Volkswagen zurück in Russland? Fabrikneue Autos mit VW-Technik wieder offiziell im Angebot

Volkswagen zurück in Russland? Fabrikneue Autos mit VW-Technik wieder offiziell im Angebot

Volkswagen hat sich offiziell aus Russland zurückgezogen. Doch Recherchen der deutschen Wochenzeitung Die Zeit weisen darauf hin, dass weiter Autos mit VW-Technik über eine Webseite angeboten werden. Der deutsche Konzern soll unter der Marke Jetta Autos, die ursprünglich für China entwickelt wurden, über Parallelimporte nach Russland liefern.

Konkret geht es um sogenannte Jetta-Modelle, die von einem Joint Venture zwischen VW und dem chinesischen Autokonzern FAW gefertigt werden. Man muss schon genau hinsehen, um ihn nicht mit einem deutschen Automodell zu verwechseln: Im Seitenprofil betrachtet, ist der Jetta VS5 nur schwer zu unterscheiden von einem Volkswagen Tiguan, einem SUV aus Wolfsburg. Der jetzt online angebotene VS5 basiert auf VWs modularem Querbaukasten, nutzt die Technik von Seat Ateca sowie Škoda Karoq und wird von VW-Motoren angetrieben. Produziert werden sie im chinesischen FAW-Volkswagen Werk in Chengdu.

Und der VA3, ebenfalls ein Jetta-Modell, erinnert bis ins Detail an den Polo-Stufenheck von VW, der noch bis Februar 2022 auch im russischen VW-Werk in Kaluga für den dortigen Markt gebaut wurde. Ebenfalls hat in Russland der Verkauf des Jetta VS7 begonnen, des Flaggschiffs der Jetta-Reihe.

Im Jahr sollen 2023 rund 11.000 Jetta zu Händlern nach Russland exportiert und dort dank eines gut entwickelten Netzes offizieller Partner weiterverteilt worden sein – nicht die bekannten VW-Modelle Jetta vom europäischen Markt, sondern die seit 2019 von VW für den chinesischen Markt entwickelten Modelle.

Offiziell hatte sich Volkswagen 2022 aus Russland zurückgezogen und das Werk in Kaluga verkauft. Was weiß VW darüber, dass trotz des Embargos neue Fahrzeuge mit Teilen aus Wolfsburg in Russland zum Kauf angeboten werden? Die Zeit schreibt: „Nichts“, VW verweist auf Nachfrage auf unautorisierte Händler aus China.

Auf einer mittlerweile wieder erreichbaren Online-Seite wurden seit Anfang Juli fabrikneue SUV Jetta VS5 in Russland zum Verkauf angeboten – und werden es wieder. Beim Betreiber der Webseite Jetta Motors soll es sich um die FAW Osteuropa GmbH handeln. Das ist ein Unternehmen, das eine 100-prozentige Tochter der China FAW Group Import & Export Co. ist und gleichzeitig eine Abteilung der FAW in China.

Dass jetzt fabrikneue in China produzierte VW offen in Russland angeboten werden, hat eine neue Qualität. Das dürfte nicht nur das Joint Venture zwischen VW und FAW einer starken Belastungsprobe aussetzen, sondern wirft die brisante Frage auf, wie viel der Wolfsburger Konzern wirklich von der Sache wusste und weiß. Vorsätzliche Umgehungshandlungen von EU-Sanktionen (hier: Luxusgüter wie Autos) gegen Russland können als mittelbarer Verstoß und somit als Straftat ausgelegt werden. In diesen Fällen drohen den Verantwortlichen Freiheitsstrafen. Für fahrlässige Verstöße sieht das Gesetz immerhin empfindliche Geldbußen vor. Die Volkswagen AG soll inzwischen ihren Unmut über die Jetta-Lieferungen geäußert haben und will dagegen vorzugehen. FAW zufolge ist kein Verkaufsstopp geplant.

Ende der 1970er Jahre entwickelte Volkswagen auf der Basis seines Erfolgsmodells Golf den Kleinwagen Jetta, der neben Deutschland auch in drei weiteren Ländern produziert wird.

Europas größter Autobauer konnte überraschend im zweiten Quartal des Jahres eine Umsatzsteigerung verkünden. In den drei Monaten bis Ende Juni steigerte der Konzern den Umsatz um 4 Prozent auf rund 83,3 Milliarden Euro.

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