4. Unternehmertag: Russland in Mecklenburg-Vorpommern – „Auf Gemeinsamkeiten setzen“ [mit Video]

4. Unternehmertag: Russland in Mecklenburg-Vorpommern – „Auf Gemeinsamkeiten setzen“ [mit Video]

Am Mittwoch fand die Konferenz „4. Unternehmertag: Russland in Mecklenburg-Vorpommern“ statt. Die Veranstaltung verlief im Off-Format in Rostock mit einer Online-Schaltung aus St. Petersburg. Das Symbol der Konferenz war die Brücke.

In Ihrem Begrüßungswort betonte die Ministerpräsidentin des Landes Mecklenburg-Vorpommern Manuela Schwesig, dass der Austausch mit Russland für ihr Bundesland viel bedeutet. „Der Russlandtag hat sich seit seiner Gründung zur größten Wirtschaftskonferenz entwickelt und darauf sind wir stolz“, so Schwesig. Dialog bedeutet auf die Gemeinsamkeiten zu setzen. „Es ist besser miteinander zu reden, als Türen zuzuschlagen und die Chancen vergeben. Die Zusammenarbeit mit Russland bedeutet ein Gewinn für beide Seiten“. Mecklenburg-Vorpommern wird den Bau von Nordstream 2 auch weiterhin unterstützen.

Der stellvertretende Minister für Industrie und Handel der Russischen Föderation Wasilij Osmakow wies darauf hin, dass die Wirtschaftsbeziehungen mit Mecklenburg-Vorpommern ausgezeichnet sind, die Umsätze steigen und es laufen viele spannende Projekte. Der traditionelle Schwerpunkt ist der Schiffbau.

Seit 2001 sind Mecklenburg-Vorpommern und das Leningrader Gebiet Partner. Der Gouverneur des Leningrader Gebietes Aleksander Drosdenko sprach darüber, dass Verkehrs- und Gesundheitssektor, Logistik, digitale- und grüne Wirtschaft im Zentrum der wirtschaftlichen Partnerschaft stehen. Ungeachtet der Krise gibt es eine gute Zusammenarbeit, so der Gouverneur.

In der Gesprächsrunde über die regionale Partnerschaft ging es um die Schwierigkeiten während de Pandemie und in der politischen Krise. Der kulturelle, wissenschaftliche Austausch geht aber weiter, so Manuela Schwesig. Im Gespräch zu sein ist besser, als sprachlos zu sein. Die Landesregierung will die regionale Partnerschaft pflegen, sie darf nicht unterbrochen werden.

Sergej Netschajew, russischer Botschafter in Deutschland, der nach Rostock kam, sprach über die Wichtigkeit des Unternehmertages. Der dient für die Stärkung des Vertrauens. Die Veranstaltung ist über die regionale Dimension längst hinausgewachsen. Der Botschafter äußerte sich optimistisch über die Perspektiven der deutsch-russischen Beziehungen. Matthias Platzeck, Ministerpräsident a.D. und Vorstandsvorsitzender des Deutsch-Russischen Forums, erinnerte daran, dass am 22. Juni der Beginn des Hitlers-Überfall auf die Sowjetunion jährt. „Geschichtsvergessen kann zu falschen Entscheidungen führen“, warnte der Politiker.

Der Vorstandsvorsitzende der Deutsch-Russischen Auslandshandelskammer und Delegierter der Deutschen Wirtschaft in Russland, Matthias Schepp, gab eine Einschätzung der wirtschaftlichen Situation für deutsche Unternehmen in Russland. Vor zwei Wochen wurde eine Umfrage unter den Mitgliedern der AHK gestartet und die vorläufigen Ergebnisse können sich sehen lassen. 94 Prozent der Befragten sehen die Situation ihres Unternehmens in Russland als sehr gut, gut oder befriedigend. „Unsere Mitglieder haben steigende Umsätze und Gewinne“. 71 Prozent haben sogar vor, zusätzliches Personal einzustellen. Nur acht Prozent sehen pessimistisch in die Zukunft. Über die Hälfte sind der Meinung, dass Russland für die deutsche Wirtschaft steigende Bedeutung haben wird. Nach Angaben der Deutschen Bundesbank haben deutschen Unternehmen über eine Milliarden Euro in Russland investiert.

Susanna Masson, Geschäftsführerin der masson GmbH aus Strahlsund, bestätigte die positive Einstellung der Unternehmen, die mit Russland Geschäfte machen. „Für uns ist Russland ein potenzieller Wachstumsmarkt“.

Oliver Hermes, Vorsitzender des Ostausschusses der Deutschen Wirtschaft sprach eindeutig für Nordstream 2 aus und betonte entschieden: „Wir sind gegen jeden Versuch, unsere Energiepartnerschaft in Frage zu stellen“. Die deutsch-russische Energiepartnerschaft soll zu einer Energieallianz entwickelt werden.

„Erdgas und seine Infrastruktur bauen uns eine Brücke in die Welt CO2-freier oder -neutraler Gase wie Wasserstoff, die künftig für industrielle Anwendungen oder im Verkehr benötigt werden“, sagte Hermes. Wer den Klimaschutz in Europa ernst nehme, müsse sich gerade dem Osten Europas zuwenden. „Ob die Klimawende auf unserem Kontinent gelingt und ob sie neuen Wohlstand schafft, entscheidet sich auch in und mit Russland“, sagte Hermes. Der Ost-Ausschuss-Vorsitzende plädierte für einen gemeinsamen „Wirtschafts- und Umweltraum von Lissabon bis Wladiwostok“.

In der zweiten Gesprächsrunde ging es um aktuelle wirtschaftliche Situation der deutsch-russischen Zusammenarbeit. Harry Glawe, Minister für Wirtschaft, Arbeit und Gesundheit des Landes Mecklenburg-Vorpommern, meinte, man soll in den Fokus stellen, was möglich ist. „Unsere Beziehungen sind hervorragend“. Nordstream 2 ist dabei das wichtigste Projekt. Auch der medizinische Bereich wird ausgebaut.

Georgi Semenenko, Hauptaktionär und CEO der Kirovsky Zavod AG in St. Petersburg und Reinhard Ontyd, Chief Commercial Officer der Nord Stream 2 AG nahmen an der Diskussion teil. Eins der Themen waren die Sanktionen. „Wir setzten unsere Tätigkeit fort trotz Sanktionen“, so Sergey Bykovskich, Präsident von Henkel Russia Russland sei für Henkel einer der größten Märkte. „Wir haben 11 Werke in Russland“, betone Bykovskich. Allerdings benachrichtigt die Schwächung der russischen Währung das Geschäft.

Mit Russland im konstruktiven Dialog bleiben – das war der Grundton der Konferenz.

Anschließend fanden Workshops zu sechs Schwerpunkten wie Energie, Transport oder Startups statt.

[Daria Boll-Palievskaya/russland.NEWS]

Der Ost-Ausschuss-Vorsitzende beim Russland-Tag in Rostock (2. Juni 2021)

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