Zahl der Armen und Arbeitslosen in Russland steigt – Industrieproduktion weiter gebremst

Zahl der Armen und Arbeitslosen in Russland steigt – Industrieproduktion weiter gebremst

Die Zahl der Russen mit Einkommen unter dem Existenzminimum erreichte im zweiten Quartal 2020 Rosstat zufolge 19,9 Millionen Menschen. Im Vergleich zum gleichen Zeitraum des Jahres 2019 hat Russlands Armutsrate sowohl in Bezug auf den Anteil (13,5 Prozent der Bevölkerung des Landes gegenüber 12,7 Prozent) als auch zahlenmäßig zugenommen.

Rosstat vermerkte ein Wachstum der armen Bevölkerung um 1,3 Millionen, das nach Angaben der Statistikbehörde durch „einen Rückgang der Geschäftstätigkeit während der Pandemie und folglich einen Rückgang der Realeinkommen“ begünstigt wurde. Diese Statistik berücksichtigt Zahlungen aus dem öffentlichen Haushalt, insbesondere an Familien mit Kindern. Laut Rosstat stiegen die Reallöhne der Russen von Januar bis Juli im Jahresverlauf um 2,9 Prozent. Die Behörde erklärt dies damit, dass mittlere und große Unternehmen am wenigsten von der Krise betroffen waren.

Die Arbeitslosigkeit in Russland ist im August auf 6,4 Prozent gestiegen, das sind 0,1 Prozent mehr als im Juli, so andere Daten von Rosstat. Die Gesamtarbeitslosenquote ist die höchste seit März 2012, als sie 6,5 Prozent betrug. Im August gab es im Land 4,8 Millionen Arbeitslose, von denen 3,64 Millionen offiziell bei den Arbeitsämtern registriert waren. Die Zahl der Menschen ohne Arbeit stieg im August gegenüber dem Vormonat um 77.000 Menschen.

Ministerpräsident Michail Mischustin hatte vor zehn Tagen angeordnet, weitere 35,3 Milliarden Rubel für die Zahlung von Arbeitslosengeld in Russland bereitzustellen. Bis zum 31. August wurden mehr als 83 Prozent der Haushaltsmittel für diese Zwecke ausgegeben. Das zusätzliche Geld wird nach Berechnungen des Arbeitsministeriums bis Mitte Oktober ausreichen.

Rosstat errechnete ebenfalls, dass die Industrieproduktion in Russland im August um 7,2 Prozent zurückgegangen ist. Im Vergleich zum Juli hat sich der Rückgang verlangsamt und lag zu diesem Zeitpunkt bei 8 Prozent. Von Januar bis August war die Industrieproduktion um 4,5 Prozent gesunken. Auf das Jahr bezogen war der Bergbau mit minus 11,8 Prozent besonders betroffen, gefolgt von dem Bereich Wasserversorgung, Kanalisation und Abfallentsorgung (minus 6,8 Prozent), der verarbeitenden Industrie (minus 4,1 Prozent) sowie der Wärme- und Energiewirtschaft und Gasversorgung (minus 3,6 Prozent). Das Wirtschaftsministerium prognostiziert, dass die Industrieproduktion in Russland bis Ende 2020 um 4,1 Prozent sinken wird. Die Prognose verbesserte sich, früher war das Ministerium on einem Rückgang um 5,2 Prozent sinken würde.

Die russische Wirtschaft werde aber bis zum dritten Quartal nächsten Jahres zu den Werten vor der Krise zurückkehren, so Wirtschaftsminister Maxim Reschetnikow. Sein Ministerium schätzt den Rückgang des russischen BIP in diesem Jahr auf 3,9 Prozent.

[hrsg/russland.NEWS]

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