US-Rentenfonds investieren trotz US-Sanktionen in russische Wirtschaft

US-Rentenfonds investieren trotz US-Sanktionen in russische Wirtschaft

Die Renten von Millionen von Amerikanern hängen direkt mit dem Wohlergehen der russischen Wirtschaft und Moskaus freiem Zugang zu internationalen Finanzplattformen zusammen, haben die US-Agentur Bloomberg und ihre russischen Kollegen von RBK herausgefunden. Besonders in Kalifornien profitieren die in den Vereinigten Staaten renommierten Massenberufe bei Feuerwehr und Polizei von den Einnahmen der Pensionsfonds aus Geschäften mit potentiell toxischen Wertpapieren aus Russland.

Allein Kaliforniens Pensionskasse California Public Employees‘ Retirement System (CalPERS) hält 1,1 Milliarden US-Dollar seiner Fonds in russischen Schuldverschreibungen.

CalPERS versorgt zwei Millionen Rentner. Zum 30. Juni hielt der Fonds Anteile an russischen Unternehmen im Wert von 872 Millionen US-Dollar. Davon entfallen 658 Millionen auf Unternehmen wie Gazprom, Lukoil, Novatek, Rosneft, Sberbank, VTB und Surgutneftegaz, die alle von US-Sanktionen betroffen sind. Am 11. Oktober wurde berichtet, dass die Anlagen des Fonds CalPERS in russische Staatsanleihen zum Ende Juni um sieben Prozent gegenüber 2017 gestiegen sind und 460 Millionen Dollar erreicht haben. Dank dessen gehört der Staat Kalifornien zu den zehn größten russischen Staatsschuldnern.

Wertpapiere russischer Unternehmen, die unter die Sanktionen fallen, gehören ebenfalls zu den Vermögenswerten der Pensionskassen des California State Teachers ‚Retirement Systems (CalSTRS), das die Interessen von Lehrern vertritt, und dem Florida Pension Fund (Florida Retirement System). Im Portfolio von CalSTRS befinden sich Aktien von Lukoil im Wert von 161 Millionen Dollar. Die Florida Foundation besitzt 354 Millionen US-Dollar in russischen Wertpapieren. Der New York State Pensionsfonds (NYSCRF) bringt es auf russische Aktien in Höhe von 82,7 Millionen Dollar. Zusammen liegt die Summe der Investitionen amerikanischer Fonds in russische Wertpapiere bei eineinhalb Milliarden Dollar.

Warum die größten US-Pensionsfonds entgegen der offiziellen Rhetorik in die russische Staatsschulden investieren und damit direkt gegen die Sanktionsgesetze verstoßen, ergibt sich aus der Logik Politik ist Politik und Geschäft ist Geschäft. Amerikanische Pensionsfonds stehen wie alle kapitalistischen Akteure unter dem Druck, ständig Einnahmen zu generieren. Sie müssen ihre Rentabilität erhalten, was den Fonds zunehmend schwerer fällt.

Im Jahr 2014 vermuteten Analysten des Bridgewater Hedge Fund, dass 85 Prozent der US-Pensionsfonds in Konkurs gehen könnten, da Einnahmen und Verbindlichkeiten zu sehr auseinanderdriften. Statt einer erforderlichen Rendite von 9 Prozent konnten sie nur eine von 4 Prozent aufweisen. Ähnlich ist die Situation auf staatlicher Ebene. Die finanzielle Lage der Pensionsfonds in Illinois, Kentucky, New Jersey, Pennsylvania und Kalifornien verschlechtert sich zunehmend. Das System platzt aus allen Nähten. Im Jahr 2017 ging der Dallas Police Pension Fund in Konkurs. Chicago und Illinois könnten die nächsten sein – die regionalen Budgets verfügen über 6,2 Milliarden Dollar, der Betrag der überfälligen Schulden beträgt 14,6 Milliarden.

So ist die Attraktivität der Aktien russischer Unternehmen für die US-Rententräger leicht zu erklären. Der Rubel gehört weltweit zu den unterbewerteten Währungen, was bedeutet, dass alle in ihm nominierten Vermögenswerte zukünftig steigen sollten. Darüber hinaus unterliegen die meisten russischen Energie- und High-Tech-Unternehmen dem Druck der Sanktionen, weshalb ihre Aktienwerte aufgrund des politischen Drucks unterbewertet sind. Russische Wertpapiere sind „toxisch“, nicht weil ihre Emittenten unzuverlässig sind, sondern allein wegen des politischen Konflikts zwischen Washington und Moskau.

Die Situation bei russischen Staatsanleihen, den so genannten Treasuries, in die amerikanische Pensionsfonds aller Ebenen jahrzehntelang vornehmlich investiert haben, erklärt ebenfalls, warum amerikanischen Pensionsfonds beschlossen haben, sie weiterhin zu kaufen. Die Rendite der langfristigen russischen Staatsanleihen (OFZ) betrug im April dieses Jahres 7,54 Prozent, während die Anleihen der Oktoberemissionen auf 8,98 Prozent stiegen – der ideale Prozentsatz für das Überleben amerikanischer Fonds.

Sie gelten als zuverlässig und bisher hat kein Staat Sanktionen gegen sie verhängt. Wenn US-Pensionsfonds russische OFZ kaufen, verletzen sie keine Gesetze. Den Zorn der amerikanischen Behörden können die Fonds nur bei ihren Aktiengeschäften mit russischen Unternehmen zu spüren bekommen. Die sehr guten Dividenden werden die Ängste aufwiegen.

Das Interesse amerikanischer Fonds an russischen Schuldverpflichtungen gibt Russland möglicherweise einen ausgezeichneten Hebel, um die Situation zu beeinflussen. Die für den November angekündigten neuen US-Sanktionen werden zeigen, wie wichtig die Einnahmen aus politisch toxischen Geschäften mit russischem Kapital für den Erhalt der US-Pensionsfonds ist. Der Zusammenbruch eines großen US-Pensionsfonds könnte eine Kettenreaktion auslösen, die weder von Hedgefonds noch von der Fed gestoppt werden könnten, und wie 2008 eine neue globale Krise auslösen.

US-Sanktionen gegen russische Treasuries sind demnach nicht zu erwarten, es sei denn die politische Führung der USA will die Renten von Millionen von Feuerwehrleuten und Polizisten aufs Spiel setzen.

[hub/russland.NEWS]

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