch in Russland investieren wollen, so Steininger.

[Daria Boll-Palievskaya/russland.NEWS]

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